Trjawna
Trjawna (bulgarisch ТрÑвна Tryavna, Triavna) ist eine Kleinstadt mit 10.393 Einwohnern (Dezember 2005) in Bulgarien, in der Nähe von Weliko Tarnowo und Gabrowo. Trjawna war früher ein Zentrum der Textilindustrie, ist aber heute zunehmend vom Tourismus abhängig. Die Trjawna-Schule ist einer der ältesten Kunstschule Bulgariens.
Die Stadt Trjawna ist eine der bulgarischen Siedlungen, die den Nationalgeist und die Lebensweise der Bulgaren bewahrt haben. Trjawna liegt an den nördlichen Hängen des Balkangebirges, entlang des Trjawnaer Flusses. Die Stadt ist durch Verkehrs- und Bahnwege gut mit dem ganzen Land verbunden. Trjawna ist 240km von Sofia und Warna und 210 km von Burgas entfernt. Die Stadt befindet sich auf einer Höhe von 440 m über dem Meeresspiegel und hat rund 10.000 Einwohner. Das Balkangebirge umgibt mit seinen weichen Umrissen die Stadt wie ein Kranz und gibt ihr frische Bergluft, uralte Nadelwälder, grüne Wiesen und klares Wasser. Das Klima hier ist mild und eignet sich für die Heilung und Rehabilitation von Menschen mit Lungen- und Herzkrankheiten.
Trjawna ist das Zentrum für Sammlungen von wunderbaren Beispielen der Holzschnitzerei, Ikonenmalerei und Architektur, eine Tatsache die die Stadt einzigartig macht. Kulturhistorische Ausgrabungen zeigen, dass die Siedlung schon in der Epoche von Thraker und Römern existierte, andere historische Quellen belegen, dass die Stadt im 12. Jahrhundert gegründet wurde. Ein weiteres Dokument sieht das Jahr 1565 als Jahr der Stadtgründung. Während der Zeit des osmanischen Jochs (der gebräuchliche bulgarische Ausdruck für die Zeit der 500-jährigen osmanischen Fremdherrschaft über Bulgarien) bewachten die Einwohner der Stadt die Gebirgspässe und sicherten sich so einige Vorrechte (Derwendschi), weshalb die Siedlung eine rein bulgarische Bevölkerung hatte, die Meisterwerke vorwiegend auf dem Gebiet des Bauens, der Holzschnitzerei und Ikonenmalerei schuf. In der Zeit der Bulgarischen Wiedergeburt bekam die Stadt ihr spezifisches Aussehen, sie harmonierte mit der Natur. In typisch Trjawnaer Häusern hat das Erdgeschoss eine unregelmäßige Form geeignet für kleine Läden und Werkstätten. Die oberen Stockwerke haben hervorstehende Erker, die von gewölbten Holzbalken gestützt werden. Die Dächer sind mit Platten aus bearbeitetem Stein gedeckt, ein Material, das gut zur Berglandschaft passt. Das alte Stadtviertel von Trjawna ist ein Architekturreservat. Das erhaltende Ensemble aus dem Uhrturm (1844 gebaut) und der "gebückten" Brücke auf dem "Kapitan Djado Nikola"-Platz sind Symbole der Stadt. Dazu gehört auch das Gebäude der alten Trjawnaer Schule - eine der ersten öffentlichen Schulen in Bulgarien. Dort befindet sich eine originelle Kollektion aus mittelalterlichen Uhren und eine dauerhafte Ausstellung des weltberühmten Malers Dimitar Kasakow, ein Teil dessen Werke in Paris und Boston ausgestellt werden.
Hier kann man auch das Raikow-Haus besuchen - das Geburtshaus des ersten bulgarischen Chemikers, Professor Pentscho Nikolow Raikow. Das Haus beherbergt eine ethnografische Ausstellung.
Interessant ist auch das Museum-Haus "Petko und Pentscho Slawejkowi", in dem die Ausstellung der Dichtung der beiden Schöpfer - Vater und Sohn - gewidmet ist. Die Einwohner der Stadt sind stolz darauf, dass der Sohn Pentscho Slawejkow für den Nobelpreis für Poesie nominiert wurde.
Das Kalintschew-Haus wurde mit der gestifteten Familienkollektion von Totju Gabenski in eine Gemäldegalerie verwandelt. Die Ausstellung im Museum "Angel Kantschev" zeigt den nationalen Befreiungskampf und die Tätigkeit von Angel Kantschew, der Kampfgenosse Wasil Lewskis war.
Trjawna ist nicht nur ein bemerkungswertes Zentrum für Gebäudeaufbau, sondern beherbergt auch die älteste Kunstschule aus der Epoche der Wiedergeburt, die unerreichte Vorbilder auf dem Gebiet der Ikonenmalerei und Holzschnitzerei hervorgebracht hat. Die Namen vieler berühmter Bauarbeiter, Maler und Holzschnitzer machten Trjawna noch Ende des 18. Jahrhunderts über die Grenzen Bulgariens in Rumänien, Serbien, der Türkei sowie in Persien berühmt.
Untrennbar mit Trjawna verbunden ist die berühmte geschnitzte Sonne, die sich im Daskalow-Haus (1808 gebaut), ein Museum der Malerei und Holzschnitzerei, befindet. Die bemerkungswerten Decken sind ein Ergebnis des ersten erklärten Wettbewerbs zwischen den damaligen Holzschnitzermeistern Dimitar Oschaneza und Iwan Botschukoweza. Von Mai bis Oktober arbeiteten diese selbstständig in den größten Zimmern des Hauses ohne das Werk des anderen sehen zu können. Die wunderbaren geschnitzten Decken stellen die feurigen Strahlen der Sonne im Juli dar, die mit Kränzen aus Grünpflanzen und Blumen geschmückt ist. Das ganze Haus ist ein wunderschönes Werk des volkstümlichen Talents.
Die Kirche "St. Erzengel Michail" (1814 gebaut) steht im Zentrum der Stadt. Sie ist ein wertvolles mittelalterliches Kulturdenkmal. Der geschnitzte Ikonostaß und der Bischofthron sind Meisterwerke der Trjawnaer Holzschnitzereischule.
Das Museum "Trjawnaer Schule für Ikonenmalerei" mit 160 Ikonen alter Meister befindet sich in der "Königskapelle". Die ganze Exposition wurde in Paris gezeigt und ist auf besonders großem Interesse gestoßen. Heute noch führt die Schule für angewandte Kunst die jahrhundertealte Tradition in diesem Gebiet fort.
Trjawna ist heute ein touristisches Objekt, das über moderne Hotels und Restaurants verfügt. 20 km von der Stadt entfernt befindet sich der Kurort Woneschta Woda, dessen Mineralquellen rheumatische Krankheiten sowie Herz- und Magenbeschwerden heilen können.
Aus Trjawna stammt die Familie des früheren Premierministers Bulgariens, Stefan Stambolow.
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