Flagge von Deutschland

Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
27.11.2024
04:05
 
 
+
»
 

Geschichte

Archäologische Funde auf Brühler Gemarkung weisen zurück bis in die Eiszeit. Von Menschen geschaffene Werkzeuge und Scherben stammen aus der Jungsteinzeit. Es ist allerdings nicht gesichert, ob das Gebiet wirklich besiedelt war, oder ob die Funde vom Rhein angeschwemmt wurden. 1906 und 1997 wurden Gräber aus der Frühen Bronzezeit gefunden. Auch aus den folgenden historischen Perioden gibt es mehrere Funde.

Im 1. Jahrhundert überschritten die Römer den Rhein und unter Kaiser Vespasian (69–79) erfolgte die Eingliederung des rechtsrheinischen Rhein-Neckar-Gebiets in das Römische Reich. Im Brühler Raum wurden mehrere Römerstraßen angelegt. In Nord-Süd-Richtung verlief eine Verbindung von Ladenburg über Brühl nach Schwetzingen durch den Hardtwald. Keine archäoligischen Funde, aber schriftliche Hinweise gibt es für eine Fernstraße auf dem rechtsrheinischen Hochufer von Italien nach Britannien. Geschnitten wurden beide durch die West-Ost-Straße von Altrip über den Rhein nach Rohrhof und Wiesloch. An letzterer befand sich auf einem Hügel bei Rohrhof ein römischer Wachturm aus Holz. Durch die Völkerwanderung im 4. Jahrhundert wurden die Römer zurückgedrängt.

976 wurde Rohrhof als „Rorheim“ erstmals urkundlich erwähnt, anlässlich einer Schenkung von Kaiser Otto II. an den Bischof von Worms. Die Endung -heim deutet auf eine Gründung während der fränkischen Landnahme hin. Lehensträger waren ab dem 11. Jahrhundert die Grafen von Henneberg. 1152 schenkte der Wormser Bischof den Ort an das Zisterzienserkloster Schönau, die die Siedlung in eine Grangie verwandelten, das heißt, die meisten Häuser wurden abgebrochen und das Ackerland von einem großen Wirtschaftshof aus kultiviert. Das Schönauer Kloster war das Hauskloster der Pfalzgrafen bei Rhein. Im Rahmen der Reformation wurde das Kloster 1558 durch Kurfürst Ottheinrich aufgehoben und der Hof und das Land wurden fortan von der Pflege Schönau verpachtet.

1157 war die erste Erwähnung von Brühl als „Bruowele“ in einer Urkunde, die ausführt, dass der Bischof von Speyer Günther von Henneberg mit seinem Privatvermögen Brühl erwarb und dem Hochstift Speyer übergab. Die genauen Besitz- und Herrschaftsverhältnisse bis in das 15. Jahrhundert sind unklar. Besitz oder Rechte in Brühl hatten unter anderen die Freiherren von Wiesloch, das Kloster Maulbronn, die Herren von Handschuhsheim, die Edlen von Sickingen und die Herren von Helmstatt. Hans von Helmstatt verkaufte 1426 sein Viertel an Brühl an Pfalzgraf Ludwig. Der Ort hatte seitdem mit Speyer und der Kurpfalz zwei Landesherren.

1405 hatten die Herren von Handschuhsheim die speyerer drei Viertel als Lehen inne und nachweislich im 16. Jahrhundert erhielten sie auch das pfälzer Viertel, womit die Ortsherrschaft über Brühl in einer Hand lag. 1600 starben die Handschuhsheimer aus und das oft strittige Kondominat zwischen der Kurpfalz und Speyer wurde erst 1709 mit einem Vertrag gelöst, in dem Speyer auf die weltlichen Rechte an Brühl verzichtete. In der Kurpfalz gehörte Brühl zur Kirchheimer Zent.

Im 17. Jahrhundert wurde Brühl, wie weite Teile der Kurpfalz, im Dreißigjährigen Krieg, im Holländischen Krieg und im Pfälzischen Erbfolgekrieg verwüstet. Die Bewohner mussten mehrfach in die nahe Stadt Mannheim flüchten und die Landwirtschaft kam über Jahre zum Erliegen, weswegen die Äcker mühsam neu kultiviert werden mussten.

