Geschichte
Der Ort wird schon zu Beginn des 12. Jahrhunderts urkundlich erwähnt (Güterverzeichnis des Corveyer Abtes Erkenbert (1106 – 1128)). Dementsprechend feierte das kleine Dorf 2006 seine 900-Jahrfeier.
Udorf liegt im Osten des Hochsauerlandkreises, unmittelbar an der Grenze nach Hessen bzw. zum früheren Fürstentum Waldeck (Kreis Korbach). Das Dorf liegt auf 51 Grad 25 Minuten 13 Sekunden nördlicher Breite und 8°55’43’’ Ost. Udorf hat 251 Einwohner.
Seinen Namen hat der Ort vom Flüsschen Orpe, von dessen 3 Quellen eine im Mühlental zwischen Canstein und Udorf entspringt und die vorbei an Kohlgrund, Neudorf und Orpethal fließt, um schließlich hinter Wrexen in die Diemel zu münden. Von Bedeutung war sie auch für die vielen Wassermühlen an ihrem Ufer. Sie begrenzt den Ort im Süden und Osten und bildete vermutlich früher die Grenze zwischen Waldeck und der Herrschaft Canstein, da die heutige Landesgrenze nur 50m davon entfernt verläuft. Die beiden herrschaftlichen Häuser bekämpften sich um das Dorf, das aufgrund seiner fruchtbaren Böden und reichen Wälder bedeutend war.
Außerhalb des Ortes, etwa einen Kilometer in nordwestlicher Richtung, im Hummelgrund, gibt es eine Talsenke, die Nonnenkuhle genannt wird. Lange vermutete man, dass sich hier im frühen Mittelalter ein Nonnenkloster befunden hatte. Dafür gibt es aber weder in den Archiven Beweise noch wurden die Reste einer Grundmauer entdeckt. Vor der Reformation gab es in Udorf eine eigene Pfarrei, was auf Reichtum hinweist. Jedoch bot Udorf dadurch ein lohnendes Ziel für die plündernden Heerscharen des Dreißigjährigen Krieges. Aufgrund seiner Armut konnte sich das Dorf danach keine Pfarrei mehr leisten und wurde „auf ewig“ (so schreibt es der Lehrer Osthoff in seiner Chronik) in Heddinghausen eingepfarrt. Udorf wurde im 18. Jahrhundert lutherisch, kehrte jedoch bald durch Pfarrer Mast aus Heddinghausen zum katholischen Glauben zurück.
Im 17. und 18. Jahrhundert gab es zwischen Canstein und Udorf einen Eisenhammer. Er wurde 1846 aufgegeben, weil er nicht mehr rentabel war. Hier wurde eine Öl- und Getreidemühle erbaut. Sie war die leistungsfähigste der Mühlen im Mühlental und blieb bis 1906 in Betrieb. In diesem Jahr baute Alexander Ludwig von Elverfeldt sie zur ersten Stromerzeugungsanlage in der Gegend um. Die heute unter Denkmalschutz stehende Anlage arbeitete zunächst mit Gleichstrom und Akkumulatoren. Danach erzeugte sie bis 1966 Wechselstrom.
Das 19. Jahrhundert war durch mehrere Feuersbrünste und einige Hungerjahre gekennzeichnet, sodass viele Einwohner sich gezwungen sahen, ihr Land zu verkaufen und anderswo ihr Glück zu suchen. Manche wagten auch den Schritt „über den großen Teich“, einen Neubeginn in Amerika.
Ab dem 1. Drittel des 19. Jahrhunderts wurden die Hand- und Spanndienste, ab 1852 der Zehnt abgeschafft.
Die heutige Kapelle im neugotischen Stil wurde 1892 erbaut und ersetzte das damals baufällige Gotteshaus. Udorf hatte bereits seit 1243 eine eigene Kapelle besessen. Nach der Reformation wurde 1616 eine lutherische Kapelle erbaut, die allerdings schon 1689 als „ruinös“ bezeichnet wurde. Wahrscheinlich wurde daraufhin ein weiteres Mal gebaut.
