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Italien

Hauptstadt
Rom
 
Fläche
301.336 km²
 
Bevölkerung
58.140.000
 
pro km²
193 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
19.05.2024
23:12
 
 
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Geschichte

Bagnoregio ist erstmals zu Beginn des 6. Jahrhundert in einem Brief Gregors des Großen erwähnt. Es geht um die Gründung eines Bischofssitzes bei Balneum Regium, wo es in der Spätantike heilsame Quellen bzw. Thermen gegeben habe, in denen ein König gebadet habe. Von der Chronologie her kann es sich nur um einen König der Westgoten gehandelt haben, nicht aber um den Langobardenkönig Desiderius, wie gelegentlich später überliefert.

Das mittelalterliche Bagnoregio bestand aus drei Stadtvierteln (Contrade). Der älteste Siedlungskern rund um Kathedrale und Bischofssitz befand sich auf dem durch eine Schlucht von der Ebene isolierten Tuffsteinfelsen, der schon etruskisch besiedelt war (Contrade und heutiger Ortsteil Civita di Bagnoregio); nachfolgend entstand jedoch auch ein Borgo in der Ebene (Contraden Mercato und Rota, entsprechend dem heutigen Verwaltungssitz Bagnoregio).

Das formell seit der Pippinischen Schenkung zum Kirchenstaat gehörige Bagnoregio unterstand wechselnden Feudalherrschaften im Widerstreit mit den Bemühungen der Bürger, einen autonomen Stadtstaat (comune) zu gründen. Insoweit standen die Guelfen - vertreten durch das Grafengeschlecht der Monaldeschi mit Sitz auf dem nicht mehr existierenden Kastell Cervara - im Kampf mit den zur Ghibellinen-Fraktion gehörenden Filippeschi. Nachdem Bagnoregio vorübergehend Mitte des 12. Jahrhunderts eine freie Kommune war, gewannen im 14. Jahrhundert die Monaldeschi die Kontrolle zurück. Die Bevölkerung, durch Seuchen und Naturkatastrophen geschwächt, verarmte.

Nach der Invasion durch die Truppen Karls VIII. gelang es im 15. und 16. Jahrhundert der päpstlichen Zentralmacht, die Feudalherrschaft zu brechen. Alexander VI. (Borgia) und Paul III. (Farnese) setzten Kardinäle als Regenten ein. Es kam zu einer wirtschaftlichen Erholung.

1695 wurde Bagnoregio durch ein Erdbeben erschüttert, das die Contrade Civita am schlimmsten traf. 1699 transferierte der Bischof seinen Sitz von dem Tuffsteinfelsen in die Ebene. Damit erstarkte das jüngere Bagnoregio, in dem sich auch die Kommunalverwaltung befand, gegenüber dem schwer zugänglichen und immer wieder durch Bodenerosion und Erdrutsche gefährdeten älteren Siedlungskern, der in den folgenden Jahrhunderten seine Bevölkerung immer mehr einbüßte.

Im Risorgimento war Bagnoregio Kampfgebiet der Truppen Giuseppe Garibaldis beim Marsch auf Rom. Die Schlacht von Bagnoregio am 5. Oktober 1867 endete mit einer Niederlage für die Republikaner, und 1870 wurde die Gemeinde wie der ganze Kirchenstaat Teil des italienischen Nationalstaats.

Im Juni 1944 trafen in Bagnoregio angloamerikanische Fliegerbombenangriffe und deutsche Artillerie aufeinander; die Stadt wurde verlassen und zerstört.

Beim Wiederaufbau in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde nur der Verwaltungssitz Bagnoregio kommunal wiederbelebt. Civita war aufgegeben und seine Bevölkerung um 1990 bis auf 7-15 verbliebene ältere Personen dezimiert, ehe „Aussteiger“ nach 1990 den Ortsteil als città che muore (= sterbende Stadt") entdeckten und ihm zu einer neuen Identität als Künstlerenklave und Touristenattraktion verhalfen.

Basierend auf dem Artikel Bagnoregio der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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