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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
27.11.2024
04:01
 
 
+
»
 

Geschichte

Um 800 ließ Liudger, der erste Bischof von Münster, im Auftrag Karls des Großen am südlichen Rand des Dreingaus eine Kapelle erbauen. Dieser Akt begründet die Pfarrei Werne. Damit sollte der christliche Glaube, den die Bevölkerung zum größten Teil angenommen hatte, gefestigt und gestärkt werden. 834 wurde Werne erstmalig in einer lateinisch Urkunde erwähnt. Diese beinhaltet einen Grundstückstausch zwischen einem gewissen Frithuard und dem zweiten Bischof von Münster Gerfrid und ist heute in der Universitätsbibliothek von Leiden/Niederlande zu finden. Es heißt dort: "... in pago dreginni in villa quae dicitur werina" (im Dreingau, an dem Ort, der Werne genannt wird). Diese urkundliche Eintragung bedeutet, dass um die Kapelle herum bereits ein kleines Gemeinwesen entstanden sein musste, das der Erwähnung wert war.

Um die auf dem bischöflichen Haupthof gelegene Kirche siedelten sich vom 9. bis zum 12. Jahrhundert Gewerbetreibende an. So entstand im Laufe der Zeit innerhalb der Bauerschaft Werne das Weichbild Werne. 1139 gehörten die Kirche und die Pfarrei von Werne dem neu gegründeten Kloster Cappenberg an. Werne erhielt eine steinerne Kirche im romanischen Stil. In der Zeit von 1192 bis 1195 wurde Werne zur Zollstelle erhoben und unterstand direkt der bischöflichen Gerichtsbarkeit.

1253 gründete sich das Städtebündnis zwischen Münster, Dortmund, Soest und Lippstadt gegen die Willkür der Landesherrn an der Lippebrücke in Werne (Werner Bund). Dieses langanhaltende Städtebündnis gilt heute noch als der Vorläufer der "Westfälischen Hanse".

Die ersten Anfänge einer Befestigung Wernes entstanden 1302. Der Kirchhof wurde mit einem Wall und einem Graben umgeben.

Werne erhielt 1362 durch seinen Landesherrn, den Bischof Adolf von Münster, die Bestätigung, auf Simon-Juda einen freien Markt (Sim-Jü) abzuhalten.

Nachdem Werne das Befestigungsrecht erhalten hatte, wurde der gesamte Ort 1383 mit Wall, Palisaden und Graben befestigt.

Werne erhielt 1385 das Wigboldrecht (minderes Stadtrecht). Im Jahre 1395 existierte - urkundlich verbrieft - bereits ein Stadtrat.

Graf Adolf IV. von der Mark brannte die Stadt 1400 nieder. Ab 1415 erhielt Werne eine vollständige Befestigung mit Mauern, Toren und Türmen. 1446 fand die erste Vereinigung der landtagsfähigen Städte im Oberstift Münster statt, darunter auch Werne. Etwa 1470 wurde Werne eine Hansestadt.

Das historische Rathaus wurde in der Zeit von 1512 bis 1561 erbaut. Am 2. September 1554 zog die erste jüdische Familie in die Stadt. Seither haben bis zum Holocaust ständig Juden in den Werner Stadtgrenzen gelebt. Ende des 18. Jahrhunderts gehörte Werne zu den Städten im Oberstift Münster, die die meisten Juden im Schutze ihrer Mauern beherbergten. Ein eigener Friedhof jenseits der Stadtmauer am Schüttenwall gehörte, wie es in den Werner Ratsprotokollen vermerkt ist, schon vor 1698 der jüdischen Gemeinde. Nach der bürgerlichen Gleichstellung durch Preußen 1812, wozu Werne nach Auflösung des Oberstifts Münster gehörte, wurde von den sieben jüdischen Familien (5 % der Einwohnerschaft) auch eine Synagoge und einige Jahrzehnte später eine jüdische Schule eingerichtet. Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, lebten noch 40 jüdische Einwohner in Werne, die immer mehr unter den zunehmenden Repressalien zu leiden hatten. Die Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 zerstörte auch in Werne, wie überall in Deutschland, die letzte Hoffnung jüdischer Familien, doch noch in ihrer über Jahrhunderte lieb gewonnenen Heimat Deutschland bleiben zu können. Drei jüdische Familien verließen daraufhin unter dramatischen Umständen das Deutsche Reich, die übrigen wurden 1943 in den Konzentrationslagern ermordet. Eine einzige Überlegende kam 1945 nach Werne zurück und suchte vergebens ihren kleinen Sohn, der im Osten in einem Vernichtungslager ermordet worden war. Einer der durch Emigration überlebenden Werner Bürger schrieb Jahrzehnte später: "Vergeben haben wir diesen Mördern, die nicht wussten, was sie taten, aber vergessen kann man so was nie!" (Heinrich Salomon)