Während des 18. Jahrhunderts verlegte Kurfürst Carl Philipp von der Pfalz seine Residenz von Heidelberg nach Mannheim und verbrachte die Sommer im nahen Schwetzinger Schloss. Brühl mit seinen Rheinauen war ein Jagdrevier der Hofgesellschaft und für die Reiher-Jagd wurden eigens Areale angelegt. Kurfürst Carl Theodor errichtete 1768 zwischen Brühl und Rohrhof eine Fasanerie für Erbprinz Carl August.

Nach der Französischen Revolution wurde die Kurpfalz im Rahmen der Koalitionskriege besetzt und Napoléon Bonaparte ordnete die politische Landkarte in Europa neu. Brühl und Rohrhof wurden badisch, was 1803 im Reichsdeputationshauptschluss bestätigt wurde. Im 19. Jahrhundert setzte sich die Bezeichnung „Brühl“ als Ortsname endgültig durch, nachdem er sich zuvor von Bruwel über Bruel zu Briel gewandelt hatte. 1848 brach im Großherzogtum die Badische Revolution aus. Auch der Brühler Bürgermeister sympathisierte mit den Ideen der Aufrührer und wurde deswegen von der Obrigkeit seines Amtes enthoben. 1878 wurden Brühl und Rohrhof nach jahrzehntelangen Diskussionen vereinigt. Nachdem Brühl bis dahin dem Amt Schwetzingen angehört hatte, wurde es 1924 dem Amtsbezirk Mannheim, dem späteren Landkreis Mannheim, angegliedert.

Politisch waren die katholisch geprägten Ultramontanen bwz. das Zentrum die stärkste Strömung in Brühl. Bei den Reichstagswahlen 1912 wurden dann die Sozialdemokraten die führende Kraft, bis sie 1924 wieder vom Zentrum verdrängt wurden. Die Nationalsozialisten spielten in Brühl lange Zeit keine Rolle und traten bei Gemeinderatswahlen bis kurz vor Ende der Weimarer Republik nicht an. Bei der Reichstagswahl 1933 erhielt die NSDAP 29,6 Prozent und die KPD 29,1 Prozent der Stimmen.

In der NS-Zeit wurde 1938 das Geschäft der in Brühl tätigen jüdischen Kaufmannsfamilie Rhein zerstört. Die drei Frauen siedelten in die vermeintlich sichere Großstadt Mannheim über und wurden später von dort nach Treblinka und Auschwitz deportiert und ermordet. Während des Zweiten Weltkriegs mussten beim Unternehmen Schütte-Lanz mehr als hundert Zwangsarbeiter – hauptsächlich Franzosen – arbeiten. Im Weltkrieg fielen 190 Soldaten aus Brühl, 14 zivile Opfer gab es bei Fliegerangriffen. Am 30. März 1945 besetzte ein amerikanischer Panzerverband vom Norden her kommend kampflos den Ort.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Brühl zur amerikanischen Besatzungszone. Das Land Baden wurde aufgelöst und die Gemeinde wurde Teil des neugebildeten Bundeslandes Württemberg-Baden, das 1952 im Südweststaat Baden-Württemberg aufging. Obwohl nur relativ wenige Gebäude beschädigt waren, herrschte in der Nachkriegszeit wegen der Beschlagnahme für amerikanische Soldaten, der Aufnahme von ausgebombten Mannheimern und der Zuweisung von Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten Wohnungsnot vor. Brühl reagierte mit der Ausweisung von Baugebieten und dem Ausbau der gemeindeeigenen Gebäude, so dass zwischen 1948 und 1966 1630 neue Wohnungen entstanden. Flankierend wurden bis in die 1970er zahlreiche Infrastrukturmaßnamen umgesetzt, wie Klärwerk, Festhalle, Kindergarten, Schulen, Bäder und Sportplätze. Im Zuge der baden-württembergischen Kreisreform wurde 1973 der Landkreis Mannheim aufgelöst und die Gemeinde Brühl dem neugebildeten Rhein-Neckar-Kreis angegliedert.

In den 1980ern machten die Erfolge der Tennisspielerin Steffi Graf ihren Wohnort Brühl überregional bekannt. Trotz der unterdurchschnittlichen Steuerkraft wurde die Gemeinde dank einer sparsamen Haushaltspolitik 2001 schuldenfrei. „Leben und feiern am Rhein“ war das Motto des Gemeindejubiläums „850 Jahre Brühl“ im Jahr 2007. Der Höhepunkt war der historische Festumzug am 24. Juni mit 1.200 Mitwirkenden und 20.000 Zuschauern.

Basierend auf dem Artikel Brühl (Baden) der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
Quelle | Autoren und Artikelversionen