Geschichte
Die ersten bekannten Besitzer dieses Gebiets waren im 11. Jahrhundert die Babenberger. Das Gebiet wurde um 1096 von Leopold III. an das von ihm gegründete Kloster St. Maria Nivenburg (heutiges Stift Klosterneuburg) verschenkt. Die Besitzer wechselten damals häufig, weil das Land oft vom Stift verschenkt, verkauft und verpachtet wurde.
Im 13. Jahrhundert wurde das Gebiet erstmals urkundlich in einer Chronik erwähnt. Die Wiener bezeichneten das Gebiet als „Werd“ (= Insel). Die ersten Siedler in diesem Gebiet waren Fischer, Jäger und Holzfäller. Später siedelten sich auch Gärtner und Wirte an.
1463/64 wurde die Schlagbrücke (heutige Schwedenbrücke) gebaut, dies war die erste feste Brücke über den noch unregulierten zentrumsnächsten Donauarm.
Erste Wiener Türkenbelagerung 1529: Es kam es zu schweren Kämpfen auf dem Gebiet der Donauinseln.
1536 bis 1540 wurden Baugründe an jene Wiener verschenkt, die während der Türkenbelagerung ihre Häuser verloren hatten.
Dreißigjähriger Krieg 1618-1648: Am 9. April 1645 eroberte das schwedische Heer unter Lennart Torstenson die Wolfsschanze. Kaiserliche Truppen eroberten das Gebiet in einer viertägigen Schlacht zurück; so entstand die Brigittasage – siehe auch Geschichte der Brigittakapelle.
Die erste urkundliche Erwähnung der „Brigittenau“ war 1670, die frühere Bezeichnungen waren: „Im Werd“, „Schottenau“ und „Wolfsau“.
Zweite Wiener Türkenbelagerung 1683: Die Brigittakapelle wird bei schweren Kämpfen auf der Wolfsschanze und bei der heutigen Friedensbrücke zerstört.
1688-1698 wurde die Taborbrücke gebaut. Es entstand eine neue Durchzugsstraße „Zwischen den Brücken“ und es kam daher zur Verlegung der Wolfsbrücke Richtung stromabwärts. 1695 wurde die Brigittakapelle wiederaufgebaut.
1732 errichtete das Hof- und Landjägeramt die Fasanerie. 1796 wurde in der Nähe der Taborbrücke eine Johann von Nepomuk geweihte Kapelle errichtet.
1810 siedelten sich ersten Handwerksbetriebe, beispielsweise eine Kunstblecherei, ein Dampfsägewerk und eine Feuerspritzenfabrik, in der Brigittenau an. 1828 wurde das "Colosseum", eine Vergnügungsstätte, erbaut. 1830 gab es einen verheerenden Eisstoß und eine große Überschwemmung.
1834: Bau des "Universums" (heute Universumstraße), einer weiteren Veranstaltungsstätte.
1838: Die Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, 1837 als erste Dampfeisenbahn des Kaisertums Österreich (damals inkl. Ungarn) auf der Teilstrecke Floridsdorf – Deutsch Wagram eröffnet, überquert nun die Donau zum Nordbahnhof am Praterstern.
1840 fuhr die erste schienengebundene Pferdebahn entlang der heutigen Jägerstraße vom Alten Tabor zum "Colosseum".
1846 kam es zur Rodung des verbliebenen Auwaldes und zur Entstehung von Gärtnereien (Vorgartenstraße) im Norden des Bezirkes.
1848: Hinrichtung Robert Blums im „Brigittawaldl“ durch kaiserliches Militär. Der deutsche Abgeordnete zur Frankfurter Nationalversammlung war nach Wien gekommen, um hier die Demokraten gegen die Reaktionäre zu unterstützen.
1850 wurde die Brigittenau mit der ebenfalls zwischen Donau und Donaukanal gelegenen Leopoldstadt in die Stadt Wien eingemeindet, es entstand der 2. Wiener Gemeindebezirk.
1862: Neuerliche große Überschwemmung, der letzte Anstoß zur Donauregulierung.
1867: Beginn des Baus der Brigittakirche.
1870 war Baubeginn zur großen Donauregulierung und zum Bau des Nordwestbahnhofs an der Stelle des ehemaligen "Universums", nahe dem heutigen Tabor. 1871 wurden die Nordwestbahnbrücke und die Brigittabrücke (heute Friedensbrücke) erbaut, 1873 die Nordbahnbrücke; in diesem Jahr wurde der Bau des Nordwestbahnhofes beendet.
1874: Einweihung der Brigittakirche und der Kaiser-Franz-Josephs-Brücke über das neue (seit 1875 wasserführende) Strombett der Donau (heute Floridsdorfer Brücke).
1875 war das neue Donaubett fertig, es kam zu großen Gebietsgewinnen durch die Donauregulierung.
1883-1884: Bau der Kaiser-Franz-Joseph-Regierungsjubiläumsbrücke (heute Heiligenstädter Brücke) über den Donaukanal
1886: Eröffnung der Dampftramway Wien – Stammersdorf. Die Strecke in dieses heute im 21. Bezirk gelegene Dorf führte durch die Jägerstraße, Strom- und Marchfeldstraße und über die „Kaiser-Franz-Josephs-Brücke“.
1897 fuhr die erste elektrische Straßenbahn in Wien. Die „Transversallinie“ (heute Linie 5) verband die Wiener Kopfbahnhöfe von Nord-, Nordwest-, Franz-Josephs- und Westbahn und führte, vom 2. Bezirk kommend, entlang des Augartens (Rauscherstraße) und der Wallensteinstraße, sodann über die Brigittabrücke (heutige Friedensbrücke) in den 9. Bezirk.