1585 wurde der Verteidigungsgürtel der Stadt durch eine Wallanlage verstärkt. Bei der größten Feuerkatastrophe in Werne im Jahr 1586 fielen 43 Häuser den Flammen zum Opfer. Zum Beginn des 17. Jahrhunderts erhielt die Stadt das Münzrecht.

Während des Dreißigjährigen Krieges zwischen 1618 und 1648 wurde Werne mehrmals besetzt, geplündert und gebrandschatzt. Im Jahre 1623 blieb Werne eine Plünderung durch Herzog Christian von Braunschweig erspart, obwohl dieser zuvor mehrere Städte geplündert hatte. Vermutlich ist er im Nebel vom Weg abgekommen. Seit 1623 wird jährlich bis zum heutigen Tage eine Dankprozession von der Geistlichkeit zusammen mit den Werner Bürgern und den Traditionsvereinen am zweiten Sonntag nach Fronleichnam durchgeführt.

Der Höhepunkt des Hexenwahns führte im Amt Werne 1629 zum Tod von circa 60 Menschen, davon mindestens 25 in Davensberg und Umbebung sowie sechs in Capelle. In Werne selber wurde Catharina Hilligenhovers als Hexe hingerichtet, ein weiterer Angeklagter starb im Gefängnis.

1636 und 1637 hielt die Pest in Werne Einzug und forderte 313 Tote bei rund 1.000 Einwohnern.

Im Jahre 1658 sandten einige Werner Ratsherren ein Gesuch an den Fürstbischof Christoph Bernhard von Gallen mit der Bitte, in Werne ein Kapuzinerkloster einrichten zu dürfen. Die Kapuziner kamen 1659 nach Werne - zwei Kapuzinerpatres zogen in Werne ein. Sie bauten von 1671 bis 1673 das Kloster und von 1677 bis 1681 die Kirche. Dass sich die Suche nach einem passenden Grundstück für den Bau des Klosters so langwierig gestalten und erst zwölf Jahre später realisieren werden würde, konnte man damals kaum abschätzen. Erst 1671, nach mancherlei Schwierigkeiten und vielen Schreiben zwischen Fürstbischof, Domkapitel und Stadt Werne, wurde endlich der Grundstein zum Klostergebäude auf dem Schüttenwall zwischen Neu- und Steintor gelegt. Im September 1673 war der Bau so weit fortgeschritten, dass die erste Kapuzinerfamilie, bestehend aus dem Guardian Theodat von Münster mit sechs Patres und vier Brüdern, einziehen konnte. Am 10. August 1677 legte im Auftrage von Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen der Propst von Cappenberg, Werner Theodor von Westrem, den Grundstein zur Klosterkirche, die, geplant vom Bruder Ambrosius von Oelde, 1680 fertiggestellt wurde. Dass auch die Werner Bürger einen großen Anteil am Bau dieser Kirche hatten, wird noch heute durch das Chronogramm über dem Eingangsportal verewigt: "Deo uni trino et S. S. Petro et Paulo patronis - Me benefaCtores et fratres ope et LaboranDo eXstrVXerVnt." (Dem dreieinigen Gott und den Patronen St. Petrus und St. Paulus - 1680 haben mich die Wohltäter und Brüder durch ihre Arbeit und ihre Spenden erbaut).

