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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
22.01.2025
10:52
 
 
+
»
 

Geschichte

Heimersheim ist wohl mit seiner Umgebung schon seit Urzeiten altes Kulturland. Über die mit Reben bewachsenen Anhöhen im Nordwesten zieht "die Holzstraße", ein Weg, der vom Rhein bei Oppenheim bis zu den Wäldern des Donnersberges führt, an Heimersheim vorbei. Auf ihr zogen schon in der „Jüngeren Steinzeit" Jägervölker in die weiten Waldgebiete des Donnersberges und Nomadenvölker mit ihren Viehherden zu den fruchtbaren Weideplätzen des "Rheinhessischen Hügellandes". Heute geben Funde, auf die man zufällig in der Nähe der alten Straße stieß, Aufschluss aus jener Zeit: So wurden hier Wohngruben mit Gefäßscherben, Steinwerkzeugen und Feuerstellen vorgefunden. Auch ähnliche Funde dieser Art wurden bei Ausschachtungsarbeiten auf dem alten Sportplatz und am "Entenpfuhl oder Teich" gemacht. So haben schon zur Steinzeit hier Menschen mit den einfachsten Werkzeugen dem Boden ihren Lebensunterhalt abgerungen.

Vor etwa 2000 Jahren kamen vom Süden und Westen die Römer mit ihren Legionen in die Gegend und setzten sich auf dem linken Rheinufer fest. Den ausgedienten Legionären wurden die besten und fruchtbarsten Ländereien übergeben. Ihre Bebauung wurde dann meistens mit der Sklavenarbeit der eingesessen Bevölkerung verrichtet. So wurden auch längs der Straße Heimersheim-Albig Fundamente römischer Häuser (Villen) Ziegelsteine und römische Porzellanscherben (terra-sigillata) gefunden.

Als im 4. Jahrhundert von Osten die Germanen über den Rhein vordrangen, wurden die Römer vertrieben, ihre Wohnungen dem Erdboden gleich gemacht und das Land links des Rheines in Besitz genommen. In dieser Gegend setzten sich aus dem Süden kommend die Alemannen fest. Aber bald wurden sie von den Franken, die im 5. Jahrhundert von Norden her kamen, bedrängt und vertrieben. Einer ihrer ausgedienten Krieger oder Edler mit Namen Heimrado (Heimrades) bekam hier für seine geleisteten Kriegsdienste ein großes, fruchtbares Stück Land zugewiesen. Er errichtete sich ein Haus mit Wirtschaftsgebäuden nach fränkischer Bauweise. Um diese Siedlung erbauten sich Wehrbauern nach und nach Gehöfte; ihr Sprecher blieb der fränkische Edle Heimrado oder dessen Nachkommen. So entstand dann im Laufe der Jahrhunderte Heimradosheim und später die heutige Ortsbezeichnung Heimersheim - also das Heim des "Heimrados".

Das Dorf wird erstmalig in einer Schenkungsurkunde unter dem Datum vom 21. September 771 genannt In ihr wurde besagt, dass Wodelgar und Willagart dem Kloster Lorsch ihre Güter in Heimradosheim schenkten. Darin waren Äcker, Felder, Wiesen, Weinberge, Wald und Gewässer (mit Fischjagd) benannt Die Angaben sind insofern von Interesse, weil sie einen Überblick über die damaligen Kulturen und die Gemarkung geben. Während in jener Zeit Wiesen und Wald vorherrschte, sind heute diese Kulturen in der Gemarkung völlig verschwunden. Die genannten Besitzungen waren wohl nicht die einzigen des Klosters Lorsch. Durch weitere Schenkungen überlässt Vulfried im Jahre 772 einen halben Morgen Weinberg dem Kloster und zwar, wie er angibt zur Seelenruhe der Saisana, den sie ihm dazu übergeben hatten. Im selben Jahr übergibt Erembert 5 Morgen Luitsuind 1 Mansus = 39 Morgen Ackerland. 777 Willemar und Adelind 10 Morgen, 782 Alaher einen Wingert, 791 Biliram seinen Gesamtbesitz, 794 Theoderich und Landsuint, was sie an Besitz in Heimradesheim hatten, 813 Nancho und Panducho ihren Gesamtbesitz. Durch all diese Schenkungen war das Kloster Lorsch in Heimersheim reichlich begütert.

Sicherlich war hier auch eine frühromanische Kirche errichtet worden, spätestens im 11. Jahrhundert. Dafür dürfte ein alter Taufstein, der dieser frühromanischen Zeit angehört und sich heute noch in der katholischen Kirche befindet, Zeuge sein. Lange Zeit schweigen die Urkunden bis gegen Ende des 13. Jahrhunderts. 1288 schenkte eine Witwe des Ritters Atze, mit dem Namen Getrude, dem Kloster Lyon zu Mauchenheim seine Güter in der Feldmark Heimersheim. Weiter schenkte eine adlige Witwe des Ritters Richard von Löwenstein mit Namen Irmengart ebenfalls 1354 dem Kloster Lyon drei Malter Kornerute von ihren Gütern für ihr späteres „Seelgerede“. Die genannten Besitzer gehörten dem Adel an. Schon sehr frühe zählte Heimersheim zur Kurpfalz und war sicherlich dem Oberamt Alzey abgabenpflichtig.

