Geschichte
Straach wurde im Jahre 1390 erstmals urkundlich erwähnt und erhielt seinen Namen aus dem Altsorbischen (Straach = Strauch). Bei der Betrachtung von geschichtlichen Daten muss man berücksichtigen, dass im Jahre 1582 Papst Gregor XIII. den nach ihm benannten Gregorianischen Kalender einführte. Hierbei gibt es eine zeitliche Lücke in der Geschichtsschreibung. Hinzu kommt, dass im Jahre 1691 Papst Innozenz XII. den Beginn des Kalenderjahres auf den 1. Januar legte. Bis dahin war der 1. März der erste Tag eines jeden Jahres.
Obwohl die Gemarkung Straach schon Spuren einer Besiedlung zwischen dem ersten und zweiten Jahrhundert zeigt, wurde der Ort „Stracho“ erst 1528 urkundlich erwähnt. Es war ein Amtsdorf und gehörte zum „Alten Amt Wittenberg“ Die Einwohner von Stracho, die aus einigen Hüfnern und Kossäthen bestanden und sich auf dem heutigen Kirchplatz angesiedelt hatten, zinsten und dienten diesem Amt und mussten auch ihren Zehnt an die Kirche abliefern.
Eintragungen von 1655 belegen, dass der Ort auch „Strauch“ genannt wurde. Er besaß eine kleine Pfarrkirche, die auf dem heutigen Friedhof stand.
Während der ersten zwei Jahrzehnte des Dreißigjährigen Krieges blieb das Gebiet einigermaßen verschont, obwohl durchziehende Truppen auch hier Quartier bezogen und Gewalttaten verübten. Als der Kurfürst von Sachsen sein Bündnis mit dem Schwedenkönig Gustav Adolf auflöste, war die Rache der Schweden fürchterlich. Am schwersten litt das gesamte Gebiet um Straach im Jahre 1637, wo fast alle Orte verwüstet wurden und sich in der Folge sog. „Wüste Marken“ bildeten, so z.B. der Bereich „Schallin“ zwischen Straach und Grabo oder der Bereich „Wüstemark“ in der Nähe von Wittenberg..
Nach dem Abzug der Kriegsvölker und nach dem Ausheilen der Pest, die im Herbst 1637 als Folge der Kriegsgreuel alle Orte unserer Umgebung heimsuchte, war die Not ins Unermessliche gewachsen. Auch der Siebenjährige Krieg verschonte die Gegend nicht. Abwechselnd wurden Wittenberg und Umgebung von den preußischen Truppen Friedrichs II. und denen der Reichsarmee unter Maria Theresia besetzt und ausgeplündert. Zu jener Zeit soll Straach aus 6 Hufengütern, einem Kossäthenhof und der außerhalb des Dorfes befindlichen Mühle bestanden haben.
Die Bewohner beschäftigten sich mit Ackerbau und Viehzucht. Wegen der minderen Bodenqualität und der vielen Hecken auf den Feldern waren die Erträge nur sehr dürftig. Außerdem wurde die Bestellung der Felder durch lagernde Steinhaufen (Ergebnis des Steinesammelns) weiter erschwert. Es wurde deshalb auch nicht mehr Getreide angebaut, als sie zum Leben und für das Vieh brauchten. Überschüsse, die sie zu Geld machen konnten, erzielten sie aus der Nutzung der zahlreichen Wälder, von denen Straach umgeben ist. Hiermit zahlten sie ihre Steuern und konnten auf den Märkten das Notwendigste, was sie nicht selbst herstellen konnten, erwerben.
Während der Völkerschlacht bei Leipzig bemächtigte sich Napoleon der Festung Wittenberg. Die französischen Truppen überschwemmten das gesamte Kreisgebiet gleich einem Heuschreckenschwarm, verheerten und plünderten es. Die Straacher Kirche wurde von den Franzosen in einen Pferdestall umgewandelt. Nach der Völkerschlacht 1813, als General von Bülow sein Hauptquartier in Nudersdorf nahm, wurde die Kirche als Magazin genutzt.