Johann Bernhard Moormann siedelte sich 1725 in Werne an und gründete 1737 eine Brauerei und Brennerei.

Die Stadt Werne litt wieder einmal an Geldmangel. Diesem ein wenig abzuhelfen, sollten die Steine der alten Stadtmauer samt Tore und Türme an den Meistbietenden verkauft werden. Viele Werner Bürger nahmen im Jahre 1777 dieses Angebot, ihr Fachwerk wenigstens zum Teil durch Stein zu ersetzen, wahr. Auch die Stadt behielt einen Teil der Steine ein, um die wichtigste Straße von Werne endlich von Schlamm und tiefen Löchern zu befreien und zu pflastern (die "Steinstraße"). Die Stadtmauern und kleine Türme wurden 1779 abgerissen. 1821 wurde als vorletztes Tor das Burgtor, 1843 das letzte Stadttor, das Neutor, abgebrochen. Die eingravierte Inschrift ist uns bis heute überliefert: "Do men. scref. m. cccc. XIII. do lechde, men. disen. toren. an." (1413 legte man dieses Tor an).

1803 wurde das Oberstift Münster als Teil des Fürstbistums Münster durch den Reichsdeputationshauptschluss aufgelöst. Werne wurde preußisch.

Werne wurde 1806/07 durch Napoleon I. dem Großherzogtum Berg angegliedert; es wurde eine Munizipalität Werne gebildet, der die Stadt und das Kirchspiel angehören. Die Sympathie für die Franzosen erlosch bald, als Napoleon auch in Westfalen junge Männer für seinen Russlandfeldzug einziehen ließ. Im Museum ausgestellte Steckbriefe von Deserteuren aus Werne und Umgebung zeugen von dieser Zwangsrekrutierung.

1813 wurde Werne nach der Schlacht von Waterloo, die Napoleons Niederlage besiegelte, von der französischen Fremdherrschaft befreit. 1815 wurde Werne endgültig preußische Provinz.

1836 bekam Werne eine Verwaltung nach der revidierten preußischen Städteordnung von 1831. Gleichzeitig wurde aus den Gemeinden Werne-Land, Stockum, Capelle und Herbern das neue Amt Werne gebildet. Herbern wurde jedoch 1846 ein selbständiges Amt.

Die öffentliche Sparkasse der Stadt Werne wurde 1857 gegründet.

Das St.-Christophorus-Hospital Werne wurde 1858 gestiftet.

In den Jahren 1873 und 1874 wurde bei Bohrungen nach Kohlefeldern eine Solequelle entdeckt. Das Thermalbad Werne wurde eröffnet. 1878 wurde die Anlage vergrößert und die Aktiengesellschaft "Thermalbad Werne" gegründet. 1897 konnte die Stadt die Summe von 230.000 Reichsmark zum Ankauf des Bades nicht aufbringen - da erwarb der Georgs-Marien-Bergwerks- und Hütten-Verein die Anlage.

Die Zeche Werne wurde 1899 geteuft. Dieses Ereignis stellte für die Stadt den Beginn der Industrialisierung dar.

Die evangelische Martin-Luther-Kirche in der Wichernstraße wurde 1904 eingeweiht.

Die Solequelle versiegte 1905 und wurde erst 1935 wieder erschlossen.