In die 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts fällt wohl die Erbauung der heutigen katholischen Kirche. Sie wurde auf einer Anhöhe errichtet und von einer starken Wehrmauer mit Schießscharten umgeben. Kam es dann zu irgendwelchen Feindseligkeiten zwischen den Fürsten, flüchteten die Dorfbewohner mit ihrer notwendigsten Habe hinter die schützende Kirchhofsmauer; im Notfall wurde auch zur Selbstverteidigung gegriffen. Hierzu waren Schießscharten eingebaut. Ob die Kirche ganz baufällig war oder ob die Adligen dem modernen gotischen Baustil huldigten und deshalb die neue Kirche errichtet wurde, ist unklar. Als Zeitpunkt der Erbauung kommt das Jahr 1479 in Frage; diese Zahl befindet sich in der Wappentafel (drei silberne Quadrate auf blauem Felde).

Einen Aufschluss über die Tätigkeit der Bevölkerung gibt ein Kompetenzbuch von Alzey aus dem Jahre 1578: Der größte Teil der 58 Hausgesäß (Familien) waren wohl Bauern. Das Dorf von damals dehnte sich von der Klappergasse bis zur Ziegelei aus. Ringsum war es von einem Graben umgeben, der aus dichtem, undurchdringbarem Gestrüpp bestand. Nur durch besondere Eingänge konnte man ins Dorfinnere gelangen. Es waren die "Obere Pforte" wie die "Untere Pforte". Heute erinnern noch zwei Gemarkungsnamen an jene vergangene Zeit: "Am Pfortegarten" und "Am Effengarten". Hier lagen viele Gärten der Heimersheimer.

Im Dorf gab es früher zwei „Weeden“, kleine Teiche, in denen Wasser zur Brandbekämpfung aufgespeichert wurde. Auch war hier ein Gemeindebackhaus, in dem sämtliche Einwohner wöchentlich ihr Brot zum Backen hintrugen. Es lag dort, wo heute das Bauernhaus Helbig steht. Im Backhaus befand sich zugleich ein Wirtshaus, das aber nach den Angaben des damaligen Inhabers Wendel wenig Verdienst brachte. Die meisten Heimersheimer haben in jener Zeit ihr eigenes Erzeugnis getrunken. Auch ein Küfer war am Platz, der aber über schlechtes Einkommen klagte, dass dies Handwerk seinen Mann nicht ernähren konnte. Ein weiteres wichtiges Handwerk war wohl das eines Leinewebers. Es gab auch einen Schneider und einen Schmied, die ihre Arbeit aber meistens in den Häusern der Bauern ausübten. Um das Jahr 1610 wurde der Dorfschmied auch Sterschmied genannt. Dies war ein Handwerker, der im Taglohn beim Bauer arbeitete. Beim Maurer und Zimmermann gingen die Geschäfte sehr schlecht, da fast keine Neubauten errichtet wurden. Ein größeres Ziegeleigeschäft wurde an der "Unteren Pforte" betrieben, etwa an der Stelle der "Lettenkaut". Hier hat man diesen Letten (Ton) zu Backsteinen geformt und durch Feldbrand ihre Härte gegeben. Auch ein Schäfer übte seinen Beruf aus. Die Wolle der Tiere war von großer Bedeutung, da sie die einzige war, die zur Herstellung von Bekleidungsstücken verbraucht werden konnte.

Die Gemarkung hatte damals einen Schätzungswert von 14.195 Gulden. In ihr lagen vier große Adelsgüter um das Jahr 1657. Es waren die Adelsleute von Heppenheim, von Saol, Hund von Saulheim und von Löwenstein. Starben die Familien aus, so fielen diese Ländereien an den Kurfürsten von der Pfalz, der ja Herr über das Land war, zurück. Eine harte und bittere Zeit waren wohl die langen Jahre des 30-jährigen Krieges von 1618 bis 1648. Rheinhessen war damals der Tummelplatz fremder Soldaten. Die Bevölkerungsziffer war auf ein Drittel zusammengeschmolzen. Nach dem "Westfälischen Frieden" 1648 blieb für Heimersheim das reformierte Bekenntnis vorherrschend. Bei der Kirchenteilung 1705 fiel durch das Los das Gotteshaus den Katholiken zu. Die Reformierten bauten sich alsdann 1726 eine eigene Kirche.

In den Kriegen Ludwigs XIV. rückte der Franzosengeneral Mélac im Auftrage Ludwigs XIV in die Kurpfalz ein. Er hatte die Aufgabe, die Fluren der Kurpfalz in eine öde Wüste zu verwandeln. Nach 1792 überfluteten die französischen Revolutionsheere das Land. Das gesamte linksrheinische Gebiet wurde von dem damaligen Kaiserreich der Habsburger abgetrennt und Rheinhessen kam zum französischen Département Donnersberg. Die Fürsten und Adlige wurden enteignet und verjagt. An ihrer Statt wurde eine einheitliche Verwaltung unter französischer Regie eingesetzt, hohe Steuern erhoben und junge Männern unter der Konskription zum Kriegsdienst in Spanien, Italien und Russland gezwungen.

Das Land kam 1816 als Provinz Rheinhessen zum Großherzogtum Hessen. Bis auf einen kehrten alle aus dem Ort stammenden Teilnehmer des deutsch-französischen Krieges 1870/71 nach Kriegsnde zurück. In den folgenden vier Jahrzehnten kamen in der Landwirtschaft moderne Maschinen zum Einsatz, Feldwege wurden ausgebaut. Die Hauptfeldwege nach Lonsheim, Albig und Erbes-Büdeshelm wurden chaussiert und zu Verkehrsstraßen gemacht, Vom Gaswerk Flonheim aus wurde Gasbeleuchtung eingeführt. Später wurde diese durch den Anschluss an die Überlandzentrale des Elektrizitätswerkes Worms ersetzt. Zur Wasserversorgung ließ die Gemeinde eine eigene Leitung bauen.

Von den 143 Teilnehmern am Ersten Weltkrieg kehrten nur 127 zurück.

Basierend auf dem Artikel Heimersheim der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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