Geschichte
Görlitz lag und liegt an einem alten Handels- und Jakobsweg, zu Zeiten des Heiligen Römischen Reiches hieß er Via Regia, jetzt Hohe Straße.
Görlitz wurde 1071 erstmals als Ort erwähnt. König Johann von Luxemburg und Kaiser Karl IV. statteten es mit Münzrecht, Straßenrecht, Brau-, Salzgerechtigkeit und weiteren Rechten aus. Görlitz gehörte der Markgrafschaft Oberlausitz und darin dem Oberlausitzer Sechsstädtebund an. Ab 1520 wurde die Reformation eingeführt. 1547 war die Stadt vom Oberlausitzer Pönfall betroffen. Sie erlitt im Dreißigjährigen und im Siebenjährigen Krieg, zuletzt während der Schlacht von Moys schwere Schäden. 1635 kam die Stadt zum Kurfürstentum Sachsen.
Im 18. Jahrhundert wurde hier die „Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften“ gegründet, die später zur größten bürgerlichen Gesellschaft ihrer Art in Deutschland heranwuchs; ihre erlesenen Bestände sind erhalten und wurden nach 1945 in die dafür neu gegründete „Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften“ übertragen. Am 1. Juni 1816 wurde Görlitz im Gefolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses in die preußischen Provinz Schlesien eingegliedert. Dort wurde die Stadt Sitz des gleichnamigen Kreises innerhalb des Regierungsbezirks Liegnitz. Bereits am 1. September 1847 erhielt Görlitz einen Bahnanschluss nach Dresden und wurde zeitgleich über eine Zweigbahn mit Berlin und Breslau verbunden.
Am 31. Dezember 1867 eröffnete die Berlin-Görlitzer Eisenbahn-Gesellschaft ihre Strecke vom Görlitzer Bahnhof in Berlin. Am 1. Juli 1873 wurde Görlitz ein eigener Stadtkreis, blieb aber weiterhin Sitz des Landkreises Görlitz. 1916 ließ sich in Görlitz das 4. griechische Armeekorps unter Oberst Chatzopoulos freiwillig internieren und knüpfte in der Folge auch familiäre Bindungen zur einheimischen Bevölkerung.
Im Jahre 1944 errichtete die Waggon- und Maschinenbau AG in Görlitz ein Nebenlager des KZ Groß-Rosen. Im Februar 1945 wurden die circa 1400 Häftlinge für drei Wochen in das 35 km entfernte Rennersdorf evakuiert, von wo aus sie im März desselben Jahres wieder nach Görlitz abkommandiert wurden, um Panzersperren zu errichten und Schützengräben auszuheben. Nachweislich wurden im Nebenlager Görlitz über 400 jüdische Häftlinge aus Ungarn, Polen, Tschechien und Russland ermordet oder starben an Krankheiten und Entkräftung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Görlitz geteilt (Oder-Neiße-Grenze). Der östlich der Neiße gelegene Teil der Stadt ist seitdem polnisches Staatsgebiet und heißt Zgorzelec. Die bei Deutschland verbliebene Stadt wurde dem Land Sachsen zugeordnet, welches jedoch 1952 aufgelöst wurde. Danach gehörte die Stadt zum Bezirk Dresden.
Nach der Wiedervereinigung zog die Stadt das Interesse zahlreicher Investoren auf sich. Es gibt in Deutschland nur sehr wenige in ihrer Einwohnerzahl (2007: 58 000; seit ein paar Jahren mehr Zu- als Wegzug) mit Görlitz vergleichbare Städte, die eine solche Dichte von gut erhaltenen Baudenkmälern verschiedenster Epochen aufweisen können. Der Bau- und Rekonstruktions-Boom durch zahlreiche Investoren führte, befördert durch großzügige Fördermaßnahmen des Staates und der EU, zu einer Art „Goldgräberstimmung“, von der das Stadtbild von Görlitz profitieren konnte. Der anhaltende Bevölkerungsschwund machte sich allerdings auch in dieser Region bemerkbar. Obwohl das Angebot an bezahlbarem Wohnraum im Zentrum der Stadt beträchtlich ist, konzentrieren sich die Einwohner vorrangig in den Neubaugebieten, wie Görlitz-Königshufen. Heute stehen immer noch fast 35 Prozent der Gebäude in der Innenstadt leer. 1989, kurz vor dem Ende der DDR, gab es insgesamt fast 5500 leerstehende Wohnungen, wobei die Ursache damals im stetigen Verfall und der Unbewohnbarkeit ganzer Straßenzüge begründet lag. Die verwaiste Innenstadt ist unter anderem eine Hypothek des ehemaligen sozialistischen Wohnungsbauprogramms, das, zentralistisch geplant und angeordnet, die vorhandene städtische Bausubstanz dem Verfall preisgab. Genauso negativ wird von vielen Experten die Wohnungsbaupolitik nach der Wende gesehen, die stark auf die Förderung von neuen Eigenheimstandorten abzielte und den zukünftigen Wohnraumbedarf in ostdeutschen Städten völlig überschätzte. So wurden und werden auch aktuell in Görlitz verschiedene Einfamilienhausstandorte erweitert. Im Zuge des Stadtumbaues wird versucht gegenzusteuern und die Innenstadtbereiche wieder zu beleben.
Ebenfalls nach der Wiedervereinigung beider deutschen Staaten wurde der Freistaat Sachsen wiedererrichtet und Görlitz eine kreisfreie Stadt im neu gebildeten Regierungsbezirk Dresden. Im Zuge der Kreisreform 1994 ging der Landkreis Görlitz im neuen Niederschlesischen Oberlausitzkreis auf. Görlitz selbst wurde zunächst Kreissitz, nach einer Landesverfassungsklage, die sich gegen den gleichzeitigen Status als kreisfreie und Kreisstadt richtete, verlor es den Kreissitz an Niesky.
Im Verlauf der sächsischen Kreisgebietsreform 2008 werden der Niederschlesische Oberlausitzkreis, die kreisfreie Stadt Görlitz sowie der Landkreis Löbau-Zittau am 1. August 2008 zum Landkreis Görlitz fusionieren. Kreissitz und somit Große Kreisstadt wird Görlitz.
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