Das neue Krankenhausgebäude an der Burgstraße wurde 1911 feierlich eröffnet. Im gleichen Jahr wurde die Stadt an das Schienennetz der Kleinbahn Unna-Kamen-Werne angeschlossen. Dies geht vor allem auf den Bergbau zurück. 1906 entstanden erste konkrete Pläne zur Verwirklichung der Eisenbahnstrecke Dortmund - Münster. Durch die Zeche hatte Werne gegenüber den anderen umliegenden Gemeinden triftige Gründe, um an diese Strecke angeschlossen zu werden. 1913 endlich begann man mit dem Bau dieser Eisenbahn - doch sollte es durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges und die darauffolgende Weltwirtschaftskrise in den 20er Jahren weit mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis die Eisenbahnstrecke Dortmund über Werne nach Münster fertiggestellt war. Am 17. Oktober 1928 wurde der Bahnhof feierlich eröffnet - ein Film über jenes für Werne so wichtige Ereignis befindet sich noch heute im Museumsbesitz. In diesem Film ist folgender kleiner Spruch, der damals auf dem Marktplatz vor dem Werner Rathaus aufgebaut war, zu lesen: "Von Hamburg - Münster über Werne nach Dortmund - Cöln - Frankfurt - Bern - Mailand - Rom in die große weite Welt!"

1913 begann man mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Münster - Dortmund, die nach langjährigen schriftlichen Eingaben auch an Werne vorbeigeführt wurde.

1914 - 1918 Im ersten Weltkrieg sind 279 Werner Bürger gefallen.

Das Amt Werne wurde am 1. November 1922 aufgelöst. Die Landgemeinde Werne wurde mit der Stadt Werne vereinigt. Stockum wurde dem Amt Herbern, Capelle dem Amt Nordkirchen angegliedert. Werne hatte nunmehr 12.000 Einwohner.

1926 Eröffnung des Freibades.

1928 wurde die Eisenbahnstrecke Münster - Werne - Dortmund eröffnet.

471 Werner Bürger sind während des Zweiten Weltkriegs gefallen oder in der sich anschließenden Kriegsgefangenschaft verstorben, 500 sind vermisst. Fast 4.000 Heimatvertriebene und Flüchtlinge fanden in Werne eine neue Heimat. Im Jahr 1950 hatte Werne rund 18.000 Einwohner. Im Jahr 1960 waren es 20.000.

1967 begann die umfassende Stadtkernsanierung, die mit der offiziellen Eröffnung der Fußgängerzone im Juni 1982 größtenteils abgeschlossen wurde.

Das neue Rathaus, das restaurierte alte Rathaus und das neue Feuerwehrhaus wurden in den Jahren 1973 und 1974 fertiggestellt und der Bürgerschaft übergeben. Das bis heute genutzte Krankenhausgebäude am Goetheweg wurde 1974 errichtet.

Am 1. Januar 1975 trat die kommunale Neugliederung in Kraft:Der Kreis Lüdinghausen wurde aufgelöst. Werne wurde dem Kreis Unna und dem Regierungsbezirk Arnsberg zugeordnet. Die bislang eigenständige Gemeinde Stockum wurde nach Werne eingegliedert. Die Einwohnerzahl der Stadt erhöhte sich durch die rund 4.000 Stockumer Neubürger auf 25.500.

1975 wurde die Zeche Werne, die vor Beginn der Kohlekrise rund 4.000, zuletzt 2.000 Arbeitsplätze hatte, geschlossen.

Am 19. März 1976 gab die Stadt, einem Ratsbeschluss folgend, den Zusatz "a. d. Lippe" auf und heißt seither wieder Werne, wie es seit dem Mittelalter Tradition war. 2006 fand eine Wiedereinführung des Zusatzes im Rat der Stadt keine Mehrheit. Jedoch soll der Zusatz "an der Lippe" vor allem bei Aktivitäten der Tourismuswerbung und des Stadtmarketings genutzt werden.

1980/81 wurde das Karl-Pollender-Stadtmuseum mit Stadtarchiv eröffnet. Die Wiedereröffnung der Stadtbücherei im Alten Steinhaus Moormann erfolgte im Jahre 1983. Nach völliger Umgestaltung wurde das Natur-Solebad schließlich im Jahre 1988 neu eröffnet. 1991 wurde dann noch ein Gradierwerk in der Stadtparkanlage am Stadtsee errichtet.

Im Jahre 1988 hatte Werne 29.500 Einwohner auf 7.607 ha Fläche. Im Jahre 2000 waren es 32.100 Menschen.

Basierend auf dem Artikel Werne der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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