Grahovo
Grahovo
Grahovo ist ein kleiner Ort im hochgelegenen Grahovo Polje in Montenegro. Auf der Nordseite des Orjen-Gebirges gelegen, ist er ein Hauptort agropastoraler Lebensweise der Katunska Nahija, einem montenegrinischen Clan-Gebiet im Hochkarst der Dinariden. Dieses armseligste Siedlungsgebiet ganz Westmontenegros wird durch die Monotonie der flachgewellten Wannenlandschaft mit schütterem Buschwald geprägt. Die ackerbauliche Nutzung des Poljes und Fernweidewirtschaft auf weitläufigen Sommerweiden auf dem Bijela gora-Plateau im Orjens bestimmen die traditionelle Wirtschaftsform. Die Sterilität der umgebenden Karstlandschaft lässt das in ihrem südwestlichen Randgebiet dicht vor dem Anstieg zum Orjengebirge um rund 250 m eingesenkte kleine Polje von Grahovo als "wahre Oase" in der Wüste erscheinen und macht die zahlreichen Kämpfe um dessen Besitz verständlich.
Das Städtchen lässt im Stil seiner einstrumpfigen, mit roten Ziegeln gedeckten Häuser schon die Nähe der Adriaküste erkennen. Das Städtchen liegt unterhalb eines kleinen Hügels im Schutze einer ehemaligen türkischen Festung.
Geographie
Geographie
Das Grahovo polje gehört zu den höchstgelegenen Poljen der Dinariden. Aufgrund eiszeitlicher Ablagerung in Form des riesigen Schuttkegels am südlichen Poljerandes, sowie der fluvioglazialen Ablagerungen im westlichen Teil des vom Bijela gora Plateaus hinabreichenden Gletschers, gehört das Grahovo polje mit seinen tiefen, mineralischen Lehmböden zu den fruchtbarsten Regionen des Hochkarstes. Ganz anders ist dagegen die Situation im anschließenden Dragalj polje, das durch Moränenablagerungen einen sehr steinigen trockenen Boden aufweist und für eine landwirtschaftliche Nutzung nicht in Frage kommt.
Ein eindringliches Bild mächtiger eiszeitlicher Ablagerungen im Dragalj polje entwirft der serbische Gelehrte Jovan Cvijić:
„Ein Gletscher kam aus dem riesigen glazialen Nährgebiet der Pazua (Orjen) und reichte zum Grunde der Nordseite des Dragalj Poljes. Die Endmoräne entwickelt sich treppenartig vom Polje Dvrsno und lässt sich einige Kilometer verfolgen. Sie ist über dem Grund des Poljes 140 m hoch und aus Kalkfelsen und groben Kalkstücken, unter denen viele kantig und scharf sind, aufgeba ...mehr
Geschichte
Geschichte
Geschichtlich war die Region bis ins späte 19. Jahrhundert Teil des osmanischen Imperiums. Da die mit starken Befestigungen versehene Militärgrenze zu Österreich-Ungarn direkt südlich Grahovos lag (Crkvice), befand sich in Grahovo eine bedeutende militärische Garnison.
Während des russisch-türkischen Krieges konnten die Montenegriner die Türken 1856 am Vucji dol besiegen. Der Berliner Kongress garantierte dem Fürstentum Montenegro daraufhin die Selbständigkeit gegenüber dem Osmanischen Reich.
Wirtschaft
Wirtschaft
Traditionell beliefern die Einwohner Grahovos die Küstenorte mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen (Honig, Käse, Fleisch) sowie zahlreichen Heilpflanzen, die in den umgebenden Gebirgen wachsen (z.B. Bergbohnekraut, Schlüsselblume). Hauptmarkt für die montenegrinischen Einwohner Grahovos ist der Ort Risan in der Bucht von Kotor. Da auch der einzige Fluss des montenegrinischen Hochkarstes, die Grahovska reka, im Grahovo Polje liegt, ist dieses von jeher ein strategischer Punkt zwischen der Küste und dem Landesinneren gewesen.
Die wichtige Verbindungsroute zwischen Nikšić, Cetinje und Risan kreuzen das Grahovo polje.
Die traditionelle Wirtschaftsform in Wetmontenegro ist die
Kolibawirtschaft. Kayser beschreibt mit der Kolibawirtschaft die traditionelle Wirtschaftsform in Westmontenegro (Orjen, Grahovo).
Bei der Kolibawirtschaft sind nomadische Merkmale deutlich. Die Koliba ist eine gut gebaute Milchverarbeitungshütte, die zugleich auch als Wohnhaus dient und während des Sommers von der ganzen Bauernfamilie oder wenigstens deren größtem Teil bewohnt wird. Das Winterwohnhaus i ...mehr
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