Geschichte
In der Nähe des wichtigen Oderübergangs und am Schnittpunkt zweier wichtiger Handelswege entstand schon früh eine Siedlung. Am 22. November 1202 wurde dieser Ort zum ersten Mal in einer Urkunde Innozenz III., im Zusammenhang von Zinszahlungen an das Zisterzienserkloster Trebnitz, als Stinav erwähnt. Bereits vor 1248 erfolgte die Stadtgründung nach Neumarkter Recht, der ältesten Stadtrechtsform in Schlesien. Das Stadtwappen, das erstmals 1310 in einem Siegel benutzt wurde erhielt sich, außer einigen stilistischen Veränderungen, bis in unsere Zeit: ein halber schlesischer Adler und das Fragment einer Stadtmauer. Die Stadt gehörte abwechselnd zu den Herzogtümern Liegnitz, Glogau und Breslau. Ein eigenes Herzogtum bildete die Stadt ab 1274. In diesem Herzogtum regierte Johann von Steinau, der sich auch als rechtsmäßiger Erbe des polnischen Königreichs bezeichnete und in Steinau eine herzogliche Burg am Oderübergang errichtete. Außerdem erhielt die Stadt bereits 1290 eine Stadtbefestigung.
Wie die umliegenden Herzogtümer schloss sich das Herzogtum Steinau 1329 dem böhmischen König Johann von Luxemburg als Lehen an und war somit Teil des Heiligen Römischen Reiches. Später versuchte der polnische König Kasimir der Große ab 1343 mehrmals Schlesien von den Luxemburgern zurückzugewinnen. Während mehrere schlesische Herzogtümer an der Grenze erobert wurden, gelangten polnische Truppen bis nach Steinau, das sie anzündeten und dessen Stadtmauer sie auch verwüsteten. Im Vertrag von Namslau von 1348 verzichtete Kasimir auf alle Zeiten auf Schlesien, so dass die Stadt keine weiteren Zerstörungen von dieser Seite zu befürchten hatte. Während des Wiederaufbaus der Stadt wurden die Stadtrechte 1348 mit dem Magdeburger Stadtrecht erneuert. Bei dieser Gelegenheit erhielt die Stadt ihre regelmäßige Anlage, mit dem rechteckigen Ring (56 × 93 m) in der Stadtmitte, wie es für Neugründungen der deutschen Ostkolonisation üblich war. Das Herzogtum wurde 1365 aufgelöst und die Stadt fiel an das Herzogtum Oels. Später wurde es Teil des Fürstentums Wohlau und fiel mit diesem 1410 an die böhmische Krone. Wie das Königreich Böhmen wurde die Stadt 1526 habsburgisch.
1633 wurde in Steinau eine Blaudruckwerkstatt errichtet. Der Niedergang der Stadt begann mit dem Dreißigjährigen Krieg, der Steinau große Zerstörungen brachte. Neben den materiellen Schäden kam noch hinzu, dass zahlreiche Bewohner ums Leben gekommen waren oder nach 1648 auswanderten. In diesem Krieg hatte Wallenstein nach seinem Einmarsch in Schlesien in der Nähe der Stadt am 11. Oktober 1633 gegen die Schweden und Brandenburger gekämpft und ein schwedisches Korps von 5.000 Mann und 60 Geschützen unter General von Thurn gefangen genommen. Die Stadt wurde im 18. Jahrhundert wiederum von Zerstörungen und Plünderungen heimgesucht, für die schwedische Truppen verantwortlich waren. Den schlimmen Zustand des Ortes zu dieser Zeit spiegeln historische Dokumente wieder, die davon berichten, dass in Steinau zwar drei Kirchen, aber nur zwei Wohnhäuser übrig geblieben waren. Die entvölkerte Stadt hatte nun eher die Bedeutung eines Marktfleckens.
1839 bis 1841 wurde in der Stadt die katholische Kirche Zur Kreuzerhöhung errichtet und 1861 erhielt die Stadt eine neue evangelische Kirche. Trotz eines Stadtbrands 1880 brachte das 19. Jahrhundert für die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung, der auch mit einem raschen Bevölkerungswachstum verbunden war. Denn 1874 wurde Steinau an die Eisenbahnlinie Breslau–Glogau angeschlossen und 1898 folgte die Verbindung Liegnitz–Rawicz. Deshalb kam es auch zu einem Ausbau des Oderhafens und auch durch eine neue Oderbrücke erlangte der Ort eine bessere Verkehrsanbindung. Es entstanden auch zahlreiche neue Betriebe sowie eine Eisenhütte. Bis 1932 war Steinau Sitz eines Landkreises.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Steinau wegen seiner strategisch wichtigen Lage zur Verteidigung des Oderübergangs in eine Festung umgewandelt und vor der Stadt wurden zahlreiche Betonbunker errichtet. Am 23. Januar 1945 begannen schwere Kämpfe mit der Roten Armee. Um die Stadt abzuriegeln, wurde am 25. Januar die Oderbrücke gesprengt. Unter schweren Verlusten bildeten die Russen einen Brückenkopf und drangen in die Stadt ein, die von den Nazis im Häuserkampf erbittert verteidigt wurde. Dieser sinnlose Verteidigungskampf kostete 3.000 Deutsche und mindestens ebenso viele sowjetische Soldaten das Leben, bis die Stadt am 4. Februar 1945 erobert wurde. Wie in den Jahrhunderten zuvor hatte die Lage am Oderübergang der Stadt viel Zerstörung gebracht, nach den Kämpfen lagen 1121 Häuser in Trümmern, was 75% der Bebauung entsprach. Das örtliche Schloss aus dem 19. Jahrhundert wurde dem Erdboden gleichgemacht, vom Rathaus blieb nur der Turm erhalten. Die katholische Kirche wurde ebenfalls zerstört, die damalige evangelische Kirche wurde dagegen nur beschädigt. Die Ringbebauung wurde stark in Mitleidenschaft gezogen, so dass dort nur fünf Gebäude erhalten blieben.
Nach dem Krieg entstanden neue Wohnhäuser, im Stadtzentrum und am Ring blieben aber viele Grundstücke unbebaut oder wurden mit Plattenbauten versehen. Mit dem Ende des Kriegs 1945 wurde Steinau polnisch und in Åšcinawa umbenannt. Außerdem wurde die Stadt in Folge einer Kreisreform Teil des Powiat LubiÅ„ski, vorher war sie dem rechts der Oder gelegenen Wohlau kreisangehörig gewesen.
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