Wirtschaft
Historisch betrachtet hat sich die Verteilung zwischen wohlhabenden und ärmeren Gebieten in Thüringen seit 1945 grundlegend verändert. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren die ärmsten Gegenden im Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge und auch in den ländlichen Räumen Südthüringens zu finden. Zu den entwickeltsten Gebieten zählten das industrialisierte Ostthüringen um Gera sowie die an Sachsen grenzenden Gebiete, welche von den Städten Zwickau, Leipzig und Chemnitz profitierten. Auch Kommunen, in denen sich öffentlicher Dienst konzentrierte wie etwa Meiningen oder Weimar waren relativ wohlhabend. Heute sind die entwickeltsten und wohlhabendsten Regionen hingegen entlang der Thüringer Städtekette zu finden, besonders der Raum Erfurt-Weimar-Jena weist ein hohes Wirtschaftswachstum auf. Das vom industriellen Strukturwandel geprägte Ostthüringen zählt heute hingegen gemeinsam mit dem Norden des Landes zu den strukturschwachen Regionen Thüringens.
In Thüringen werden vor allem Glas, Keramik, Spielwaren, Holz und Textilien und viele Produkte aus der Metallverarbeitung hergestellt. Die meisten Arbeiter sind in Eisenach und Waltershausen im Maschinen- und Fahrzeugbau beschäftigt, aber auch in der Kleineisen- und Werkzeugproduktion. Von Bedeutung sind Elektrotechnik und Gerätebau in Erfurt, Eisenach, Ruhla, Suhl und Meiningen. Die Stadt Jena erlangte durch die Herstellung von Präzisionsgeräten weltweites Ansehen. Aus dem Unternehmen „Carl Zeiss Jena“ entstand nach 1990 Jenoptik, der größter Arbeitgeber der Stadt.
In Thüringen gibt es eine Reihe börsennotierter Unternehmen (in Klammern der Börsenwert am 21. Dezember 2007): Analytik Jena (30 Mio.), BioLitec (142 Mio.), Carl Zeiss (946 Mio.), Condomi (3 Mio.), Cybio (21 Mio.), ErSol (760 Mio.), Funkwerk (123 Mio.), Geratherm (25 Mio.), Hyrican (41 Mio.), Intershop (81 Mio.), Jenoptik (300 Mio.) und Q-Soft (1 Mio.).
Im Thüringer Becken, in der Orlasenke und im Gebiet südlich von Altenburg wird viel Ackerbau betrieben. Angebaut werden vor allem Weizen, Gerste und Zuckerrüben, im Untereichsfeld und im Werragebiet vielfach auch Tabak. In den Flusstälern wachsen Obst und Gemüse und in Erfurt waren Blumenzucht und Gemüseanbau die Grundlage für die Erfurter Saatzucht. Insgesamt arbeiteten 2005 27.175 Menschen in der Landwirtschaft, die 7994 km² (49,6% der Landesfläche) nutzt. 2006 wurden 1.745.000 Legehennen, 779.034 Schweine, 346.652 Rinder und 216.242 Schafe gezählt. Geerntet wurden 2007 39.131 Tonnen Äpfel, 4.050 Tonnen Sauerkirschen, 999 Tonnen Süßkirschen, 1108 Tonnen Pflaumen und Zwetschen sowie 530 Tonnen Birnen. Beim Gemüse dominiert der Anbau von Kartoffeln (111.198 Tonnen), Weißkohl (19.843 Tonnen), Blumenkohl (6969 Tonnen), Zwiebeln (6299 Tonnen), Tomaten (5706 Tonnen), Gurken (4650 Tonnen), Bohnen (4096 Tonnen) und Spargel (2182 Tonnen). Zusätzlich wurden 2007 2.350.851 Tonnen Getreide (hauptsächlich Winterweizen und Gerste), 411.395 Tonnen Raps, 637.501 Tonnen Zuckerrüben und 2.026.149 Mais geerntet.
Der Thüringer Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig. Die Erholungsgebiete befinden sich hauptsächlich im Thüringer Wald und im Thüringer Schiefergebirge. Zahlreiche Wanderwege erschließen diese Gebirge. Der etwa 160 Kilometer lange Fernwanderweg „Rennsteig“, der auf dem Kamm des gesamten Thüringer Waldes und des Thüringer Schiefergebirges entlangführt, bietet sehr gute Fernsichten. Eines der Wintersportzentren ist Oberhof, welches etwa zehn Kilometer nördlich von Suhl liegt. Im Jahr 2006 waren die meist besuchten Orte Thüringens: Erfurt (633.085 Übernachtungen), Weimar (526.693), Oberhof (441.785), Jena (324.222), Eisenach (297.597), Bad Liebenstein (293.709), Friedrichroda (262.443) und Masserberg mit 257.558 Übernachtungen. Insgesamt wurden 2006 in Thüringen von 2.943.527 Gästen 8.302.521 Übernachtungen gebucht.
Die soziale Marktwirtschaft hat mit der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion und dem Beitritt zur Bundesrepublik 1990 die sozialistische Zentralverwaltungswirtschaft in Thüringen abgelöst. Dieser tief greifende Umstrukturierungsprozess löste in verschiedenen Branchen Krisen aus und führte zu hohen Arbeitslosenraten. Zwei Drittel der alten Arbeitsplätze Thüringens fielen zwischen 1989 und 1995 der wirtschaftlichen Wende zum Opfer. Inzwischen haben einige Branchen wie der wissenschaftliche Gerätebau, die Mikroelektronik und die Medizintechnik beachtliche Zuwächse erzielt, so dass hier ein Arbeitskräftemangel zu beobachten ist. Über die vergangenen fünf Jahre gelang es Thüringen zusammen mit dem Freistaat Sachsen, sich von der geringeren Dynamik der übrigen neuen Länder abzukoppeln und die Arbeitslosigkeit um bis zu 5 Prozentpunkte zu reduzieren.
Insgesamt lag die Arbeitslosenquote im November 2007 bei 11,5 %. Die niedrigsten Arbeitslosenquoten weisen der Wartburgkreis (8,3 %), der Landkreis Sonneberg (8,0 %) und der Landkreis Hildburghausen (7,8 %) auf. Dominierend ist auf dem aktiven Arbeitsmarkt ein Mangel an qualifizierten Fachkräften. Auf der anderen Seite gibt es im Norden und Osten des Landes aber auch noch Gegenden mit sehr hoher Arbeitslosigkeit (z.B. Kyffhäuserkreis (18,3 %), Altenburger Land (16,2 %) sowie Gera (14,9 %)).
Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht Thüringen einen Index von 81.4 (EU-27:100) (2004).
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