Geschichte
Ursprünglich im Ostteil des Herzogtums Bayern liegend, gehörte der Ort seit dem 12. Jahrhundert zum Herzogtum Österreich. Seit 1490 wird er dem Fürstentum 'Österreich ob der Enns' zugerechnet. Während der Napoleonischen Kriege war der Ort mehrfach besetzt. Seit 1918 gehört der Ort zum Bundesland Oberösterreich. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 13. März 1938 gehörte der Ort zum "Gau Oberdonau". Nach 1945 erfolgte die Wiederherstellung Oberösterreichs.
Urkundlich scheint die Benennung "Stoder" erstmals in einem Kremsmünsterer Brief um 1240 auf und wird aus dem slawischen mit "kalt" oder "steiniger Boden" übersetzt. Als Tassilo III. 777 das Münster an der Krems entstehen ließ, war das Tal von den Slawen bewohnt. An der Traun endete das deutschsprachige Gebiet, jenseits begann Slowenien. Das Münster an der Krems sollte bekanntlich vor allem die Bekehrung der Alpenslawen in die Wege leiten.
Das Talbecken von Windischgarsten samt den bewaldeten Abhängen und die umgebenden Berge befanden sich schon im 11. Jahrhundert im Besitz des von Kaiser Heinrich II im Jahre 1007 gestifteten Bistums Bamberg. In der Folge entstand auf dem Boden dieses großräumigen Schenkungsgebietes auf Veranlassung dieses Bistums das Stift und die Herrschaft Spital a. P. Es sollte in erster Linie - ursprünglich Hospital - der Beherbergung von Pilgern dienen, die nach der Ewigen Stadt, nach Rom, oder Aquileja zogen, von wo aus sie - vor allem die Kreuzfahrer - die beschwerliche Reise in das Heilige Land antraten.
Zu diesem Herrschaftsbereich gehörte - zuletzt als Kollegialstift weltlicher Chorherren unter einem Propste - das Stodertal bis zur Auflösung 1807.
Jener Teil links des Steyr-Flusses des heutigen Gemeindegebietes gehörte zur landesfürstlichen Herrschaft Klaus, erstmals ausgewiesen 1192, die zwischenzeitlich wiederum der Herrschaft Spital einverleibt war.
In die Zeit Josephs II. fallen die Anfänge einer Entwicklung zu einem Gemeinwesen. Vom Stift Spital 1774 eingesetzt, wirkte Adam Langeder als erster Lehrer in Hinterstoder. Er war vorher Stiftsschneider in Spital. 1778 wurde die Notschule zur Pfarrschule erhoben.
Im Jahre 1783, als Georg Hammer Pfarrer und Matthäus Lichtenauer Kooperator von Vorderstoder waren, fasste das Collegialstift Spital, dessen Propst damals Josef Grundtner war, den Entschluss, im "inner Stoder" eine selbständige Pfarre zu errichten. Dieser Entschluss wurde - wie die noch vorhandene Kopie der Errichtungsurkunde ausdrücklich angibt, nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf Antrieb Kaiser Josef II. gefasst. Hierzu dienten diverse Stiftungen, insbesondere wurden vom Sift Spital das "Gütl am Kleinbruderhof" (jetzt Pfarrhof) für den zukünftigen Pfarrer angekauft und dessen Erträgnisse ihm zugewiesen. 1783 wurde mit dem Bau der Kirche, einer spätbarocken Saalkirche mit Turmhaube, begonnen und in 2 Jahren fertiggestellt. Es arbeiteten 18 Maurer, 1 Malterührer und 17 Zimmerleute. Die Benediktion erfolgte am "16. Herbstmonde des Jahres 1787" Sonntag nach Kreuzerhöhung, deshalb auch "Heilige Kreuzkirche" genannt.
