Politik
Die drei Volksgruppen haben je einen Vertreter im dreiköpfigen Staatspräsidium. Die Bosniaken und Kroaten wählen ihre beiden Vertreter in der Föderation, die bosnischen Serben ihren in der Republik Srpska. Der Vorsitz des Staatspräsidiums wechselt alle acht Monate. Die beiden Entitäten haben eigene Regierungen und Parlamente sowie eine gemeinsame Regierung und Parlament (Abgeordnetenhaus mit 42 Sitzen und eine Kammer der Völker mit 15 Sitzen) für den Gesamtstaat. Faktisch übt einen Teil der Staatsgewalt jedoch der Hohe Repräsentant Miroslav LajÄák als Vertreter der internationalen Gemeinschaft aus, was damit begründet wird, dass infolge des im Krieg entstandenen gegenseitigen Misstrauens unter den Verantwortlichen der Volksgruppen nach wie vor eine Blockadehaltung vorherrsche. Außerdem sind nach wie vor rund 2500 ausländische Soldaten im Rahmen der Operation EUFOR/Althea in Bosnien und Herzegowina stationiert.
Die Wahlen am 1. Oktober 2006 galten als zukunftsweisend, weil die internationale Gemeinschaft 2007 den Hohen Repräsentanten abziehen und Bosnien und Herzegowina in die volle Souveränität überführen wollte. Im Nachhinein wurde dieses Vorhaben um ein weiteres Jahr verschoben. In das Staatspräsidium wurden der Bosniake Haris Silajdžić von der Partei für Bosnien und Herzegowina (SBiH), der Serbe NebojÅ¡a Radmanović vom Bund der Unabhängigen Sozialdemokraten (SNSD) und der Kroate Željko KomÅ¡ić von den multi-ethnischen Sozialdemokraten gewählt. KomÅ¡ić soll in einem Kopf-an-Kopf-Rennen seinen Kontrahenten von der nationalistischen Kroatischen Demokratischen Union in Bosnien und Herzegowina (HDZ BiH) geschlagen haben. Nationalistische kroatische Gruppen hatten daraufhin protestiert, KomÅ¡ić könne nicht kroatische Interessen vertreten, da auch Mitglieder anderer Volksgruppen für ihn gestimmt hätten. Die bosnisch-serbische Partei Bund der Unabhängigen Sozialdemokraten hatte vor den Wahlen erneut ein Referendum für die Unabhängigkeit der Teilrepublik Srpska gefordert, falls die Forderungen nach einer stärkeren Zentralisierung nicht aufhörten. Silajdžić setzte sich für eine Verfassungsänderung ein, die ein Zusammenwachsen Bosniens in einen „funktionsfähigen“ Staat ermöglichen solle. Dies wird teilweise so interpretiert, dass er die Existenz der Entitäten infrage stellte. Im Januar 2008 bekräftigte der Vorsitzende des SNSD, Milorad Dodik, die Zugehörigkeit der Republika Srpska zum Gesamtstaat und seinen Willen, diesen aufrecht zu erhalten. Ende Februar 2008 beschlossen EU-Vertreter gemeinsam mit Gesandten der USA und Russlands, den "Hohen Repräsentanten" auf unbestimmte Zeit im Land zu lassen.
Vorsitzender des Ministerrats und damit Regierungschef ist seit Januar 2007 Nikola Špirić (SNSD).
Basierend auf dem Artikel Bosnien und Herzegowina der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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