Geschichte
Der Hauptort Villmar wird im Jahre 1053 erstmals urkundlich erwähnt als Kaiser Heinrich III. den Königshof Villmar dem Kloster St. Matthias in Trier schenkte. Der damit verbundene Grundbesitz und die Einkünfte der Abtei werden in nachfolgenden Bestätigungen der Schenkung näher umschrieben. Von besonderer Bedeutung ist dabei das schon in der Schenkungsurkunde verunechtend nachgetragene Recht des Abtes, einen weltlichen Schutzvogt einzusetzen, was einem landeshoheitlichem Rang gleichkommt. Im Jahre 1154 wird der Abtei vom Trierer Erzbischof Hillin das Eigentumsrecht an der Villmarer Kirche bestätigt und eine Liste von insgesamt 14 zehntpflichtigen Orten, darunter die heutigen Gemeindeteile Seelbach, Aumenau und Weyer. Vermutlich im gleichen Jahr entstand eine auf das Jahr 1054 rückdatierte Fälschung der Originalurkunde, welche sowohl das Vogteirecht als auch den Umfang der Pfarrei und somit der Zehnten enthält. Die Orte Aumenau und Weyer wurden bereits im 8. Jahrhundert schriftlich erwähnt, Falkenbach und Langhecke folgten im 13. bzw. 14. Jahrhundert. Indirekt lässt sich aber aus anderen Urkunden schließen, dass eine selbständige Pfarrei Villmar schon vor dem Jahr 910 bestanden haben muss; der Ortsname Villmar deutet sogar auf einen vorfränkischen Ursprung des Ortes hin.
1166 ist erstmals eine offenbar kurz zuvor aus Koblenz zugewanderte kurtrierische Ministerialenfamilie "von Villmar" belegt. Zwar taucht in der Familie später auch die Bezeichnung "von Koblenz" auf, ab dem späten 13. Jahrhundert scheint sich aber die Benennung nach Villmar durchgesetzt zu haben. Ihr Wappen trug die Familie rot-weiß geviert oder quadriert. Im 14. Jahrhundert bildete sich ein Hadamar ein Seitenzweig der Familie. Besitzungen der Familie sind um Villmar und Limburg, um Montabaur, um die Burg Delkenheim im Rheingau und in der Wetterau nachweisbar. 1428 starb die Familie aus.
Als Vögte traten seit dem 13. Jh. Grafen aus dem Haus Isenburg auf, in deren Diensten auch das Haus von Villmar stand, im 15. und 16. Jh. war zudem das Haus Solms bevogtet. Die Landeshoheit über die Villmarer Gemarkung, zu der auch der heute Runkeler Stadtteil Arfurt gehörte, wurde in der Folgezeit von den Diezer Gaugrafen und später, als deren Rechtsnachfolger in der Cent Aumenau nach 1366 durch die Grafen von Wied-Runkel bestritten. Ab dem 13. Jh. ist auch das Bestreben der Trierer Kurfürsten nachweisbar, die Landeshoheit über Villmar zu erringen. 1346 erhielt Villmar auf Betreiben des Erzbischofs Balduin von Luxemburg die Stadtrechte, verbunden mit dem Versuch, sich Villmar anzueignen. Dieser blieb aber wie auch die nachfolgende Eroberung Villmars durch Kurtrier von Jahr 1359 trotz Schleifung der Festungsanlagen letztlich erfolglos, da eine entsprechende Rechtsgrundlage nicht nachgewiesen werden konnte. Der Konflikt mit den Villmarer Vögten erreichte seinen Höhepunkt im Jahr 1360 mit der Zerstörung der von Philipp von Isenburg nahe Villmar erbauten Burg Gretenstein durch den Trierer Koadjutor Kuno von Falkenstein. Die umstrittene territoriale Zugehörigkeit klärte sich im 16. Jh., als mit dem Einverständnis der Abtei St. Matthias 1565 die Villmarer Vogtei von den Isenburg-Büdinger und Solms-Münzenberger Vogteiherren für 14000 Frankfurter Gulden an Kurtrier verkauft wurde. Im Jahr 1596 schließlich kam es zur Einigung mit Wied-Runkel, welche auf die Landeshoheit über die Villmar-Arfurter Gemarkung verzichteten und somit dieses Gebiet zu einem Kurtrierer Amtsbezirk werden ließen. Dies hatte auch Folgen für die konfessionelle Zugehörigkeit: Während Villmar (und Arfurt) unter geistlicher Grund- und Landeshoheit von der Reformation unbeeinflusst blieben, wurden die runkelischen Orte Seelbach, Falkenbach, Aumenau und Weyer zunächst ab 1562 lutherisch und ab 1587/88 calvinisch. Die Einnahmen der Abtei als Grundherr einschließlich der Kirchenzehnten blieben davon aber bis 1803 unberührt.
Nach dem Untergang des Kurstaates und des Alten Reiches 1803/1806 kam Villmar 1806 zum neu geschaffenen Herzogtum Nassau welches 1866 von Preußen annektiert wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Villmar 1946 Teil des neu gegründeten Bundeslandes Hessen.
Im Rahmen der hessischen Gebietsreform schlossen sich die oben genannten Ortsteile (ehemalige selbstständige Gemeinden im ehemaligen Oberlahnkreis) 1970/71 zur neuen Gesamtgemeinde Villmar zusammen, die seit 2002 den Titel Marktflecken trägt.
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