Geschichte
Über den Beginn der Besiedlung liegen keine schriftlichen Quellen vor, sie hat aber bereits vor 1340 begonnen, denn aus diesem Jahr liegt die erste Urkunde vor, ein Lehnsbrief, der den Besitzwechsel des Harthauer Lehngerichtes dokumentiert. Der Name Harthau bedeutet „Ort am Bergwald“, er leitet sich ab von der Bezeichnung Harth und Wartha. Man nimmt an, dass der Ort als kleines Waldhufendorf aus den beiden untergegangenen Wüstungen Harth und Wartha um das 12./13. Jahrhundert entstanden ist. Die Wüstung Harth befand sich vermutlich auf der Anhöhe zwischen der Alten Harth und Einsiedel, die Lage der Wüstung Wartha ist unbestimmt. Diese beiden Wüstungen wurden auf Grund der ungünstigen Bodenverhältnisse und des Wassermangels aufgegeben und in das Tal der Würschnitz verlegt.
Harthau war Besitz des Chemnitzer Benediktinerklosters. In einem Register des Klosters ist die Einwohnerzahl festgehalten, so sind 1486 13 ansässige und 1537 14 ansässige und 9 unansässige Familien registriert. Das Kloster betrieb in Harthau eine Schneidemühle. Im Zuge der Säkularisierung des Klosters wurde Harthau 1548 Amtsdorf, seit 1856 gehörte es zum Gerichtsamt, 1875 zur Amtshauptmannschaft, später zum Landkreis und seit 1950 zur Stadt Chemnitz.
Aus dem Vergleich der Einwohnerzahlen von 1548 mit 17 besessene Mann, 2 Häusler u. 27 Einwohner mit der von 1765 mit 13 besessene Mann, 1 Gärtner und 15 Häusler ist abzuleiten, dass auch der Dreißigjährige und der Siebenjährige Krieg ihre Spuren hinterlassen haben. Das mittelalterliche Bannmeilenrecht erlaubte im Umkreis von Chemnitz keine Handwerker. Erst der Grimmaer Vertrag von 1555 erlaubte die Zulassung von Handwerksmeistern auf den Dörfern. In Harthau gab es einen Leineweber, einen Schneider und einen Böttcher.
Bereits um 1422 begannen in Harthau erste Bergbauversuche. 1708 erfolgten Grabungen nach Kupfer, mit geringem Erfolg. Auch Bohrversuche nach Steinkohle um 1819–1848 blieben ohne nennenswerten Erfolg.
Mit der Errichtung der Spinnmühle durch C. F. Bernhardt im Jahre 1798 wurde Harthau zum Ausgangspunkt der industriellen Revolution in Sachsen. 1803 waren hier 114 Männer, Frauen und Kinder beschäftigt. Die Bernhardsche Spinnerei war weit über Sachsen hinaus bekannt. Selbst J. W. v. Goethe besuchte 1810 die Spinnerei. Ein wichtiger Industriezweig in Harthau war auch die Strumpfwirkerei. 1857 gehörten 157 Meister, 80 Gesellen und 36 Lehrlinge zu dieser Innung. Harthau entwickelte sich immer mehr zu einem Industrieort. Es gab im Ort zwei Spinnereien (Sächsische Kammgarnspinnerei und Kammgarnspinnerei Schäfer) eine Kassetten- und Kopierpressenfabrik (Drechsler & Wagner), zwei Eisengießereien (Gebr. Richter und Gebr. Steiner) eine Verbandwattefabrik (Schubert) sowie 10 weitere kleinere Betriebe.
Die Einwohnerzahl entwickelte sich ständig weiter. Das Bevölkerungswachstum ist auch darauf mit zurückzuführen, dass viele Chemnitzer Arbeiter den schön gelegenen Ort Harthau als Wohnsitz wählten. Es entstand am linken Würschnitzufer ein neuer Ortsteil. An der Klaffenbacher Straße errichtete die Kammgarnspinnerei Wohnhäusel' für Betriebsangehörige (ein Teil davon wurde 1938 der Gemeinde Klaffenbach zugegliedert). Weitere Wohnungen entstanden in der Alten Harth und am Richterberg.