Über Delegation des Bischofs von Linz erfolgte die feierliche Segnung durch Propst Josef Grundtner von Spital. Die kirchlichen Einrichtungsgegenstände sind hauptsächlich vom Stift Spital beigestellt worden. Mit Dekret vom 20. Oktober 1787 ernannte der Bischof von Linz, Graf Herberstein, den Kooperator von Vorderstoder, Matthäus Lichtenauer, zum Pfarrer von Inner- (Hinter-) stoder, welcher später der letzte Propst von Spital wurde. Von diesem Tag an hatte Hinterstoder seinen eigenen Pfarrer und war seelsorgerisch ganz unabhängig und selbständig. 1787 entstand auch das neue Schulgebäude (neben der Kirche).
Aus der Zeit der napoleonischen Kriege wird berichtet, daß Pfarrer Franz Xaver Gesser (1807 - 1810) bei der Anwesenheit feindlicher Truppen durch kluges Benehmen und gute Bewirtung der Offiziere vieles Üble von der Gemeinde abgewendet und die Bewohner über die ihnen "abgerungenen beschwerlichen Opfer" aufgemuntert und dadurch gute Ordnung bewirkt habe. Pfarrer Gesser, der aus Biberach im Schwabenland stammte, sprach französisch und war sehr gebildet, da er in Wien und Graz Kirchenrecht, Kirchengeschichte und Altertumskunde studiert hatte. Ebenso wird von "Sachsen", die in Hinterstoder im Quartier lagen, berichtet, die von der Bevölkerung große Opfer abverlangten, plünderten und damit die herrschende Not noch vermehrten.
Am 6. November 1817 erhielten die Gemeinden Hinterstoder und Vorderstoder das Recht zur alljährlichen Abhaltung eines Hornviehmarktes am 10. Oktober in Hinterstoder. Es ist dies die älteste noch erhaltene Pergamenturkunde, die von Kaiser Franz I. persönlich gezeichnet wurde. Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Grundherrrschaft zu Ende ging und die freie Ortsgemeinde "Innerstoder" in den Grenzen der Josephinischen Katastralgemeinde entstand, entwickelte sich ein Eigenleben, das die Aufwärtsentwicklung einleitete.
Dominierend in der 2. Hälfte des 19. Jh. waren die Waldwirtschaft und die Jagd, sowie Großgrundbesitz - Religionsfonds, Herzöge von Württemberg u.a.
1874 erhielt Hinterstoder ein Postamt, 1894 eine Telegrafenverbindung mit Windischgarsten und 1909 eine Telefonverbindung.
1879 erfolgte die Gründung des Musikvereins, welcher noch heute als Trachtenmusikkapelle Hinterstoder aktiv ist.
1890 nahm der Fremdenverkehr seinen Anfang (erste Aufzeichnung über Fremdennächtigungen.) 1897 erhielt die Gemeinde einen Gendarmerieposten.
Um die Jahrhundertwende begann der etappenweise Ausbau der Stodertal-Straße von der Pyhrnpaß-Straße in der Steyr-Bruck aus. Der erste Arzt, der in der Gemeinde seine Praxis ausübte, war Dr. Adolf Hauser 1897. Vorher hatten die ärztlichen Betreuer in Vorderstoder ihren Sitz.
1905 gründete man die Freiwillige Feuerwehr. 1906 wurde der letzte Teilabschnitt der Pyhrnbahn fertiggestellt und der Bahnverkehr eröffnet. Die außerhalb des Gemeindegebietes gelegene Bahnstation hieß ursprünglich Dirnbach-Stoder und wurde erst später auf Ansuchen in Hinterstoder umbenannt.
1906 gründete man einen Verein zur Verschönerung des Ortes. 1910 begann der Schilauf. Abgesehen von nur wenigen Sportlern war dieser bis dahin für die einheimischen Jäger und Förster zweckdienlich. Erstes Preis-Schifahren von der Schränkenzieher-Alm bis zum Gemeindehaus am 10. Dezember 1912.
