Geschichte
Ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. führte die Römerstrasse vom Legionslager Vindonissa nach Aquae Helveticae (Baden) durch das heutige Gemeindegebiet. Diese Erkenntnis ist seit 1534 gesichert: Damals fand ein Bauer in Wil (heute ein Teil von Turgi) beim Pflügen seines Feldes einen römischen Meilenstein, der heute im Landesmuseum in Zürich ausgestellt ist. Im Ortsteil Vogelsang wurden römische Soldatengräber entdeckt.
Ein Dorf entstand allerdings erst im 8. Jahrhundert, als alamannische Siedler sich hier niederliessen. Die Ortsteile Reuss und Vogelsang sowie die beiden «Berghöfe» Schwabenberg und Petersberg auf dem Gebenstorfer Horn entstanden zwischen 1000 und 1200. Im Jahr 1247 erfolgte die erste Erwähnung als Gobistorf, als die Habsburger die Kirche des Dorfes erwarben.
Die Habsburger übertrugen 1330 ihren Besitz und ihre Rechte in Gebenstorf an das Kloster Königsfelden in Windisch, mit Ausnahme der hohen Gerichtsbarkeit. Im Jahr 1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau und Gebenstorf bildete fortan ein eigenes Amt in der Grafschaft Baden, einer gemeinen Herrschaft.
Während der Reformation von 1529 trat etwa die Hälfte der Bevölkerung zum neuen Glauben über. Nach dem Zweiten Kappelerkrieg von 1531 wurde die Reformation in der Grafschaft Baden wieder weitgehend rückgängig gemacht. Doch Gebenstorf blieb als eine der wenigen Ausnahmen konfessionell gemischt. Die Kirche wurde für Jahrhunderte von beiden Konfessionen gemeinsam genutzt. Im September 1769 heiratete Johann Heinrich Pestalozzi dort Anna Schulthess. Im Juni 1889 musste die Margaretenkirche wegen Baufälligkeit abgerissen werden und die beiden Konfessionen bauten jeweils eigene Gotteshäuser. Die katholische Pfarrkirche wurde 1889 eingeweiht, die reformierte Kirche am 29. November 1891.
Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Gebenstorf wurde eine Gemeinde im kurzlebigen Kanton Baden; seit 1803 gehört sie zum Kanton Aargau. 1826 hielt die Industrialisierung Einzug, als auf freiem Feld in Turgi, weitab des Dorfes, eine erste Fabrik errichtet wurde. Aus dem Nichts entstand eine proletarisch geprägte Industriearbeitersiedlung, deren Bewohner aus allen Teilen der Schweiz und aus dem nahen Ausland stammten. Am 29. September 1856 wurde dort ein Bahnhof an der Strecke Baden - Brugg eröffnet.
Der Gegensatz zwischen den alteingesessenen Gebenstorfern und den bunt gemischten Turgemern wurde immer grösser. Obwohl Turgi mittlerweile mehr Einwohner zählte, wurden dessen Einwohner bei den Gemeindeversammlungen regelmässig überstimmt, da die Bevölkerung des neuen Dorfes einen hohen Anteil nicht stimmberechtigter Jugendlicher und Ausländer aufwies. Die Situation entspannte sich erst, als Turgi am 1. Januar 1884 von Gebenstorf getrennt wurde und eine selbständige Gemeinde bildete. Doch auch in Gebenstorf hatte sich mittlerweile zahlreiche Industriebetriebe angesiedelt, vor allem in Vogelsang.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde die so genannte Limmatstellung errichtet. Die zahlreichen Bunker und Panzersperren, die zum Teil heute noch bestehen, hatten die Aufgabe, in der Engstelle zwischen Bruggerberg und Gebenstorfer Horn einen allfälligen Angriff der deutschen Wehrmacht aufzuhalten. Von 1940 bis 1943 lebten rund 300 polnische Soldaten in einem Internierungslager bei Gebenstorf.
Wegen seiner ausgezeichneten Verkehrslage zwischen Brugg und Baden entwickelte sich Gebenstorf ab 1950 zu einem bevorzugten Wohnort. Die Gemeinde erlebte einen Wachstumsschub wie schon im 19. Jahrhundert und wandelte sich allmählich von einem Industriedorf zu einer Schlafgemeinde für Pendler. Innerhalb von fünfzig Jahren verdoppelte sich die Einwohnerzahl.
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