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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
02.02.2025
05:32
 
 
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»
 

Geschichte

Bereits 1290 wird Stedten in einer Urkunde als Besitz Rüdiger von Stedin`s erwähnt. 1400 ging Stedten an Rudolf von Ziegler, einem Lehensmann der Grafen von Gleichen. Im Jahre 1613 gehörte Stedten zum Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen, das Lehen hatte zu dieser Zeit eine Familie von Grieben inne. 1667 wechselte der Ort zum Herzogtum Sachsen-Gotha, auf dessen Gebiet es bis 1918 liegen sollte. Zwischen 1667 und 1735 gehörte Stedten der Familie von Fensterer, Grabplatten der Fensterer befinden sich noch heute in der Bischlebener Kirche.

Im Jahre 1735 erwarb der aus dem Württembergischen stammende Christoph Dietrich von Keller das Rittergut. 1737 ließ er ein Schloss und 1745 eine Kirche erbauen. Das Schloss soll einen Vorgängerbau in Form einer Wasserburg gehabt haben, dafür sprechen die Lage im Auenbereich der Gera sowie überlieferte Zeichnungen. Die kleine barocke Kirche am Fuße des Stedtener Wäldchens überstand im Gegensatz zum Schloss die Zeit der Bodenreform 1945-1949 unbeschadet. Der Sohn Christoph Dietrich von Kellers wurde 1789 in den Grafenstand erhoben, seine Familie unterhielt mit Wieland und Goethe freundschaftliche Beziehungen. Aus dieser Zeit ist bekannt, dass sich Schloss Stedten zu einem Ort der Musen entwickelte. Graf Dorotheus Christoph von Keller schickte drei seiner Söhne auf russischer Seite gegen Napoleon ins Feld, einer von ihnen trug 1817 die schwarz-rot-goldene Fahne der Burschenschaften zum Wartburgfest.

1844 begann der Bau der Thüringer Eisenbahn von Erfurt nach Gotha, die sich auch durch die Gemarkung Stedten zog. Stedten erhielt gemeinsam mit Bischleben einen Bahnhof und Gustav Graf von Keller wurde erster Thüringer Eisenbahndirektor. 1848 vertrat er Erfurt auf der Frankfurter Nationalversammlung. Auf Grund seiner Verpflichtungen im Dienste des Kaisers Wilhelm II. verpachtete dessen Sohn, Friedrich Wilhelm Graf von Keller, 1901 das Rittergut an einen Amtmann Beck († 1931). 1913 erwarb der Erfurter Kaufmann Tettenborn gräfliche Flächen entlang der Geratalstraße zum Zwecke der Wohnbebauung; mit dieser wurde auf Grund des Ersten Weltkrieges und der sich anschließenden Wirtschaftskrise jedoch erst Ende der 1930er Jahre begonnen.

Der Sohn Friedrich Wilhelm Graf von Kellers, Alexander, fiel mit 17 Jahren im Krieg, sein Onkel Franz Graf von Keller übernahm nach dem Tode des alten Grafen 1938 Schloss und Rittergut. Die ledige Tochter des Grafen Friedrich Wilhelm von Keller, Lolo, unterhielt im Schloss weiterhin die 1925 gegründete Ländliche Haushaltungsschule des Evangelischen Reifensteinverbandes. Ihre Schwester Marie war in den umliegenden Orten als couragierte Krankenpflegerin bekannt.

Zum 9. April 1923 wurde das bis dahin selbstständige Stedten der Gemeinde Bischleben zugeschlagen, letztere blieb beim Landkreis Gotha, ehe sie am 1. Januar 1950 zur Stadt Erfurt kam.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, den Stedten unbeschadet überstand, wurden durch die Verordnung der Landesverwaltung Thüringen vom 10. September 1945 zur Bodenreform auch in Stedten die Grafen von Keller enteignet und vertrieben, der Grundbesitz aufgeteilt und Schloss Stedten 1948/1949 abgerissen. Teile des Baumaterials wurden zum Bau der Umsiedlerhäuser verwendet, andere als Füllmaterial der Dammbewehrung an der Bischlebener Mühle. Wertvolle Kulturgüter gingen in unbekannten Besitz über oder wurden zerstört. Im ehemaligen Parkgelände des Herrenhauses stehen heute die genannten Umsiedlerhäuser und ein Gewerbebetrieb.

Stedten hat sich seit 1990 zu einem Ortsteil mit hohem Wohn- und Erholungswert entwickelt, eine überdimensionierte Bebauung konnte auf Grund von Einschränkungen im Zusammenhang mit einer Trinkwasserschutzzone verhindert werden. Sehenswert ist die erwähnte barocke Kirche, die seit 1976 im Besitz der katholischen Gemeinde ist. Der benachbarte Friedhof ist letzte Ruhestätte der Grafen von Keller und dürfte einer der ältesten seiner Art in Thüringen sein. Auch das Margarethe-Reichardt-Haus lohnt einen Besuch. In diesem Haus, welches nach Vorentwürfen des Bauhauskünstlers Konrad Püschel entstand, lebte und wirkte die ebenfalls der Bauhausschule entstammende Teppichwebmeisterin Margarethe Reichardt. Heute beherbergt dieses Haus ein städtisches Museum.

Basierend auf dem Artikel Stedten an der Gera der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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