Politik
Tansania ist eine Präsidialrepublik: Der in allgemeinen Wahlen alle fünf Jahre gewählte Staatspräsident bestimmt die Politik. Er ernennt den Premierminister sowie die Minister des Kabinetts. Trotz des von der Verfassung seit 1992 garantierten Mehrparteiensystems kommt den Oppositionsparteien auf dem Festland nur eine geringe Bedeutung zu, da bei den Parlamentswahlen von 1995 und 2000 die Partei von Staatspräsident Benjamin Mkapa, CCM, über 80 % der Stimmen erhielt. Bei der Wahl 2005 erhielt die CCM erneut die Mehrheit. Mit dieser Wahl hat Jakaya Kikwete das Amt des Staatspräsidenten übernommen. Vor allem aus der eigenen Partei gibt es Widerstand gegen den Präsidenten und seine Minister. Kritik von mächtigen Interessengruppen innerhalb der eigenen Partei haben schon häufiger amtierende Minister das Amt gekostet. Dem Präsidenten zur Seite steht der Vizepräsident, derzeit Dr. Ali Mohamed Shein, offiziell sein Stellvertreter, aber eher mit repräsentativen Aufgaben betraut.
Anders als die CCM, die landesweit gut organisiert ist, verfügen die Oppositionsparteien kaum über nennenswerte Strukturen außerhalb ihrer wenigen Hochburgen (CUF in Sansibar und den islamisch dominierten Gebieten an der Küste, Tanzania Labour Party (TLP) und CHADEMA in Kilimandscharo, UDP in Zentraltansania). Seit 1995 ist Frederick Sumaye von der CCM Ministerpräsident. Im Dezember 2005 endete die zweite und laut Verfassung letzte Amtszeit des Staatspräsidenten Benjamin Mkapa. Seine Partei hatte in hart umkämpften internen Wahlen den gegenwärtigen Außenminister Jakaya Kikwete zum Kandidaten ernannt. Kikwete wurde nach seinem Wahlsieg am 21. Dezember 2005 als neuer Präsident vereidigt.
Auch in Sansibar wurde im Oktober 2005 ein neues Parlament und ein neuer Präsident gewählt. Sansibar besitzt innerhalb der Union eine gewisse Autonomie, unter anderem ein eigenes Parlament, eine eigene Regierung und einen eigenen Präsidenten (seit 2000 Amani Abeid Karume, der noch einmal kandidieren darf). Anders als auf dem Festland, auf dem die CCM unangefochten dominiert, ist die politische Gesellschaft Sansibars in zwei etwa gleich starke Lager gespalten: Die Anhänger der Regierungspartei CCM und die der Oppositionspartei Civic United Front (Chama cha Wananchi), CUF. Deren Generalsekretär Seif Sharif Hamad, ein ehemaliger CCM-Premierminister Sansibars, tritt als aussichtsreichster Herausforderer gegen Karume an.
Beide bisherigen Wahlen, die unter dem Mehrparteiensystem durchgeführt wurden (1995, 2000) mussten sich den Vorwurf massiver Wahlfälschungen gefallen lassen. Insbesondere die Anhänger der CUF fühlen sich um ihren vermeintlichen Wahlsieg betrogen. Nach den Wahlen 2000 starben etwa 30 CUF-Anhänger bei Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften – eine in Tansania bislang ungekannte Gewalteskalation. Nach langen Verhandlungen einigten sich CUF und CCM auf ein Versöhnungsabkommen (Muafaka), das teilweise umgesetzt wurde. Trotz Annäherung und Kooperation der beiden Parteien gibt es auf beiden Seiten Hardliner, die sich deutlich radikalisiert haben. Ob die CUF-Hardliner eine mögliche Wahlniederlage hinnehmen werden, ist ungewiss. Ebenso ungewiss ist, ob die CCM, die den Staatsapparat und somit auch die Wahlkommission dominiert, einen CUF-Sieg zulassen wird.
In beiden Parteien existieren kooperationsbereite Flügel und Hardliner. So ist der Wunsch nach mehr Autonomie der Inselgruppe bis hin zur staatlichen Unabhängigkeit nicht etwa Thema der oppositionellen CUF. In beiden Parteien gibt es sowohl sezessionistische Flügel als auch solche, die sich für die staatliche Einheit Tansanias stark machen. Diese „unionistischen“ Flügel dominieren derzeit in beiden Parteien.
Basierend auf dem Artikel Tansania der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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