Geschichte
Das 910 gegründete Benediktinerkloster (Abtei von Cluny) war Anfang des 10. Jahrhunderts Ausgangs- und Mittelpunkt der cluniazensischen Reform. Die Abtei verdankt ihren weitreichenden Einfluss der strengen Beobachtung benediktinischer Ordensregeln von mehr als 1.000 Klöstern (über 20.000 Mönche!). Von 927 bis 1157 wurde Cluny von fünf einflussreichen Äbten regiert, die zugleich Freunde und Ratgeber von Kaisern, Königen, Fürsten und Päpsten waren. Darauf fußte der einmalige Status der Abtei, die direkt dem Papst unterstellt war. Viele andere Klöster fragten die Äbte von Cluny um Rat und schlossen sich ihm an. Diese Klöster hatten keinen Abt mehr, sondern einen Prior, der vom Abt von Cluny bestimmt wurde. Die Zugehörigkeit zu Cluny brachte Privilegien und Hochachtung mit sich (Sicherheit vor Übergriffen der Bischöfe und weltlicher Herren, weniger Belastungen durch das Feudalsystem).
Dem Stifter von Cluny kam es darauf an, seine Klostergründung gegen weltliche Einmischungen zu sichern, die in so vielen anderen Klöstern wirksam geworden waren und den urchristlichen Grundgedanken verwässert hatten. In der Stiftungsurkunde wurde daher die Exemption, die juristische Sonderstellung des neuen Klosters festgelegt: Es sollte einzig und allein dem unmittelbaren Schutz des Papstes unterstellt sein.
Seinen Mitglieder-Höchststand erreichte Cluny zu Beginn des 12. Jahrhunderts mit etwa 400 Mönchen. Hinzu kamen später um 1200 insgesamt ca. 1.500 Niederlassungen in Italien, Spanien, England, Deutschland, Polen und im Heiligen Land. Zu den bekanntesten gehören La Charité-sur-Loire, Vézelay, St-Martial in Limoges, Moissac und St-Martin-des-Champs in Paris. In England war Lewes das Hauptkloster, in der Schweiz Romainmôtier und Payerne, in Deutschland war Hirsau das Zentrum.
Die „Kanzlei“ von Cluny war seit dem 11. Jahrhundert eine der berühmtesten Verwaltungseinrichtungen des Abendlandes. Die Reformpäpste des 11. und 12. Jahrhunderts holten sich von Cluny ihre Verwaltungsbeamten und schufen mit ihrer Hilfe in Rom die „Apostolische Kammer“. Von hier ging die Reform des Benediktinerordens und – während des 11. Jhs. – die militante Politik der Kirche aus.
Der zweite Abt von Cluny, der hl. Odo (879–942) nutzte die juristische Sonderstellung der Abtei, indem er so etwas wie ein Mönchsimperium schuf. Er vereinigte unter seiner Amtsgewalt mehrere Klöster und dadurch entstand ein ausgesprochen militanter Katholizismus. Mit Papst Urban II., der 1095 den ersten Kreuzzug ausrief, ging mindestens einer in dieser Hinsicht besonders hervorragender Papst aus dieser Abtei hervor. Gregor VII., aufgrund seiner Reformen und seiner Auseinandersetzung mit dem Königtum im Investiturstreit einer der bedeutendsten mittelalterlichen Päpste überhaupt, wird von der modernen Forschung nicht mehr als Mönch der Abtei Cluny gesehen. Das Kloster wurde zum wichtigsten Träger des Kreuzzugsgedankens im Osten und der Rekonquista in Spanien.
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