Geschichte
Die heutige Industriegemeinde Schwarzheide entstand am 1. Oktober 1936 durch den Zusammenschluss der beiden bis dahin völlig selbstständig entwickelten Gemeinden Zschornegosda (heute Schwarzheide-West) und Naundorf (heute Teil von Schwarzheide-Ost).
Der Name der Stadt entstand aus der freien Übersetzung des aus dem Sorbischen stammenden Namen des Ortes "Zschornegosda" (corny = schwarz, gozd = Heide, Wald).
Der Zeitpunkt der Gründung des Ortes verliert sich im Dunkel der Geschichte. Vermutlich wurden die Dörfer Zschornegosda und Naundorf im Zuge der christlichen Missionierung im Verlaufe des 12. und 13. Jahrhundert gegründet. Solche kleinen Dörfer werden jedoch erst dann schriftlich erwähnt, wenn für diese gegenüber den jeweiligen Landesherren oder Kirchenvertretern bestimmte Rechte oder Pflichten festgeschrieben werden.
Der erste schriftliche Nachweis von Naundorf (als Nuwendorff) stammt aus einer Verpfändungsurkunde aus dem Jahre 1421. Zschornegosda wurde erstmals 1449 (als Cschörnegast) in der Lehensurkunde des Herzogs Friedrich von Sachsen urkundlich erwähnt. Während das an einem Übergang der Schwarzen Elster gegenüber der Stadt Ruhland gelegene Naundorf ein typisches Straßendorf war, war das ursprüngliche Fischerdorf Zschornegosda, im Gegensatz zu den für die Gegend typischen slawischen Rundlingen, ein sogenanntes Hofreitendorf. Es bestand aus einer stark gekrümmten Gehöftzeile, die sich nach Nordosten offen um die Kapelle des Dorfes legte. Die Kapelle selbst stand auf dem höchsten Punkt einer flachen Sandkuppe, der heutigen Dorfaue. Die damals etwa 20 Grundstücke der Bauern, die Hofreiten, waren Flächen von etwa 25 x 300 m deren Stirnseite in Richtung der Kapelle zeigte.
Die Entwicklung der beiden Dörfer wurde immer wieder durch Plünderungen infolge verschiedenster Kriege, große Brände und Seuchen erheblich behindert. So betrug die Zahl der Einwohner bis ins 18. Jahrhundert hinein kaum mehr als 100. Eine Pechhütte (1673) welche aus Kiefernholz Pech zum Abdichten der Fischerkähne, Wagenschmiere, Holzkohle und Kienruß herstellte sowie ein Eisenhammer (1725), der Ursprung des heutigen Lauchhammerwerkes, waren bis dato die einzigen größeren Industrieansiedlungen in unmittelbarer Umgebung.
Nach den ersten Funden von Rohbraunkohle westlich von Zschornegosda auf der Bockwitzer Flur um 1780, begann deren Abbau (über Tage) im großen Stil erst etwa hundert Jahre später, in dessen Folge auch die ersten Brikettfabriken gegründet wurden (Ferdinand, Victoria, Victoria II). Mit der einhergehenden Begradigung und Kanalisation der Schwarzen Elster um das entstehende Grubenwasser besser abfließen zu lassen, verschwinden auch die natürliche Auenlandschaft und der damit verbundene Fischreichtum, so dass die Fischerei als ehemals wichtigster Erwerbszweig völlig erlischt.
Um während des Krieges unabhängig von Ölimporten Benzin produzieren zu können, wurde 1935 nördlich der Stadt die Braunkohle-Benzin-AG (BRABAG) errichtet, welche mittels der Fischer-Tropsch-Synthese aus Braunkohle Benzin erzeugte. Zusammen mit der Errichtung der Industrieanlagen entstehen die heutige Bundesautobahn 13 und die zahlreichen Wohnungen der Belegschaft als Wandelhof- und Wasserturmsiedlung.
Vom Juli 1944 bis April 1945 befand sich im Nordosten der Stadt das Außenlager Schwarzheide, ein Zwangsarbeitslager des Konzentrationslagers Sachsenhausen, dessen etwa 1.000 überwiegend tschechische Juden hauptsächlich Arbeiten zur Aufrechterhaltung der Produktion der örtlichen BRABAG-Werke verrichten mussten. Die schweren und teilweise lebensgefährlichen Arbeiten überlebten nur etwa 600 Häftlinge, von denen im Mai 1945 wiederum, nur etwa 200 den Todesmarsch zum KZ Theresienstadt überlebten.
Aufgrund der strategischen Bedeutung der BRABAG-Werke wurde die Stadt während des Zweiten Weltkriegs durch unzählige Bombenangriffe zum Teil erheblich zerstört. Demzufolge existieren heute in Stadt und Umgebung, bis auf beispielsweise die Wasserturmsiedlung, kaum noch Gebäude aus der Zeit vor 1945, während gleichzeitig jährlich noch immer mehrere, zentnerschwere Blindgänger geborgen werden. Infolge des Potsdamer Abkommens wurde das BRABAG-Werk eine sowjetische staatliche Aktiengesellschaft (SAG) und diente den Reparationsleistungen an Polen und die Sowjetunion. Erst am 1. Januar 1954 wurde das SAG-Werk als VEB Synthesewerk Schwarzheide in die Hände der DDR übergeben.
Als die Industriegemeinde Schwarzheide in den 60er Jahren schon über 8.000 Einwohner zählte, wurde ihr am 11. Januar 1967 das Stadtrecht verliehen. Anfang der 80er Jahre hatte die Stadt kurzzeitig sogar mehr als 10.000 Einwohner.
Infolge der deutschen Wiedervereinigung von 1990 wurde das Synthesewerk Schwarzheide als einer der ersten Betriebe der Treuhandanstalt mit über 6.000 Arbeitsplätzen von der BASF AG als BASF Schwarzheide GmbH übernommen. Mit dem Niedergang der Braunkohleförderung ist die BASF Schwarzheide heute mit über 2.000 direkt Beschäftigten und zahlreichen Zulieferern der größte Arbeitgeber der Region.
Basierend auf dem Artikel Schwarzheide der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
Quelle | Autoren und Artikelversionen