Geschichte
In der Stiftungsurkunde für das Bistum Brandenburg aus dem Jahre 948 wird Gommern mit seiner damaligen Ortsbezeichnung Guntmiri erstmals offiziell erwähnt. Es hatte zu dieser Zeit die Stellung eines Burgwards und wurde als solches 965 durch Otto I. dem Moritzkloster in Magdeburg geschenkt. Im 12. Jahrhundert kam Gommern unter die Herrschaft von Albrecht dem Bären und so zum Herzogtum Sachsen. Damit bildete es eine Enklave im magdeburgisch-brandenburgischen Einflussbereich. Von 1283 bis 1308 musste Gommern an das Erzbistum Magdeburg und von 1418 bis 1539 an die Stadt Magdeburg verpfändet werden. Aus dem Burgward entwickelte sich im 12. Jahrhundert eine dörfliche Siedlung entlang einer Straße zu Füßen der Burg. 1192 wird bereits eine „Stadt“kirche erwähnt. 1275 begannen die Askanier mit dem Bau einer befestigten Burg.
Mit der Bildung der sächsischen Kreise im 16. Jahrhundert kam Gommern als Amtsbezirk, zu dem 16 weitere Orte im Umkreis gehörten, zum Kreis Belzig. Zu dieser Zeit hatte es der Ort schon zu einem gewissen Wohlstand durch die Ausbeutung der im Süden gelegenen Steinbrüche gebracht. 1578 brach Kurfürst August von Sachsen die Reste der inzwischen verfallenen Burg ab und errichtete aus dem Baumaterial des ebenfalls abgebrochenen Klosters Plötzky ein Renaissanceschloss. 1607 kamen fast 20 Prozent der Einwohner durch die Pest ums Leben. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Gommern zu großen Teilen hauptsächlich durch die kaiserlichen Truppen unter Pappenheim zerstört, jedoch begann schon 1635 der Wiederaufbau. Für die zur Wiederbelebung des Ortes durch den sächsischen Kurfürsten Johann Georg II. angeworbenen Handwerker wurde mit der Georgsstadt eine neue Siedlung errichtet. Im Jahre 1666 erhielt Gommern das Marktrecht, erlangte dadurch den Status eines Marktfleckens, und am Ende des 17. Jahrhunderts war die Einwohnerzahl wieder auf 600 angewachsen. 1713 wurde das Stadtrecht verliehen und 1742 erhielt Gommern vom Kurfürsten ein Apotheken-Privileg.
Als nach dem Sieg Napoleons I. über Preußen dessen westelbischen Gebiete in das Königreich Westfalen unter dem Bruder Napoleons Jerome umgewandelt wurde, überließ das mit den Franzosen verbündete Sachsen am 9. April 1808 das Amt Gommern an Jerome. Aus dem Amt wurde ein Kanton und die Stadt Kantonshauptstadt. Es war das einzige Gebiet in französischer Hand östlich der Elbe. Mit der Eroberung Gommerns durch preußische Truppen am 30. April 1813 endete das französische Intermezzo und auch die Zugehörigkeit zu Sachsen, mit der preußischen Kreisreform 1818 wurde das ehemalige Amt Gommern dem Kreis Jerichow I mit der Kreisstadt Burg zugeordnet.
Mit dem Ausbau der Chaussee Magdeburg – Dessau und der Eröffnung der parallelen Eisenbahnlinie 1874 geriet Gommern in eine verkehrsgünstige Lage. Schon zum Ende des 18. Jahrhunderts hatte es eine bescheidene industrielle Infrastruktur mit Webereien, Brauereien und einer Tabakfabrik gegeben. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts siedelten sich auch in Gommern mit einer Kartonagenfabrik, einer Zuckerfabrik, einer Schuhfabrikation und mehreren Mühlenwerken neue Betriebe an. Daneben wurde Gommern auch ein wichtiges Handelszentrum für Holz und Getreide. Die schon seit längeren Zeiten betriebenen Steinbrüche südlich der Stadt wurden in noch größerem Maße ausgebeutet. Dazu wurde 1890 eine Kleinbahnstrecke nach Pretzien eingerichtet. Mit 800 Beschäftigten wurden die Steinbrüche zum größten Arbeitgeber der Region. Allerdings blieben soziale Konflikte nicht aus, es kam in den Jahren zwischen 1890 und 1911 mehrfach zu Streiks der Steinbrucharbeiter. Bei den Reichstagswahlen von 1903 stimmten 25 Prozent der Gommeraner Wahlberechtigten für den sozialdemokratischen Kandidaten. 1899 wurde in dem nahegelegenen Waldgebiet die Heilstätte Vogelsang errichtet, in der zunächst tuberkulosekranke Frauen behandelt wurden. Sie wurde während der Bombenangriffe auf Magdeburg im Jahre 1944 größtenteils zerstört. In der Zeit der Gründerjahre wandelt sich das Stadtbild durch den Neubau repräsentativer Bürgerhäuser erheblich.
In der Zeit des Nationalsozialismus engagierten sich mutige Menschen gegen das Naziregime, wie der kommunistische Lehrer Martin Schwantes, der nach Zuchthaus und KZ-Haft im Magdeburger Bezirk in Verbindung mit der Widerstandsgruppe um Anton Saefkow den Widerstand organisierte. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Zuckerfabrik als sowjetisches Reparationsgut demontiert. 1952 wurde die Stadt im Zuge der DDR-Gebietsreform in den neu geschaffenen Kreis Burg eingegliedert. Nachdem in der Altmark Erdöl und Erdgas entdeckt wurden, konnte auch Gommern davon profitieren, denn 1962 richtete man hier ein Werk für Erdöl- und Erdgaserkundung ein, in dem bis zu 2.100 Menschen Beschäftigung fanden. Es entstanden über 700 neue Wohnungen. Gleichzeitig wurden die Steinbrüche stillgelegt und in ein Naherholungsgebiet umgewandelt.
Die deutsche Wiedervereinigung brachte tiefe Einschnitte in die industrielle Struktur Gommerns. Das Erdöl-Erdgas-Werk musste seinen Betrieb einstellen und auf seinem weiten Industriegelände entstand ein Gewerbegebiet mit mehreren Kleinbetrieben. Infolge der erneuten Gebietsreform kam Gommern in den Landkreis Jerichower Land. Durch die Eingemeindung zahlreicher benachbarter Dörfer (siehe Abschnitt „Kommunalpolitik“) erhöhte sich die Einwohnerzahl um fast 78 Prozent.
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