Geschichte
Für das obere Rotbachtal darf die Besiedlung im 11. Jahrhundert angenommen werden. Für Gais, das 1272 erstmals in einem Abgaberodel des Klosters St. Gallen erwähnt wird, kann festgestellt werden, dass das Gebiet der alten Kirchhöri Gais, das demjenigen der späteren Rhode Hackbühl entsprach, aus Richtung St. Gallen und Appenzell, das Gebiet der Rhode Rietli-Schachen aber vom Rheintal her erschlossen wurde. Für die Rhode Rotenwies bestehen Hinweise, dass dort bereits 1280 Höfe bewirtschaftet wurden. Mit dem Bau einer neuen grösseren Kirche um 1460 scheinen sich die Leute der alten Kirchhöri mit denen von Rietli-Schachen und Rotenwies (diese waren nach Altstätten kirchgenössig) in kirchlichen Angelegenheiten verbunden zu haben. Im übrigen bildeten die drei Gaiser Rhoden weiterhin besondere Gemeinschaften mit eigenen Wäldern und Rechten. 1518 kaufte sich Gais von allen Verpflichtungen gegenüber dem Kloster St. Gallen los.
Mit der Reformation brachen für Gais besonders schwierige Zeiten an, gehörte doch das Gebiet der alten Kirchhöri als halbe Rhode noch zum inneren Land Appenzell, wo der neue Glaube keinen Eingang fand. Erst mit dem Landteilungsvertrag vom 8. September 1597 wurde Gais eine vollwertige Kirchhöri der äusseren Rhoden.
Molkenkuren brachten einen mächtigen Aufschwung: Im Jahr 1749 fand hier ein lungenkranker (wahrscheinlich tuberkulöser) Patient aus dem Kanton Zürich, der von den Ärzten als hoffnungslos aufgegeben worden war, mit einer Kur mit Alpenziegenmolken in kurzer Zeit vollständige Heilung. Damit beginnt die Geschichte des Kurortes, der bald einen grossen Aufschwung und eine weit über die Grenzen des Kantons und der Schweiz hinaus reichende Berühmtheit erlangte. Während der Französischen Revolution in den Jahren 1798 bis 1803 wurde Gais von hohen Militärs als Divisionsquartier gewählt und das grosse Kurhaus Ochsen musste den Offizieren der 57. Halbbrigade La Terrible (die Schreckliche) zur Verfügung gestellt werden. Ab den 1880er Jahren ist dann aber allgemein ein starker Rückgang des Kurwesens eingetreten.
Von Saumpfaden, Fahrwegen und Strassen: Ein erster Saumpfad führte von St. Gallen her über St. Georgen, Gaiseregg, Beckenmüli, Chriegersmüli, Güetli zum Flecken Gais. Eine „Landstrass“ von Appenzell ins Rheintal war südseits vom Dorf dem Rotbach entlang angelegt. 1563 beschlossen Landammann und Rat von Appenzell die Strasse durch das Dorf neu anzulegen, „bei der Kirch durch den Flecken Gais zu fahren“ und im Unterdorf über den Rotbach eine neue gedeckte Brücke zu bauen. Ein erster eigentlicher Fahrweg durch die Dörfer Teufen und Bühler nach Gais, also nicht mehr über die Höhen, dürfte erst um etwa 1800 entstanden sein, als die Franzosen während der Revolutionszeit die Erstellung einer Strasse von St. Gallen über den Stoss nach Altstätten verlangten. An der Landsgemeinde von 1807 wurde beschlossen, in Niederteufen und in Gais im Rietli Zollstationen zu errichten, um die Bau- und Unterhaltskosten dieses Strassenzuges mindestens teilweise decken zu können.
Landwirtschaft, Handwerk und Textilgewerbe sorgten für gute wirtschaftliche Verhältnisse: Die Landwirtschaft darf für Gais als das älteste Gewerbe bezeichnet werden, das sich dank der Anpassungsfähigkeit an die Marktsituation und Rationalisierung gut zu behaupten vermochte. Die Textilindustrie kam in der Gemeinde vom 17. bis 19. Jahrhundert zu grosser Blüte. In vielen Bauernhäusern wurden Webkeller eingerichtet, und die Bewohner oblagen nebst der Besorgung ihres meist kleinen Heimwesens dem Weben von Leinwand und seit der Mitte des 18. Jahrhunderts vor allem dem Baumwoll- und Mousseline-Weben. Ein Verzeichnis aus den Jahren 1801/1802 weist für diese Zeit 33 Mousseline-Fabrikanten aus, die 332 Weber beschäftigten. Aber auch handwerkliche Betriebe und das Baugewerbe waren stets gut vertreten.
Ein Schreckenstag für Gais: Am 7. alten bzw. 18. September neuen Kalenders 1780 zerstörte eine Feuersbrunst den grössten Teil des Dorfes. Bei heftig wehendem Südwind brach kurz vor Mittag in der Schmiede an der Webergasse wegen unvorsichtigen Umgangs mit offenem Feuer der Brand aus. Kirche, Turm samt Glocken und total 70 Firste wurden zerstört.
Basierend auf dem Artikel Gais AR der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
Quelle | Autoren und Artikelversionen