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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
27.11.2024
03:21
 
 
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»
 

Geschichte

Die eigentliche Stadtgeschichte begann bereits 1958 mit einer Konferenz des ZK der SED zum Thema "Chemieprogramm der DDR", auf der die Ansiedlung von Arbeitskräften in der Nähe der Chemiestandorte Buna-Schkopau und Leuna beschlossen wird. Nach umfangreichen Standortuntersuchungen und Planungen im Bezirk Halle beschloss das Politbüro der SED am 17. September 1963 den Aufbau der "Chemiearbeiterstadt", von den Einwohnern meist kurz "Neustadt" oder "Ha-Neu" genannt, wobei die Stadt weit entfernt von den eigentlichen Chemieanlagen entstand.

Chefarchitekt von Halle-Neustadt war Richard Paulick; seine Stellvertreter und Leiter von Entwurfsgruppen sind Joachim Bach, Horst Siegel, Karl-Heinz Schlesier, Sigbert Fliegel und Harald Zaglmaier gewesen.

Zwischen den kleinen Ortschaften Zscherben, Passendorf und Nietleben entstand die Stadt am Rande der Saaleaue, wobei Passendorf größtenteils abgerissen wurde. Reste des dörtlichen Charakters jener Siedlung sind nur noch entlang der Kammstraße erhalten geblieben. Mit der Errichtung des Wohngebietes Südpark wurde diese Straße schließlich zu einer Art dörflichen Oase im sonst von Hochhäusern geprägten Stadtbild.
Am 1. Februar 1964 wird das Plattenwerk eröffnet, das die Betonfertigteile (Großplattenbauweise) für die neue Stadt produzieren soll. Am 15. Juli 1964 legt Horst Sindermann, 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Halle, den Grundstein für den Bau der sozialistischen Wohnstadt im Westen von Halle (Saale) auf dem Gelände der Schule „Erste POS“. Im Gegensatz zu den weiter folgenden Schulen, die mit Namen von Persönlichkeiten und Funktionären tituliert wurden, behielt diese Schule den Namen „Erste POS“. Auch der Baustil dieser Schule und der "Zweiten POS Ernst Thälmann" hob sich vom Rest der insgesamt 28 Schulen deutlich ab.
Ein Jahr später, am 9. August 1965 ziehen die ersten Mieter nach Halle-Neustadt, deren Kinder gehen ab 1. September in die Erste POS bzw. in die erste Kindereinrichtung.

Noch vor Fertigstellung des ersten Wohnkomplexes 1968 wurde am 12. Mai 1967 die neue Siedlung vom Stadtteil Halle-West zur Stadt Halle-Neustadt erklärt und das Gebiet formell aus dem Stadtgebiet von Halle (Saale) herausgelöst, eine aus heutiger Sicht fragwürdige Entscheidung, damals aus politischen Gründen getroffen. Von 1970 bis 1990 war Liane Lang Bürgermeisterin der Stadt.
Die neue Stadt erhielt den offiziellen Beinamen "Sozialistische Stadt der Chemiearbeiter". Sowjetische Soldaten der nahegelegenen Kaserne Heide-Süd waren zum Aufbau mit zahlreichen Arbeitseinsätzen abkommandiert. Eine Vielzahl von Wohnblöcken im nördlichen Stadtgebiet waren für deren Familien reserviert - und standen nach Abzug der Truppen zu Beginn der 1990er Jahre leer.

Da wesentliche zentrale Infrastruktureinrichtungen erst spät oder nie fertiggestellt wurden - so gab es zu DDR-Zeiten zum Beispiel nie ein Hotel oder ein Warenhaus in der Stadt -, blieb Halle-Neustadt kaum mehr als eine Schlafstadt für die im Schichtrhythmus der Chemieanlagen lebenden Chemiearbeiter und deren Familien. Die Erschließung der Stadt blieb, trotz des zentralen "Rennbahnkreuzes", unbefriedigend, da die zentrale Straßenbahnlinie entlang der "Magistrale" zu Zeiten der DDR aufgrund angeblich zu geringer Straßenbahnstromkapazitäten nie gebaut wurde.
Als weiterer Grund wurde auch kolportiert, dass die zur Überquerung der "Magistrale" errichteten Tunnels einerseits einem Straßenbahntrassee statisch nicht standgehalten hätten und andererseits die errichteten Fußgängerbrücken der Stromversorgung im Wege gewesen wären. (Tatsächlich mussten einige Tunnel und Brücken beim endgültigen Bau der Straßenbahnlinie zugeschüttet bzw. abgerissen werden.)
Der eigentliche Grund dürfte wohl darin gelegen haben, dass man die Stadt Halle als Arbeitsort nicht zu attraktiv erreichbar machen wollte, da man befürchtete, dass die in den Chemiestandorten benötigten Arbeitskräfte aus Halle-Neustadt verstärkt in der Stadt Halle Arbeit suchen würden. Busse und die S-Bahn mussten die Hauptlast des öffentlichen Personennahverkehrs tragen. Über den in der Stadtmitte gelegenen Tunnelbahnhof gab es eine direkte Pendlerverbindung zu den Chemiekombinaten Buna-Schkopau und Leuna passend zu deren Schichtzeiten. Eine bereits vorhandene Straßenbahnlinie vom Stadtzentrum Halle(Saale) aus Richtung Heide tangierte nur den VIII. Wohnkomplex am östlichen Rand, erschloss also nur einen Bruchteil der Stadt.

