Geschichte
Um die Mitte des 13. Jahrhunderts besaß der Pruzzenführer Girdawe auf einer Anhöhe am Fluss Omet eine Burg. Während des Pruzzenaufstandes gegen den Deutschen Orden im Jahre 1262 weigerte sich Girdawe, gegen das Ordensheer zu kämpfen, brannte seine Burg nieder und begab sich unter den Schutz des Ordens nach Königsberg. Unter dem Komtur Heinrich von Eysenberg errichtete der Deutsche Orden anstelle der ehemaligen Pruzzenburg 1325 eine neue Burg zum Schutz gegen die Litauer. Diese belagerten die Burg 1347, konnten sie aber nicht einnehmen. 1368 wurde im Zusammenhang mit der Erwähnung des Burgherren Kuno von Hattenstein Gerdauen als Name der Burg genannt, der offensichtlich von Girdawe dem Pruzzenführer abgeleitet war. Unter dem Hochmeister Winrich von Kniprode wurde das Umland der Burg ab Mitte des 14. Jahrhunderts mit deutschen Einwanderern besiedelt. Am 21. September 1398 verlieh der Hochmeister Konrad von Jungingen Gerdauen das Kulmer Stadtrecht. Bald darauf wurde die Stadt mit einer Wehrmauer versehen, und man begann mit dem Bau einer Kirche. 1428 wurde das Nordenburger Dominikanerkloster nach Gerdauen verlegt. Als der Deutsche Orden nach dem 2. Thorner Frieden in finanzielle Schwierigkeiten geriet, verpfändete er 1469 unter anderem auch Gerdauen samt Burg an die Brüder Georg und Christoph von Schlieben, die später auch erbliche Eigentümer wurden. Ein großer Brand, der 1485 durch Polen verursacht wurde, richtete große Schäden in der Stadt an, die erst nach acht Jahren wieder behoben waren. Nachdem sich in Preußen die Reformation durchgesetzt hatte, wurde um 1530 das das Gerdauer Dominikanerkloster aufgelöst.
Nach der Bildung des Königreiches Preußen 1701 kam Gerdauen zum Kreis Rastenburg. Der preußische König Friedrich I. erteilte 1708 Gerdauen das Recht, jährlich vier Jahrmärkte abzuhalten. Während des Siebenjährigen Krieges überfielen im Sommer 1757 Kosaken das Schloss und verwüsteten es. Als Preußen nach dem Wiener Kongress seine Verwaltung neu gliederte, wurde Gerdauen am 1. Februar 1818 Kreisstadt des gleichnamigen Kreises. Die modernen Verkehrswege des 19. Jahrhunderts erreichten die Stadt zunächst 1858 mit der neuen Chaussee nach Angerburg. 1871 erfolgte der Anschluss an die Bahnlinie Thorn – Insterburg, nach Königsberg wurde 1898 eine Bahnstrecke eröffnet, und eine Kleinbahn nahm 1917 ihren Betrieb auf. Bedingt durch die günstigen Verkehrsanbindungen wurde Gerdauen zu einem bedeutenden Zentrum des Getreidehandels, außerdem waren eine Tuchmanufaktur und eine Gerberei vorhanden. Die Einwohnerzahl hatte sich 1910 von 2.887 im Jahre 1885 auf 3.028 erhöht.
Im Ersten Weltkrieg wurden durch Kampfhandlungen in der Nähe von Gerdauen im September 1914 zahlreiche Häuser zerstört. Mithilfe der Patenstädte Budapest und Berlin-Wilmersdorf konnte der Wiederaufbau bis 1921 abgeschlossen werden. 1939 hatte sich die Zahl der Einwohner auf 5.118 erhöht. Der Zweite Weltkrieg richtete relativ wenig Schaden in Gerdauen an. Seit Kriegsende 1945 gehört die Stadt zur russischen Exklave Kaliningrad und wurde in Schelesnodoroschny („Eisenbahnstadt“) umbenannt. Auch nach Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung blieb die Stadt zunächst gut erhalten, doch die neue Grenzlage erschwerte die weitere Entwicklung. Ab den 1960er Jahren begann der Verfall der Stadt. Ein erheblicher Teil der Altbausubstanz ist seither zerstört, auch die Kirche ist heute nur noch eine Ruine.
Basierend auf dem Artikel Schelesnodoroschny (Kaliningrad) der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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