Geschichte
In Borgstede - die Silbe "Borg" ist gleichzusetzen mit "Burg" - gab es zu jener Zeit mindestens zwei Burgen. Eine befand sich in Rahling, das neben Seghorn bis ins 18. Jahrhundert hinein zu Borgstede gehörte, was alte Familiennamen belegen. Die Rahlingsburg bzw. Melseburg aus dem 14./15. Jahrhundert stand südlich der heutigen Porzellanfabrik. An der Oberfläche des zwei Meter hohen Burghügels findet man noch Reste von Backsteinen und Dachziegeln sowie Keramikscherben. Es hat demnach dort ein Steinhaus gestanden, das als Wohnburg der Häuptlingsfamilie diente und den umwohnenden Bauern bei Überfällen fremder Truppen Schutz gewährte.
Die Rahlings- bzw. Melseburg ist neben dem Klosterhof Lindern die besterhaltene Hügelburg (Motte) des Kreises Friesland. Die Schallenburg befand sich in Winkelsheide, das seinerzeit auch zu Borgstede gehörte, und zwar an der Wilhelmshavener Straße zwischen dem Großen Winkelsheidermoorweg und dem Gewerbegebiet.
1428 wird Borchstede bzw. Borgstede erstmals erwähnt. Der Graf von Oldenburg besaß dort zwei Hofstellen und 20 Jück Land. Davor hatte der Vareler Häuptling Hayo diese Hofstellen besessen. Drei Familiennamen sind aus dem 15. Jahrhundert überliefert, nämlich hynryck und gert borchstede sowie ebbeke van borchstede.
Im 16. Jahrhundert lebten in Borgstede folgende Hausleute: Meine Abken, Johann Gramberg, Gerdt Grimm, Eilerth Hullmann, Reinke Kohlrenken, Gerd Kronsweide, Gerd Wilken und Johann Wiemken.
Das Gebäuderegister von 1764 führt 16 Hausleute und 34 Häuslinge auf. Aus den Registern geht hervor, dass es neben der bäuerlichen Oberschicht der Hausleute etliche Köter gab. Die Zahl der Kötereien, der kleinen Hofstellen, nahm seit dem Mittelalter immer mehr zu. Die Köter rodeten Nutzland in der gemeinsamen Mark (Allmende), was häufig zu Auseinandersetzungen mit den Hausleuten führte, die ihre Nutzungsrechte durch die Neusiedler eingeschränkt sahen. Die Häuslinge bildeten die eigentliche Unterschicht. Sie fanden ihren Lebensunterhalt im landwirtschaftlichen Tagelohn, durch sommerliche Saisonarbeit in den Niederlanden (Hollandgängerei) oder außerhalb der Landwirtschaft.
Es werden auch viele Handwerker erwähnt. Im 18. Jahrhundert arbeiteten in Borgstede als Schuster Gerd und Harm Eilers, Johann Ernst Heidemann, Heinrich Lamken und Renke Suhren. Zu jener Zeit waren Oltmann Kohlrenken gent. Wilken sowie Johann Rahmann Zimmerleute. Neben dem Weber Diedrich Gerhard Onken werden noch die Tischler Jürgen Gerdes und Gerhard Tietjen genannt.
Im 19. Jahrhundert werden u. a. aufgeführt Johann Hinrich Oppermann und Johann Garlich Seghorn als Zigarrenmacher, Johann Hullmann als Pflugmacher und Friedrich Hullmann als Stellmacher. Weber waren Diedrich Rahmann und Johann Seghorn; Johann Diedrich Meinen war Musiker. Außerdem arbeiteten als Schneider Ahlert Meinen und Hinrich Suhren, als Zimmerleute Gerhard Theesfeld, Johann Hinrich Suhren und Johann Hinrich Oppermann. Am häufigsten wird der Beruf des Schusters genannt: Wilhelm Carstens, Johann Hinrich Heidemann, Johann Diedrich Schimmelpenning sowie Renke und Hinrich Suhren.
Der Kern des damaligen Dorfes lag nach früheren Aufzeichnungen "achter de gast", also südlich der Roggen- und Korngast. Das Ackerland ist durch langstreifige Parzellenaufteilung geprägt. Borgstede gehört zu den Altsiedlungen der Geest wie Bockhorn, Steinhausen und Jeringhave. Das Ackerland mit den Höfen befindet sich auf einer Anhöhe, die Wiesen liegen in den anschließenden Niederungen der Leke bzw. im Nordwesten in Richtung Jeringhaver Bäke.
Ende des 19. Jahrhunderts verfügte Borgstede über eine Postagentur. Um 1970 wurde Hullmanns Poststelle im Zuge einer Rationalisierungsmaßnahme aufgelöst. Um 1890 zählten zur Bauerschaft Borgstede auch die Ortschaften Winkelsheide und Winkelsheidermoor sowie "einzelne Häuser" in Doodshörne, Höntebarg, Langendamm und Am Herrenkamp, aber auch das Torhegenhaus. Jetzt ist Borgstede ein Ortsteil der Stadt Varel und in seiner räumlichen Ausdehnung wesentlich kleiner. Die Autobahn bildet nun die östliche Begrenzung des Dorfes. Da 1972 die Gemeinde Varel-Land im Zuge der Gebietsreform aufgelöst wurde, sind ihre Dörfer Bestandteile der Stadt Varel geworden.
Infolge Flucht und Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten stieg die Bevölkerungszahl nach dem Zweiten Weltkrieg kurzfristig stark an. 1950 lebten hier 784 Menschen in Privathäusern und Baracken, z. B. zwischen der heutigen Ziegelstraße Nr. 2 und Nr. 10. Die Einwohnerzahl ist inzwischen drastisch auf etwa 300 zurückgegangen, weil für Borgstede keine Bebauungsgebiete ausgewiesen wurden.
Für die Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkrieges wurde das Ehrenmal an der Bockhorner Straße errichtet. In den 1960-er und 1970-er Jahren haben die Einwohner der Dörfer Borgstede und Winkelsheide mit freiwilligen Spenden dafür gesorgt, dass eine zusätzliche Tafel angebracht wurde. Am Volkstrauertag legt die Feuerwehr zusammen mit der Dorfgemeinschaft einen Kranz nieder und stellt die Ehrenwache.
Basierend auf dem Artikel Borgstede der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
Quelle | Autoren und Artikelversionen