1983 wird das Kino "Prisma" als letzter Kinoneubau der DDR eröffnet (2000 zugunsten eines Einkaufscenters mit Multiplex-Kino abgerissen), das eines der wenigen kulturellen Einrichtungen bleibt. Für Kultur und anspruchsvolleres Einkaufen blieb die Altstadt von Halle (Saale) unverzichtbar. Naherholungsmöglichkeiten bieten der Mischwald der angrenzende Dölauer Heide mit dem Heidesee und der "Kanal" (Reste des unvollendeten Elster-Saale-Kanals).

Im Gegensatz zu späteren Großplattensiedlungen der DDR wurde Halle-Neustadt jedoch großzügig geplant, mit Kunst am Bau angehübscht und vor allem im I. Wohnkomplex (1964–1968) üppig begrünt. Dessen architektonischer Höhepunkt ist ein 380 Meter langer, 11-geschossiger Wohnblock, der so genannte "Zehner Block", das größte je in der DDR gebaute Wohnhaus. Damit dieser keinen Sperrriegel darstellte, welchen es umständlich zu umlaufen gegolten hätte, war er an drei Stellen mit Durchgängen für Fußgänger versehen worden.
In diesem Block wohnten bis zu 2500 Menschen, mehr als seinerzeit in Wörlitz (damals oft verwendeter Vergleich). Ein Teil dieses Blockes wurde von einem Pflegeheim genutzt.

In den weiteren 8 Wohnkomplexen wurde später wesentlich enger gebaut, so dass deutlich weniger Platz für Grünflächen blieb. Dies war größtenteils dem Wohnungsbauprogramm der DDR geschuldet, welches aufgrund der stark unterlassenen Instandhaltung der Vorkriegs-Altbauten permanent Neubauwohnungen produzieren ließ. Den Bedarf an Wohnraum hat man vor allem in Halle und Halle-Neustadt zu keiner Zeit bis 1990 abdecken können.

Mit der Gestaltung eines Stadtzentrums tat man sich schwer, da nach der ursprünglichen Baukonzeption jeder der fünf Baukomplexe ein eigenes Zentrum (mit Kaufhalle, Ambulatorium und Gaststättenkomplex u. a.) haben sollte, hinzu kamen Schulen, Kindergärten und Sportanlagen. Am zentralen Platz sollte ein 100 Meter hohes markantes "Haus der Chemie" erbaut werden, welches aus Kostengründen nie realisiert wurde. So klaffte über Jahre hinweg eine große Baugrube zwischen der Hauptpost und dem Kino "Prisma", in der sich das Grund- und Regenwasser staute.
Zwischenzeitlich war man auch vom Konzept der "Architektur der Bildzeichen" abgekommen.

Eine Besonderheit war der modische Verzicht auf Straßennamen, stattdessen wurden alle Wohnblöcke und Eingänge nach einem für Außenstehende kaum zu erkennenden Prinzip durchnummeriert (nach 1990 zugunsten von Straßennamen abgeschafft), dies trug mit dem republikweiten Zuzug der mit recht hohen Löhnen und (damals) komfortablen Wohnungen gelockten Chemiearbeiter nicht gerade zu einem Heimatgefühl bei.

Staats- und Parteichef Erich Honecker hatte nur noch wenig Interesse am Lieblingsprojekt seines Vorgängers Walter Ulbricht und dessen Chemiekampagne. Er konzentrierte sich stattdessen auf die Hauptstadt Berlin und das republikweite Wohnungsbauprogramm. Erst 1989 wird das Rathaus errichtet, das jedoch aufgrund der zwischenzeitlichen Eingemeindung zu Halle (Saale) nie seiner eigentlichen Bestimmung diente. Das Zentrum der Stadt ist die "Neustädter Passage" auf zwei Ebenen mit mehreren Kaufhäusern, Fachgeschäften, Zentral-Poliklinik, Hauptpost und dem "Haus der Dienste" entlang der "Scheiben". In diesem Bereich sollte auch das Rathaus der Stadt Halle-Neustadt entstehen, der Bau war bei den damaligen Entscheidungsträgern umstritten wurde mehrfach unterbrochen und erst im Jahr 1990 fertiggestellt. Die "Scheiben" sind fünf 18-geschossige Hochhäuser mit Mittelgangstruktur, die einerseits als Studentenwohnheime der Martin-Luther-Universität aber auch als Arbeiterwohnheime der Chemiekombinate Buna und Leuna genutzt wurden. Sie wurden 1970–1975 errichtet und stehen heute bis auf eine Scheibe als riesige Ruinen leer. Mit dem Abriss tut sich die Stadtverwaltung bis heute schwer, da die Scheiben ein Rückgrat der Neustädter Architektur bilden. In einer der Scheiben hat die ARGE Halle, die Verwaltung der zahlreichen Langzeitarbeitslosen, ihren Sitz. Die Neustädter Passage wird seit 2005 umfassend erneuert. Am Rande Halle-Neustadts war auch der mächtige Komplex der Bezirksverwaltung Halle des MfS (jetzige Nutzung u. a. Finanzamt) untergebracht.

Basierend auf dem Artikel Halle-Neustadt der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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