Die Renovierung von 1970 ist eines der dunkleren Kapitel in der Geschichte der heutigen Kapelle. Sie besaß zuvor eine geschlossene gotische Innenausstattung aus der Wiedenbrücker Werkstatt und einen kunstvollen Innenanstrich. Das gotische Gesprenge wurde vom Hochaltar entfernt und auch hölzernen Seitenaltäre gingen verloren. Und auch die geschnitzte Kommunionbank wurde zersägt und als Altarverkleidung verwendet. Die wunderschönen Glasfenster des Altarraumes blieben zum Glück erhalten. 2003 wurden Hochaltar und Seitenaltäre wieder hergestellt. Sie waren zwar erhalten geblieben, konnten aber aufgrund schlechter Lagerung nicht mehr gerettet werden und wurden nachgebildet. Der Innenanstrich wurde wieder schmückender und weniger nüchtern weiß. Ein neuer Kreuzweg wurde angeschafft und die kostbaren bunten Glasfenster von außen mit klarem Glas geschützt.
Die Statue des Kirchenpatrons, dem Hl. Josef, ist wesentlich älter als die Kapelle. Die buntbemalte Lindenholzplastik mit einer Höhe von 85 cm gilt als Kunstschatz und stammt vermutlich aus der Papenwerkstatt. Ihre Entstehung wird auf das Ende des 17. Jahrhunderts datiert.
Die Kirchenglocken erklingen in b2 und d2.
Der Friedhof wurde 1890, wegen Baubeginn der Josefskapelle, an den jetzigen Standort nordöstlich des Dorfs verlegt. Das Sandsteinkreuz, das den Friedhof überblickt, stammt wohl ebenfalls aus dieser Zeit. Erst 1980 wurde die ausdrucksvolle Christusfigur angebracht. Im Winter 1993/94 knickte ein mächtiger Orkan das wuchtige Kreuz um und zerbrach den Sandstein in drei Teile. Der Korpus konnte renoviert werden, und das Kreuz nahm Ostern 1995 -mit neuem Schutzdach- seinen Platz wieder ein.
Im Ersten Weltkrieg spendeten mehrere Udorfer nach dem Aufruf "Gold gab ich für Eisen" Wertgegenstände wie Gold- und Silbermünzen, aber auch Schmuck und sogar Eheringe, die z. Tl. in Gegenstände aus Eisen umgetauscht wurden, um die Finanzkraft des Reichs zu stärken. Nach dem verlorenen Krieg herrschte dann auch in Udorf großer Hunger. Brot und Fleisch wurden rationiert. Milch musste unter Strafandrohung an die Molkerei abgeliefert werden, Getreidemehl wurde mit Kartoffelmehl und anderem gestreckt. Zucker, Eier und Kartoffeln waren nur für Schwerarbeiter vorgesehen. Der Schwarzmarkt blühte, ein Pfund Butter kostete dort zwanzig Mark, ein Schinken 400 Mark. Im Jahre 1921 hob England die Hungerblockade zwar auf, die Lage besserte sich aber nur wenig. Brot blieb rationiert.
Selbst eine ihrer Kirchenglocken mussten die Udorfer hergeben. Sie wurde eingeschmolzen und erst 1929 ersetzt.
In den Nachkriegswirren gab es auch in Udorf einen Soldatenrat, der Recht und Ordnung aufrechterhielt, bis 1919 eine neue Regierung gewählt wurde.
Die wenige Jahre nach Kriegsende einsetzende Inflation traf die Udorfer hart. Die Wert der Mark fiel immer schneller. Ende 1921 kostete ein Pfund Butter bereits 40 Mark, mehr als zu Kriegszeiten. 1921 kostete ein Dollar 300, im Dezember 1922 schon 7000 Mark. 1923 durchlief man rasch den Hunderttausender- und den Millionenbereich, um im November die unglaubliche Zahl von Billionen zu erreichen. Ein Laib Brot kostete schließlich 1 Billion Mark. Endlich erfolgte im Dezember 1923 die Einführung der Rentenmark. 1 Billion Papiermark wurden zu einer Rentenmark. Die Lage begann sich zu stabilisieren. Trotzdem hatte die Inflation gewaltige Geldmengen vernichtet und auch in Udorf gutsituierte Existenzen empfindlich geschwächt.
