Geschichte
Römische Ziegelfunde im Südosten des Ortes deuten darauf hin, dass hier bereits ein römischer Grundbesitzer ein Gehöft besaß. Zu diesem Hof gehörte eine vorchristliche Kultstätte, wie ein 1951 in der Nordwand der alten Kirche freigelegter, gut erhaltener Altar zu Ehren der römischen Fruchtbarkeitsgöttin beweist. Nach dem Ende der römischen Macht, 476 n. Chr., drangen germanische Stämme in die Region vor und übernahmen das hiesige Gehöft. Vom lateinischen "villa" oder "villare"(Gehöft, Weiler) ist -weiler abzuleiten. Nach seinem neuen Besitzer Theoderich hieß der Ort nun "Theoderichsvillare", was sich im Laufe der Jahrhunderte zum heutigen Namen Derichsweiler hin entwickelte.
Ein kleiner Grabstein in der Südseite von Alt St. Martin zeugt davon, dass dort bereits im Zeitraum 500 bis 700 n.Chr. unter fränkischer Herrschaft eine erste christliche Kirche gestanden hat.
Während der Karolinger-Herrschaft war Derichsweiler einer der 43 Königshöfe, die für den Unterhalt der kaiserlichen Pfalz in Aachen zu sorgen hatten.
Nach dem Untergang der Karolinger-Herrschaft fiel das Königsgut Derichsweiler an das Marienstift Aachen und wurde 1287 dem Patronatsrecht des Kölner St.-Gereon-Stiftes unterstellt. Zu dieser Zeit wurde Derichsweiler eine eigene Pfarrgemeinde mit einer Vikarie im Dekanat Jülich. In territorialer Hinsicht unterstand es dem Herzog von Jülich, bis 1609 der Mannesstamm der Herzöge von Jülich erlosch.
Die Zeit ab 1550 bis zur Franzosenzeit Ende des 18. Jahrhunderts brachte Derichsweiler Bevölkerung, abgeshen von kurzen Unterbrechungen, immer wieder Krieg, Brandschatzung, Plünderung und Hungersnot in fast regelmäßiger Folge. Mehrfach grassierte die Pest.
Verwaltungsmäßig gehörte Derichsweiler bis zum Einfall der Franzosen zum Amt Düren und hatte eine eigene Gerichtsbarkeit (Dingstuhl) unter dem Hauptgericht Düren. In der Franzosenzeit bildete Derichsweiler zusammen mit Mariaweiler, Hoven und Merken die Mairie Merken, eine von insgesamt 10 im Kanton Düren. Die Mairie Merken zählte im Jahr 1804 1.358 Einwohner.
Derichsweiler unterstand kirchenrechtlich dem Erzbistum Köln, kam dann zum 1802 von der französischen Administration neu errichteten Bistum Aachen bis dieses nach Ende der Franzosenzeit 1821 aufgelöst wurde. Fortan gehörte die Pfarrei vorübergehend wieder zum Erzbistum Köln. In diese Zeit der zunehmenden Industrialisierung auch im Raum Düren fällt der Neubau der Pfarrkirche St. Martinus neben dem damals noch unzerstört stehenden Bau von Alt St. Martin. Im Jahr 1930 wurde der Ort dem erneut gebildeten Bistum Aachen wieder zugeteilt, zu dem es noch heute gehört.
1815 brachte der Wiener Friede wieder einige strukturelle Veränderung mit sich. Die Mairie Merken blieb jedoch in Analogie zur modernsten Verwaltungsstruktur à l'époque Bürgermeisterei Merken im Kreise Düren. Die Aufhebung des Kölner Stiftes St. Gereon und infolge der Verkauf auch von deren hiesigem umfänglichen Grundbesitz an nunmehr freie Bauern gehört zu den sehr weitreichenden Veränderungen dieser Epoche, die nach der Franzosenzeit im Grundsatz beibehalten und im bürgerlichen Recht weiter entwickelt wurden.
Der Erste Weltkrieg forderte von 58 Derichsweilern das Leben, im Zweiten Weltkrieg kamen 134 Gemeindebürger um. Im Laufe des zweiten Weltkrieges erlebte Derichsweiler einen schwarzen Tag seiner Geschichte. Am 15. August 1940 wurde Derichsweiler von alliierten Bombern getroffen. Dem Treffer mit Brandbomben fiel die alte Pfarrkirche St. Martin zu Derichsweiler als erste Kirche des Deutschen Reiches im Zweiten Weltkrieg zum Opfer.
Schon gut zwei Jahrzehnte vor Beginn des 2. Weltkrieges war jedoch die Pfarrkirche St. Martinus an einer der alten Kirche benachbarten Stelle neu erbaut worden. Die im Sommer 1940 zur Ruine ausgebrannte alte Kirche stand über viele Jahrzehnte leer bevor man in den 1990er Jahren begann, sie zu einer Begegnungsstätte auszubauen.
Die Aufräumungs- und Aufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg dauerte mehr als 10 Jahre und so waren erst Ende der 1950er Jahre die gröbsten Spuren des Krieges in Derichsweiler beseitigt.
Derichsweiler wurde im Zuge der kommunalen Gebietsreform zusammen mit weiteren Gemeinden zum 1. Januar 1972 in die Stadt Düren eingegliedert und gehört somit zum Regierungsbezirk Köln.
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