Geschichte
Hrodna wurde 1128 zum ersten Mal erwähnt. Die Stadtrechte erhielt es 1391 vom litauischen Fürst Vytautas. Der Fürst stiftete der Stadt die Pfarrkirche und ließ sich zwei von drei hier befindlichen Schlösser ausbauen.
Nach der Schlacht bei Tannenberg (1410) erlebte die Stadt schnell eine Blütezeit, in der sie sich auch territorial erweiterte. Hrodna wurde von zwei Bürgermeistern regiert, einem katholischen und einem orthodoxen. Ihre goldene Zeit erlebte die Stadt während der Herrschaft der Jagiellonen- und Vasa-Dynastie. Während der Zeit von Stefan Batory wurde Hrodna de facto zu Hauptstadt des polnisch-litauischen Reiches. Das alte Schloss wurde damals ausgebaut, es entstand auch eine bekannte Jesuiten-Schule.
Schlechte Zeiten für Hrodna brachen mit der sog. „Schwedenflut“ an. 1705 wurden die Russen bei Grodno von den schwedischen Truppen geschlagen. Unter König August III. entstand 1737-1742 das Neue Schloss als Tagungsort für den Polnisch-Litauischen Sejm. Unter der Herrschaft von StanisÅ‚aw August Poniatowski entstand das erste Schauspielhaus Litauens, der letzte polnische König gründete auch mehrere Schulen.
Seit 1776 erschien die Wochenzeitung "Gazeta GrodzieÅ„ska" (Grodnoer Zeitung) und "Rocznik Gospodarczy" (Ökonomisches Jahrbuch).
Im Jahre 1793 fand in Hrodna der letzte polnische Sejm statt, auf dem die die zweite Teilung Polens ratifiziert wurde. Zwei Jahre später kam die Stadt unter russische Herrschaft und wurde 1802 zum Sitz eines russischen Gouverneurs. 1812 von napoleonischen Truppen besetzt, fiel sie einige Monate später wieder unter russische Kontrolle.
Größeren Repressionen wurden die Bewohner der Stadt (mehrheitlich Polen und Juden) erst nach 1831 ausgesetzt. Der Zar ließ den griechisch-katholischen Ritus verbieten, römisch-katholische Klöster wurden Schritt für Schritt liquidiert. Die öffentliche Verwendung der polnischen Sprache wurde verboten.
1862 wurde die Warschau-Petersburger Eisenbahn gebaut, die auch Hrodna berührte. 1863 nahm die Mehrheit der Bewohner am Aufstand gegen Zar Alexander II. teil.
Von 1915 bis 1919 war die Stadt von deutschen Truppen besetzt, im Frühling wurde sie dem neu entstandenen Polen angeschlossen und zur Kreisstadt in der Woiwodschaft BiaÅ‚ystok. Die Mehrheit der Stadtbevölkerung bildeten Polen und Juden, in der Umgebung wohnten Polen, Weißrussen und Litauer.
In der Zwischenkriegszeit wurde die Stadt zum kulturellen Mittelpunkt der Region: das Schauspielhaus, benannt nach Eliza Orzeszkowa, wurde eröffnet, es entstanden auch historische und geologische Museen und ein Zoo. Hrodna war Sitz einer großen Militärgarnison. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten aus jener Zeit wurden mittlerweile restauriert bzw. wiederaufgebaut.
Am 21. September 1939 fiel die Stadt dem sowjetischen Einmarsch in Polen zum Opfer. Hrodna war die einzige Ortschaft im damaligen Ostpolen, die Widerstand gegen die Rote Armee leistete. Am 2. November wurde die Stadt an Weißrussland angeschlossen und wurde zur Rajonstadt in Oblast BiaÅ‚ystok. Im Februar, April, Juni 1940 und Februar 1941 wurden viele Bewohner Hrodnas, die als Klassenfeinde eingestuft wurden, von der sowjetischen Besatzung nach Sibirien und Kasachstan verschleppt.
Seit Juni 1941 war die Stadt von der deutschen Wehrmacht besetzt, ca. 50% der Stadtgebäude wurden dem Erdboden gleichgemacht.
Im Vertrag von 16. August 1945 akzeptierte die polnische Regierung die neue Grenze entlang der Curzon-Linie (im Dezember 1943 in Teheran vorgeschlagen. Curzon war von 1919-1925 brit. Außenminister, auf seinen Vorschlag hin wurde Polens Ostgrenze bereits 1919 an dieser Linie festgelegt. Im Polnisch-russischen Krieg 1920 gelang es Polen, Gebietsgewinne östlich dieser Linie in sein Staatsgebiet einzugliedern)
Ein Teil der polnischen Bevölkerung von Hrodna wurde nach Westpolen ausgesiedelt, viele sind aber in Hrodna geblieben (heute bilden sie ca. 40% der Stadtbewohner). Nach 1945 siedelten sich viele Weißrussen aus der Umgebung in Hrodna an.
Seit 1991 ist die Stadt Teil des unabhängigen Weißrusslands und Verwaltungssitz der Woblast Hrodna. Hrodna gilt als Bollwerk der weißrussischen Opposition gegen den autoritären Präsidenten Lukaschenka. Die nationalen und konservativen Parteien genießen hier große Unterstützung.
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