Der Beginn des Nationalsozialismus wird von der Schulchronik als „nationale Revolution“ bezeichnet, die jedoch in Udorf sehr ruhig verlief. In Erlinghausen wurde 1933 eine SA-Sturmabteilung gebildet, der jüngere Männer beitraten. Einige ältere Männer traten dem ‚Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten’ bei. Thomas Schäfers schreibt dazu in seiner Kirchenchronik zum Jubiläum 1993: „Wenngleich es eine nur Minderheit ist, die sich den Parteizielen absolut verschrieben hat, muss die Wirkung, die diese Leute entfalten, überraschen.“ Es gab aber auch in Udorf Menschen, die mehr oder weniger offen Widerstand leisteten. So waren zum Beispiel den Nazis die Fronleichnamsprozessionen verhasst, da ihrer Meinung nach nur dem Führer so gehuldigt werden dürfe. Als Folge wurde der zweite Donnerstag nach Pfingsten zu einem normalen Arbeits- und Schultag erklärt. Ein Udorfer Vater hatte 1939 seine Tochter zu Fronleichnam dennoch nicht zur Schule geschickt, worauf prompt ein Amtsschreiben folgte. Man beließ es jedoch bei einer „ernsten Ermahnung“. Im zweiten Weltkrieg forderte der braune Irrsinn auch von den Udorfern seine Opfer: viele junge Männer gingen als Soldaten und kamen aus dem Krieg nicht zurück. Wie übrigens auch die jüdischen Bewohner Udorfs, die gegen Ende des Krieges "abgeholt" worden waren.
In der Nachkriegszeit veränderte sich das Leben im Dorf. Heimatvertriebene aus den verlorenen Ostgebieten wurden aufgenommen. Die einsetzende Motorisierung führte zu größerer Mobilität, änderte aber - zusammen mit dem aufkommenden Fernsehen - die Lebensgewohnheiten der Menschen und ihre Beziehungen untereinander. Das alte Dorfleben zerfiel. Mit dem Dorfschmied, der verschwand, wurde es leiser - mit Hühnern und Kühen, die immer seltener zu sehen waren, wurden die Straßen sauberer. Aber die Menschen, deren Leben sich früher zu einem guten Teil "auf der Dorfstraße" abgespielt hatte, zogen sich abends in die Wohnstuben zum Fernsehen zurück oder entdeckten grüppchenweise auf Mopeds, Motorrädern oder gar Autos die nähere - und später auch die fernere - Umgebung.
Natürlich führte der wachsende Wohlstand auch zu durchaus positiven Veränderungen. Es wurde eine neue Schule gebaut, die Orpe und die Straßen wurden begradigt. Ab Mitte der sechziger Jahre wurden neue Häuser in der „Siedlung“ (Hinter den Höfen) gebaut, so daß in der Folge ein weiterer Schub von Neubürgern nach Udorf zog.
In den Siebzigern führte die Schulreform zur Schließung der Schule, und die Udorfer Schulkinder wurden zu Fahrschülern. Die kommunale Neugliederung machte aus der Gemeinde Udorf einen Ortsteil Marsbergs. Straßen wurden geteert. Aber durch die zunehmende Mobilität der Menschen gibt es heute auch keinen kleinen Dorfladen mehr, in dem man seine Post erledigen und seine Lebensmittel kaufen könnte - abgesehen von der Metzgerei. Selbst die Telefonzelle sollte entfernt werden, wird jetzt aber vom Ortsbeirat unterhalten.
Heute gibt es südwestlich und nordwestlich von Udorf ein großes Naturschutzgebiet. Geht man durch den sogenannten Glockengrund, über den Glockenrücken oder durch den Hummelgrund, so befindet man sich auf altem Meeresboden. Mit etwas Glück begegnet man einem Schäfer mit seiner Herde. Auf den Kalkmagerrasen bei Udorf werden alte, fast ausgestorbene Schafrassen wie Coburger Fuchsschafe und Rhönschafe gehalten. Diese sind zwar keine sauerlandtypischen Schafrassen, aber gut an das Klima angepasst. Bereits seit 1996 setzt der Verein für Natur- und Vogelschutz, der die Gebiete seit 1984 betreut und pflegt, nur noch alte und gefährdete Haustierrassen ein.
Viele vom Aussterben bedrohte Pflanzen und Tiere (rote Liste) sind im Naturschutzgebiet zu finden. Es werden 64 Rote-Liste-Arten auf den Kalkmagerrasen nachgewiesen (davon sind 43 Pflanzenarten, 10 Tagfalterarten, 3 Schneckenarten, 2 Vogelarten und 2 Reptilienarten), zum Beispiel das Dreizähnige Knabenkraut, eine Orchideenart, die Wiesen-Schlüsselblume, die Kornblume und den Deutschen Enzian, der Neuntöter, die Dorngrasmücke, der fast ausgestorbene Wendehals), die Zauneidechse und die ungiftige Schlingnatter (auch Glattnatter).
Gefeiert wird in Udorf häufig und gerne, regelmäßig stattfindende Festivitäten sind das Osterfeuer, das Gästeschießen zu Vatertag, das Schützenfest im Juni und das Dorffest im August.
Basierend auf dem Artikel Udorf der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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