Bei der Abzweigung des zentrumsnächsten Donauarmes (des Donaukanals) vom Hauptstrom hatte seit 1873 eine schwimmende Barriere („Sperrschiff“) bei Bedarf den Wasserzustrom begrenzt. 1894-98 baute Otto Wagner stattdessen das Nußdorfer Wehr (Schemerlbrücke) und daneben eine Kammerschleuse für die Schifffahrt.
Am 24. März 1900 kommt es auf Wunsch Brigittenauer Politiker zur Trennung der Brigittenau von der Leopoldstadt. Die Brigittenau wird vom Gemeinderat zum 20. Wiener Gemeindebezirk erklärt (dies bleibt bis 1904 die höchste Bezirksnummer). 1906 wird das Amtshaus auf dem Brigittaplatz eröffnet.
1906: Am 7. Juli wird Anton Karas im Haus Leystraße 46 geboren. 1948 wird er von Regisseur Carol Reed für die Musik zum Film Der dritte Mann engagiert und mit seinem Harry-Lime-Thema ab 1949 weltweit bekannt.
1907 wird der Betriebsbahnhof (in Wien auch Remise genannt) Wexstraße der Straßenbahn für die damaligen Linien 3, 34 und V (sprich: vau) in Betrieb genommen.
1910: Die Dampftramway nach Stammersdorf wird durch die elektrische Straßenbahn (Linie 31) ersetzt.
1912 ist Baubeginn für den Umbau der Kaiser-Franz-Josephs-Brücke. Die neue Floridsdorfer Brücke wird erst nach dem Ersten Weltkrieg 1922 eröffnet.
1913: In der Halle des Nordwestbahnhofs wird bei einer Kundgebung der sozialdemokratische Reichsratsabgeordnete Franz Schuhmeier von Paul Kunschak (Bruder des christlichsozialen Politikers Leopold Kunschak) ermordet.
1914: Einrichtung der Sascha-Film, die anfangs in der Brigittenau (Treustraße 76) produzierte, durch Alexander Graf Kolowrat-Krakowsky.
Vom privaten Verein zur Begründung und Errichtung eines Spitals im 20. Wiener Gemeindebezirk wird in der Stromstraße 34 das so genannte Brigitta-Spital errichtet.
1924: Eröffnung der Gemeinde-Wohnhausanlage „Winarsky-Hof“, an deren Planung ab 1921 bekannte Architekten wie Adolf Loos und Margarete Schütte-Lihotzky beteiligt waren.
1924-1926: Ersatz der alten Brigittabrücke über den Donaukanal durch die neue Friedensbrücke.
1926: Einrichtung des Unfallkrankenhauses in der Webergasse unter der Leitung von Dr. Lorenz Böhler.
1929: Gewaltiger Eisstoß auf der Donau.
1932: Die 1930 begonnene große Gemeinde-Wohnhausanlage am Friedrich-Engels-Platz bei der Floridsdorfer Brücke wird fertiggestellt.
Ab 1938: Terror gegen jüdische Wiener/innen, Vertreibung und Massenmord. Die Schule Karajangasse wird zum ersten Sammellager.
1938: In der Halle des Nordwestbahnhofs findet die NS-Ausstellung Entartete Kunst statt.
1943: Bau der Flaktürme im Augarten (im 2. Bezirk, knapp an der Grenze zur Brigittenau).
16. Juli 1944: Erster amerikanischer Bombenangriff auf Wien richtet schwere Schäden in der Brigittenau an.
April 1945: Schwere Bombenschäden an Bezirksamt, Brigittakirche, Leyschule und an vielen anderen Gebäuden, totale Zerstörung der Allerheiligenkirche. Sprengung der Floridsdorfer Brücke durch abziehende deutschen Truppen. Die Brigittenau wird von russischen Truppen besetzt.
1946: Am 19. Mai wird die Floridsdorfer Brücke als Malinowskybrücke wieder eröffnet (zu Ehren des sowjetischen Marschalls Rodion Jakowlewitsch Malinowski, des Befehlshabers der 2. Ukrainischen Front, die Wien einnahm). Seit 1956 heißt die Brücke wieder Floridsdorfer Brücke. Wiederaufbau des Döblinger Stegs und der Friedensbrücke.
1952: Abtragung der zerstörten Nordwestbahnhof-Halle.
1962: Neue Wiener Schnellbahn mit Haltestelle Traisengasse auf der Nordbahnstrecke durch die Brigittenau. (Heute weitere Haltestelle: Handelskai)
1964: Eröffnung der Gürtelbrücke über den Donaukanal.
1965: Eröffnung des neuen Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhauses in der Donaueschingenstraße.
1977: Eröffnung des neuen Gebäudes der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt.
1978: Eröffnung der neu errichteten Floridsdorfer Brücke neben der baufälligen alten, die dann abgetragen wird.
1979: Neubau des TGM (Technologisches Gewerbemuseum) in der Wexstraße.
1982: Eröffnung der 7. Wiener Donaubrücke, der Brigittenauer Brücke, zwischen Nordbahnbrücke und Reichsbrücke.
1996: Eröffnung der U-Bahn-Linie U6, vom Gürtel durch die Brigittenau nach Floridsdorf. Auf Bezirksgebiet die Stationen Jägerstraße, Dresdner Straße und Handelskai.
1999: Eröffnung des Millennium-Towers, des höchsten Gebäudes von Wien.
Basierend auf dem Artikel Brigittenau der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
Quelle | Autoren und Artikelversionen