Mit der grundlegenden Neugestaltung der Stodertal-Straße ist das Tal erst richtig erschlossen worden. Die Errichtung der Postkraftwagenlinie Hinterstoder Ort - Hinterstoder Bahnhof fällt in das Jahr 1924.
Die Elektrifizierung begann mit dem Bau eines kleinen E-Werkes am Plaisbach auf genossenschaftlicher Basis in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg. Erst mit dem Bau einer 25-kV-Anschlussleitung an das Überlandnetz der Fa. Hofmann war die Stromversorgung sichergestellt.
Der 2. Weltkrieg brachte für Hinterstoder eine Flut von Umquartierten und Ausgebombten. Die Einwohnerzahl erhöhte sich auf mehr als das Doppelte. Es herrschte große Not.
Der US-Hochkomissar für Österreich, General Clark, erwählte Hinterstoder zu seinem Feriendomizil. Auch der alliierte Oberbefehlshaber und spätere US-Präsident General Eisenhower war hier mehrmals zu Gast. General Clark vollzog 1950 den 1. Spatenstich beim Bau der vierklassigen Volksschule und hatte eine Spende des Kardinals Spellmann vermittelt, die die Anschaffung neuer Kirchenglocken ermöglichte.
1957 erfolgte der Bau der Ortswasserleitung, 1964 der Wasserleitungs- und Abwasseranlagenbau auf den Hutterer Böden. Die Errichtung einer Seilbahn 1959 (Doppelsessellift) in zwei Teilstrecken zum Hößgebiet trug sehr wesentlich zur Schaffung einer 2. Fremdenverkehrssaison (Winter) bei.
Im Jahr 1967 erhielt die Gemeinde das Recht zur Führung eines Gemeindewappens. Mit gleichem Beschluss wurden die Gemeindefarben "Gelb-Blau" genehmigt.
1969 wurde auch das Schigebiet Bärnalm erschlossen. Im Jahr 1986 fand in Hinterstoder das 1. Schiweltcuprennen, ein Herren-Slalom statt. Damit nahm der Fremdenverkehr einen weiteren Aufschwung.
1993 wurde im Poppenberg die erste Kavernenkläranlage Mitteleuropas in Betrieb genommen. An das Kanalnetz sind die Häuser im Ortszentrum sowie in Ortsnähe und auch das Schigebiet Höß angeschlossen. An der Erschließung der Randgebiete wird in den darauffolgenden Jahren weiter gearbeitet.
1994 schloss sich der Ort der Aktion "Dorferneuerung" des Landes OÖ an und wurde Dorferneuerungsgemeinde. Es wurden in der Folge bauliche Veränderungen an der Ortsdurchfahrt, der Straßenraumgestaltung und an den Fassaden der Häuser vorgenommen. 1998 wurde Hinterstoder auch in die europäische Dorferneuerung aufgenommen und 2000 mit einem "Europäischen Dorferneuerungspreis" ausgezeichnet.
Im Zuge der Sanierung des Amtshauses wurde 1998 auch das Ausstellungshaus "Alpineum" angebaut und mit Beginn der Landesausstellung 1998 "Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen" eröffnet. Die Landesausstellung brachte 18.000 Besucher ins Alpineum und zum Themenweg "Flötzersteig" und wurde ein voller Erfolg. Im Jahr 2000 stieg das "Alpineum" in die Endrunde um die Verleihung des "Europäischen Museumspreises" auf und konnte einen großen Erfolg erzielen.
Ebenfalls im Jahr 1998 wurde in Zusammenarbeit mit der Umweltberatung Kirchdorf das Pilotprojekt "ÖKO-Audit" in Angriff genommen, mit dem sich die Gemeinde zu umweltbewusstem Handeln in allen Bereichen des öffentlichen Dienstes bekennt. Es wurden Umweltleitlinien ausgearbeitet, die es in den kommenden Jahren zu verwirklichen gilt.
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