Durch die Vergrößerung der Gemeinde nahmen auch die kommunalpolitischen Aufgaben und Entscheidungen zu. 1838 wurde der Gemeinderat und der Gemeindevorstand geschaffen, die ihre Arbeit im Nebenamt versahen. Bis 1874 übte der jeweilige Lehngerichtsbesitzer die Polizeigewalt aus. Ab 1924 übte der Gemeindevorstand als hauptamtlicher Bürgermeister sein Amt aus. Der Gemeinderat tagte in der Wohnung des jeweiligen Gemeindevorstandes, bis 1890 im bisherigen Schulhaus das Gemeindeamt eingerichtet wurde. 1913 wurde das jetzige Rathaus erbaut.
Von der Wattefabrik Oswald Schubert erhielt Harthau bereits 1889 als erster Ort der Umgebung elektr. Strom. Am 1. Oktober 1895 erhielt Harthau durch den Bau der Eisenbahnlinie Anschluss an das staatliche Eisenbahnnetz. 1920 erfolgte der Anschluss an das städtische Gasnetz sowie 1938 der Bau einer Wasserleitung.
Im Kirchenvisitationsprotokoll von 1539 wird eine Kirche in Harthau erwähnt, die jedoch schon früher existierte. Obwohl diese Kirche mehrmals umgebaut und erweitert wurde, war sie für den ständig größer werdenden Ort nicht mehr ausreichend. So wurde nach umfangreichen Verhandlungen 1906 mit den Bau Lutherkirche begonnen, deren feierliche Weihe im August 1908 stattfand. Die Alte Kirche diente seit 1925 als Gedächtnisstätte für die 234 Gefallenen des 1. Weltkrieges. Sie steht unter Denkmalschutz und wird heute für festliche Musikveranstaltungen genutzt. 1904 wurde der neue Friedhof und 1905 die Friedhofkapelle übergeben.
Auch auf das Schulwesen wirkten sich die wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen aus. Bis 1846 unterrichtete in Harthau 1 Lehrer alle Schüler in einer Klasse. Im 1861 erbauten Kirchschulgebäude befanden sich bereits zwei Schulzimmer und zwei Lehrerwohnungen. Das 1891 errichtete Schulgebäude reichte nur 10 Jahre, so dass im Juni 1901 die große Schule eingeweiht wurde. Die Turnhalle wurde 1913 errichtet. Das 1855 als Stiftung gegründete Kinderheim Johanneum wurde 1926 nach Harthau verlegt. Das Heim wurde bis 1992 als Spezialkinderheim genutzt. Seit 1999 wird es als Wohnhaus ausgebaut.
Durch die Industrialisierung und die damit verbundene Umgestaltung wurde die Harthauer Bevölkerung frühzeitig politisch aktiv. 1819 wurde der Vaterlandsverein, 1869 die Lassalleaner sowie 1907 der sozialdemokratische Ortsverein gegründet. 1869 bestand bereits ein Gewerkschaftsverein.
Die Ortsgruppe der KPD wurde 1919 gegründet. Die Arbeiter nannten Harthau stolz „Klein Moskau“.
Der 2. Weltkrieg hatte auch seine Schmerzlichen Auswirkungen auf Harthau. Am 14. Februar und am 5. März wurden 39 Gebäude total, 27 schwer und 39 mittelschwer bzw. leicht zerstört. Die Gemeinde nahm fast 800 Flüchtlinge auf. Die Gemeindeleitung wurde von der SPD und der CDU übernommen. Seit 1919 gab es von seiten der Gemeinde mehrere Versuche zur Eingemeindung Harthaus in die Stadt Chemnitz. Jedoch durch Meinungsverschiedenheiten kam es zu keinem Vertrag. Erst 1950 erfolgte die Eingemeindung in die Stadt. Der Ort verlor dadurch an Eigenständigkeit und Identität.
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