Geschichte
Erstmals schriftlich erwähnt wurde Twer 1127, womit die Stadt mindestens 20 Jahre älter als Moskau ist. Bereits 1164 erhielt sie Stadtrechte. Twers Lage direkt an der Wolga begünstigte den Handel, führte aber auch zu andauernden Kämpfen zwischen den Fürstentümern um die Herrschaft über den Ort. Im 12. Jahrhundert ging Twer von der Republik Nowgorod an das Fürstentum Wladimir-Susdal und wurde dessen westlicher Vorposten, bis es 1238 von Tataren angegriffen und verwüstet wurde. Nach Befreiung 1247 bildete sich das Fürstentum Twer unter dem Großfürsten Jaroslaw III., und Twer wurde dessen Hauptstadt.
Bis zum Aufstieg Moskaus zum Zentrum des neuen Moskauer Reichs war das Fürstentum Twer dessen erbittertster und teilweise auch überlegener Rivale im Kampf um die Nachfolge der Großfürsten der Kiewer Rus. Dieser Zustand endete mit der Niederlage Twers gegen Moskau im Jahre 1475. Im gleichen Jahr wurde Twer endgültig Teil des Moskauer Großfürstentums, bzw. später – unter Iwan dem Schrecklichen – des Zarentums Russland. Aus der Zeit unter Iwan dem Schrecklichen stammt auch das älteste bis heute erhaltene Kirchengebäude Twers, nämlich die 1564 erbaute Kirche der Weißen Dreifaltigkeit mit ihrem 27 Meter hohen Glockenturm.
Im 17. und frühen 18. Jahrhundert durchlebte Twer eine rasche Entwicklung; es entstanden neue Stadtviertel sowie im Jahre 1700 eine erste Brücke über die Wolga. 1755 wurde mit der theologischen Akademie die erste Hochschule der Stadt gegründet. Diese Entwicklung erfuhr 1763 einen Rückschlag, als große Teile Twers einem Großbrand zum Opfer fielen. Daraufhin ließ Katharina die Große einen Wiederaufbauplan für Twer entwerfen, der der Stadt eine Reihe klassizistischer Gebäude beschert hat. Mit der Gebietsreform in Russland Ende des 18. Jahrhunderts erhielt Twer 1780 ihren Stadtwappen und wurde 1796 zur Gouvernementshauptstadt. Die neu errichtete Stadt verfügte nunmehr über ein – teilweise noch bis heute bestehendes – streng geometisches Straßennetz rund um die Hauptverkehrsader der Stadt, nämlich den Weg von Moskau in die neue Hauptstadt Sankt Petersburg.
Die merkliche Entwicklung Twers als Handelsstadt setzte sich im 19. Jahrhundert fort und wurde 1851 durch die Linienführung der Bahnstrecke Sankt Petersburg–Moskau durch die Stadt zusätzlich begünstigt. Es entstanden in Twer nicht nur Industriebetriebe, sondern auch Schulen, Krankenhäuser, Altersheime sowie 1870 erstmals auch eine Wasserleitung. Anfang des 20. Jahrhunderts überschritt die Einwohnerzahl Twers erstmals 100.000.
Im Jahre 1940 wurden in der Stadt, die seit 1931 Kalinin hieß, mehr als 6200 polnische Polizisten und Kriegsgefangene ermordet, was als Teil des Massakers von Katyn bekannt ist.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt am 17. Oktober 1941 von der deutschen Wehrmacht besetzt, aber schon am 16. Dezember 1942 von Truppen der Kalininer Front der Roten Armee im Rahmen der Kalininer Operation zurück erobert. Besetzung und Kämpfe brachten der Stadt erhebliche Zerstörungen und zahlreiche Opfer unter der Zivilbevölkerung.
Zur Erinnerung an die Kriegsopfer wurde in Twer nach dem Krieg ein Mahnmal errichtet. Ein weiteres markantes Nachkriegsgebäude der Stadt ist das Empfangsgebäude des Wolga-Passagierhafens, der sogenannte Flussbahnhof, an der Mündung der Twerza in die Wolga.
1990 erhielt die Stadt wieder ihren alten Namen Twer.
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