Geschichte
Auf dem Boden der Stadt Antwerpen lässt sich bereits ein gallo-römischer vicus nachweisen. Das belegen Funde von Ton- und Glasscherben aus dem 2. und 3. Jahrhundert n.Chr., die 1952–1961 bei Grabungen nahe der Schelde ans Licht kamen.
Im 7. Jahrhundert begann die Christianisierung. Urkundlich erwähnt wurde die Stadt erstmals 726. Im Jahr 836 wurde die Stadt von den Normannen verwüstet. Ende des 11. Jahrhunderts kam Antwerpen zum Herzogtum Brabant im Ostfrankenreich bzw. im Heiligen Römischen Reich (Deutscher Nation). Der Ort erhielt 1291 die Stadtrechte. Eine erste Blütezeit erlebte die flämisch-niederdeutsche Stadt im 14. Jahrhundert. Sie war dank des Hafens und des Tuchhandels ein führender Handelsplatz und ein Finanzzentrum Europas. 1315 wurde sie Hansestadt. Antwerpen fiel 1430 an Burgund, 1477 an Habsburg. In Antwerpen wurde „Niederdeutsch†gesprochen.
1556 setzte sich nach heftigen Kämpfen die Reformation wie in den gesamten spanischen Niederlanden durch. Im 16. Jahrhundert war die Stadt reichste Handelsstadt Europas. Durch die darauffolgenden Konflikte zwischen den Habsburgern und den vom Reich losgelösten Niederlanden folgte der Niedergang. 1585 eroberte der spanische Statthalter Alessandro Farnese Antwerpen. Alle protestantischen Einwohner mussten die Stadt verlassen. Ein weiterer Grund war eine Bestimmung des Westfälischen Friedens von 1648, dass die Schelde nicht mehr als Schifffahrtsweg genutzt werden durfte, was für den Handel der Stadt schwerwiegende Beeinträchtigungen brachte.
Seit 1863 erlebte Antwerpen – jetzt zum neuen Staat Belgien gehörend – einen erneuten Aufschwung als belgischer Hafen, das Schifffahrtsverbot fiel endgültig. Es wird militärisch zur Festung Antwerpen mit einem kompletten Gürtel von Forts ausgebaut, die als Reduit (Rückzugsbollwerk, innere Festung) dienen sollte. Davon existieren heute noch einige Bauwerke.
In Antwerpen fanden 1903 die ersten Gymnastik-Weltmeisterschaften statt. 1920 war Antwerpen Austragungsort der Olympischen Sommerspiele.
Während des Zweiten Weltkriegs war Belgien wie im ersten Weltkrieg Durchzugsgebiet zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich. Die Stadt wurde daher im Mai 1940 zuerst von der Deutschen Wehrmacht besetzt und im September 1944 von vorrückenden englischen Truppen befreit. In Antwerpen lag die Nachschubbasis für die alliierten Streitkräfte und ein wichtiger Hafen, der auch durch Beschuss mit V-2-Raketen nicht zerstört wurde. Trotz Kriegszerstörungen blieb das historische Stadtbild weitgehend erhalten.
Besonders die beträchtliche jüdische Bevölkerungsgruppe der Stadt war vom Hitlerischen Rassenwahn im Zweiten Weltkrieg betroffen. Heute ist die Stadt wieder ein großes Zentrum des orthodoxen Judentums in Europa.
1993 war Antwerpen Kulturhauptstadt Europas.
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