Geschichte
Eine Stadt, die in ihrer Geschichte so viele noch heute verehrte Heilige hervorgebracht hat, darf nach einer Legende gegründet sein: zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert hätten sieben im Umkreis liegende Siedlungen ihre Streitereien beendet und ein neues Zentrum namens Harar gegründet.
Noch vor der eigentlichen Hidschra waren nach äthiopischen Quellen erste Anhänger Mohammeds im Jahr 615 als Flüchtlinge aus Mekka beim äthiopischen Herrscher in Axum angelangt und hatten Aufenthaltsrecht erhalten. Harari, die eine semitische Sprachinsel innerhalb eines ansonsten kuschitischsprachigen Gebiets bilden, sind jedenfalls schon in frühislamischer Zeit aus dem arabischen Raum eingewandert. Allgemein breitete sich der Islam durch arabische Händler an der ostafrikanischen Küste ab dem 9. und 10. Jahrhundert auch ins Hinterland aus. Das erste islamische Sultanat Shewa wurde 896 im heißen Tiefland Südäthiopiens gegründet, ab dem 11. Jahrhundert etablierten sich weitere Sultanate am Horn von Afrika. Diese konnten ihre Macht zwar entlang der somalischen Küste erweitern, in den zahlreichen erbitterten Kämpfen mit dem äthiopischen Hochland im Westen aber nicht immer verteidigen.
Die ältesten historischen Fürsten der Harari-Clans ab 1285 zählten zur Walashma-Dynastie, welche Shewa militärisch eroberte und das gesamte Gebiet bis zum Hafen von Zeila zum Sultanat Ifat vereinigte. Seit dieser Zeit und für das ab 1364 nachfolgende Sultanat Adal mit seiner (zumindest Regional-)Hauptstadt Dakar in der Nähe Harars existiert eine Herrscherchronologie. Einige dieser Herrscher mussten sich während der christlichen Vorherrschaft, seit den Eroberungen des amharischen Negus Amdasiyon (1314-1344) auf die arabische Halbinsel zurückziehen. Das 15. Jahrhundert ist geprägt durch Kriege zur Rückgewinnung ihrer Macht – einmal wurde dabei Dakar niedergebrannt – und Eroberungszüge bis in amharisches Hochland. Schliesslich kam es zum Bürgerkrieg zwischen zwei rivalisierenden Clans zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Sultan Abu Bakr aus der regierenden Walashma-Dynastie verlegte 1520 die Hauptstadt von Dakar nach Harar, während dessen die Unruhen weiter gingen.
Fünf Jahre später wurde er von einem jugendlichen Aufständischen namens Ahmad ibn Ibrahim al-Ghasi ermordet. Ihm gelang es, die Adal-Völker hinter sich zu vereinigen und 1527 einen beispiellosen Dschihad (Heiligen Krieg) gegen die christlichen Kaiser Äthiopiens zu beginnen. Als Ahmed Granj (der "Linkshänder", 1525-1543) konnte er bis 1535 das gesamte abessinische Kernland unter seine Herrschaft bringen. Nur mit portugiesischer Hilfe konnte Kaiser Gelawdewos (1540-1559) Granj und seine Truppen auf dem Schlachtfeld besiegen. Nach dem Tod von Granj war die geschwächte Stadt Angriffen von mehreren Seiten, durch Gelawdewos und regelmäßig auch durch Oromos, ausgesetzt, weshalb Nur ibn al-Wazir Mujahid (1551-1567), der Neffe und Nachfolger von Ahmed Granj, die Stadt von einer vier Meter hohen Mauer umgeben ließ.
Nach dem Ende der Walashma-Dynastie blieb Harar während der Dawudi-Dynastie von 1647-1875 ein kleiner, streng islamischer Stadtstaat und konnte als wichtiges Handelszentrum seine Unabhängigkeit bewahren. Für Europäer blieb Harar in der Zeit verschlossen und festigte seinen Ruf als heilige Stadt. Erst Ägypter, die einen ostafrikanischen Staat gründen wollten, beherrschten ab 1875 für die folgenden zehn Jahre die Stadt und beendeten die Dynastie und die Isolation. 1885 herrschte Emir Abdullahi für zwei Jahre in der Stadt. 1887 wurde er von Menelik von Shoa noch vor dessen Krönung zum Kaiser besiegt. Harar ist seither Teil des äthiopischen Reichs. Ras Makonnen, der Cousin Meneliks und Vater des späteren Kaisers Haile Selassie wurde zum ersten Gouverneur der Provinz.
Italien, das Ende des 19. Jahrhunderts am Horn von Afrika koloniale Interessen verfolgte, wurde durch zwei schwere Niederlagen 1887 und 1896 von der Eroberung Äthiopiens abgehalten. Erst im italienisch-äthiopischen Krieg ab 1935 wurde das Land durch Truppen Mussolinis erobert. Im April 1936 fand die Offensive auf Harar statt. Im Frühjahr 1941 wurden die Italiener durch eine von britischen Truppen geführte Offensive vertrieben.
Im Ogadenkrieg (1977-1978) stand die für ein Groß-Somalia kämpfende Western Somali Liberation Front (WSLF) im Verein mit der somalischen Armee (SNA) kurz davor, Harar, das mit sowjetischer und kubanischer Hilfe verteidigt wurde, zu erobern. Im November 1977 waren die somalischen Kämpfer bis an den Stadtrand vorgedrungen und verharrten dort bis zur Gegenoffensive im Februar 1978, bei der sie nach heftigen Gefechten im Bergland südlich des Marda-Pass (zwischen Harar und Jijiga) besiegt werden konnten.
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