Der sächsische König musste im Jahre 1815 etwa die Hälfte seines Gebietes an Preußen abtreten. Die Bewohner von Straach wurden nun Preußen, sog. Musspreußen. Dies war ihnen nicht angenehm, da sie ab 1817 auch höhere Steuern zahlen mussten. Der Straacher Bauer zahlte nun statt in Sachsen monatlich einen guten Groschen jetzt unter Preußen einen Taler. Dies führte dazu, dass die meisten Kossäthen ihr Land aufgaben, um als Tagelöhner oder Arbeiter ihr Geld zu verdienen.
Im Jahre 1818 legte der Töpfer Heinrich Schulze aus Görzke die erste Flaschentöpferei in Straach an, die damals „Fabrik“ genannt wurde und sich auf dem Gelände befand, auf dem heute die Gebäude von Fritz Thiele, Karl Alisch, Karl Schwarzkopf und Emil Schmidt stehen.
Als Folge der reichen Tonlager in der näheren Umgebung von Straach entwickelten sich folgende weitere Töpfereien:
- die zweite Flaschentöpferei Schulze auf dem heutigen Grundstück Bernholz,
- die Kothe‘sche Töpferei auf dem heutigen Grundstück von Jacob,
- die zweite Kothe‘sche Töpferei auf dem heutigen Grundstück des Mischfutterwerkes,
- die Rader‘sche Töpferei heute Bäckerei,
- die Kachel- und Topfgeschirrtöpferei von Schmohl, heute das Grundstück von Gerber.
In jener Zeit errichtete auch der damalige Dorfschulze Bölke die erste Ziegelei in Straach, die später in den Besitz von Rudolph überging. Der Bruder von Rudolph baute eine zweite Ziegelei auf, die in der Folge von Paul Pulz übernommen wurde.
Durch das Aufblühen des Ziegel- und Töpfergewerbes vollzog sich in Straach ein Strukturwechsel vom Bauerndorf zum Industriedorf. Die Flaschentöpfereien behielten jahrzehntelang ihre Bedeutung und gaben vielen Menschen Arbeit und Brot. Nach der Erfindung der Glasflasche stellte man auf Milchsatten um. Später dann, als diese durch den Bau von Molkereien überflüssig geworden waren, wurde auf Haushaltsgeschirr umgestellt, das man heute noch in vielen Haushalten bewundern kann und schon antiquarischen Wert besitzt.
Viele Arbeiter der Töpfereien und Ziegeleien siedelten sich in Straach an. Hinzu kamen viele Handwerker, die ihr Gewerbe in Straach ausübten. Tischler, Stellmacher, Schmied, Sattler, Fleischer, Bäcker, Schuhmacher, ebenso ein Barbier und der erste Krämer bauten oder erwarben Häuser in Straach. Um das Jahr 1840 war die Einwohnerzahl auf etwa 300 angestiegen. Nach 1945 gab es zeitweise etwa 2.000 Einwohner, heute liegt die Zahl bei etwa 900.
Der Ton, der in der Nähe des Dorfes gefunden wurde, war sehr kalkreich und eignete sich in dieser Form nicht zum Brennen. In der Vergangenheit holten sich deshalb die Töpfer aus dem Raum Belzig (Görzke, Dangelsdorf, Neuhütten) reinen Ton, um diesen unter den Straacher Ton zu mischen. Die Töpfergesellen fuhren dann mit sechsspännigen Wagen los, beluden nach einer Übernachtung die Wagen, übernachteten nochmals und fuhren am dritten Tag nach Hause. Ergebnis dieser zwei Übernachtungen war, dass Ende des 18. Jahrhunderts die Ehefrauen der Töpfer fast ausnahmslos aus diesen drei Orten stammten.
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