Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort als „Blicherode“ im Jahr 1130. 1303 erwarb Heinrich der IV. von Hohnstein den Ort und verlieh 1322 begrenzte Marktrechte. Bereits 4 Jahre später wurde die Siedlung erstmals als Stadt erwähnt (Recht zur Führung eines eigenen Siegels und Wappens).
Im 30-jährigen Krieg wurde Bleicherode durch Truppen des Grafen von Pappenheim geplündert und in Brand gesteckt (3. Oktober 1632). In der Not behalfen sich die Bleicheröder mit der Zucht von Weinbergschnecken, die nach Leipzig gebracht und von dort exportiert wurden. Dieser Umstand brachte den Einwohner den bis heute gültigen Spitznamen „Schneckenhengste“ ein.
1648 wurde Bleicherode brandenburgisch und 1699 direkt dem preußischen König unterstellt. Preußenkönig Friedrich II. (der „Alte Fritz“) besuchte 1754 die Stadt.
Am 18. April 1822 wurde in Bleicherode August Petermann geboren. Er war einer der bedeutendsten Kartografen seiner Zeit.
Nachdem 1888 im Raum Bleicherode Kalilager nachgewiesen worden waren, begann man 1899 mit der Förderung von Kalisalzen. Die Kaliindustrie prägte die Stadt bis 1990, als in Folge des politischen und wirtschaftlichen Umschwungs die Kaliförderung größtenteils eingestellt wurde. Bis auf einen kleinen Rest wird heute noch Versatzbergbau betrieben und die ehemalige Rückstandshalde wird in Zusammenarbeit mit der Universität Göttingen mittelfristig begrünt. Dazu wird in verschiedenen terrassenförmigen Stufen Bau- und Erdaushub aufgetragen.
Von 1911 bis zum 2. Weltkrieg war die Stadt ein staatlich anerkannter Luftkurort. Am 9. November 1938 wurde die Synagoge in Brand gesteckt und brannte aus. Im Zuge der Judenpogrome verlor die Stadt ihre große jüdische Gemeinde. An der Stelle der abgerissenen Synagoge erinnert seit 1986 ein Gedenkstein an sie. Ein jüdischer Friedhof am Vogelberg befindet sich außerhalb des Stadtgebietes und ist nicht öffentlich zugänglich.
Im Jahr 1944 wurde auf Befehl des zuständigen SS-Gruppenführers Hans Kammler die Raketenforschung und -produktion der V2-Rakete nach Bleicherode verlegt, da die Rote Armee kurz vor dem Einmarsch in Peenemünde stand. In Bleicherode konnten die Anlagen in den Stollen gut untergebracht bzw. versteckt werden. Bis 1945 wurden 5000 Raketen des Typs V 2 hergestellt, und zwar mit Hilfe vieler Zwangsarbeiter, die in einem eigens dafür eingerichteten KZ Dora-Mittelbau in Nordhausen unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mussten. Andere Kriegsgefangene aus dem Vereinigten Königreich und Frankreich, sowie 350 Frauen und Männer vorwiegend aus der Sowjetunion mussten in Bleicheröder Unternehmen Zwangsarbeit leisten: in den Technischen Werkstätten Lange & Weinhold, im Kaliwerk, in der Schachtanlage von Velsen in der Baumwollweberei Werner Vogel KG, in der Weberei Gelpke & Klein, bei den Firmen Kulemann und Tölle. Im heutigen Kulturhaus war ein Außenkommando von Dora-Mittelbau mit Militärinternierten aus Italien untergebracht, das beim Hoch- und Tiefbauunternehmen Ohl & Vattrodt eingesetzt war.
Zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt zunächst von amerikanischen, später von sowjetischen Streitkräften besetzt. Bis zur Wiedervereinigung Deutschlands war die Stadt damit Teil der Sowjetischen Besatzungszone bzw. später der Deutschen Demokratischen Republik.
1997 wird der Ort in die „Deutsche Fachwerkstraße“ aufgenommen.
Im Jahre 2005 beging Bleicherode sein 875-jähriges Stadtjubiläum. Höhepunkt dieses Ereignisses war ein Festumzug der verschiedensten Vereine aus Bleicherode.
Am 1. Dezember 2007 wurde Obergebra nach Bleicherode eingemeindet.
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