KZ Ladelund
Im Oktober 1944 begann die Umwandlung des Arbeitslagers in ein Nebenlager des Konzentrationslagers Neuengamme. Dazu wurde es mit Stacheldraht umzäunt und erhielt vier Wachtürme. Am 1. November wurde es mit über 2000 Insassen aus den Lagern Husum-Schwesing und Neuengamme belegt. Diese trafen auf dem Bahnhof Achtrup in Viehwaggons ein. Die Häftlinge waren nach der KZ-Systematik - mit Ausnahme der Kapos - als „Politische“ klassifiziert und stammten aus ganz Europa.
Sie waren als Widerstandskämpfer, Geiseln oder Zwangsarbeiter verhaftet worden. Die größte Gruppe stammte aus den Niederlanden, viele kamen aus dem Dorf Putten. Dort waren 600 niederländische Männer im Alter ab 15 Jahren aufwärts im Rahmen einer Strafaktion festgenommen wurden, welche im Namen des deutschen Wehrmachtsbefehlshabers am Sonntag, dem 1. Oktober 1944 in Putten in der Region Veluwe durchgeführt wurde. Die Razzia war eine Repressalie für den Anschlag auf den Höheren SS- und Polizeiführer in den Niederlanden, den österreichischen General Hanns Albin Rauter durch die Puttener Abteilung des Widerstands. Rauter wurde 1946 in die Niederlande ausgeliefert und nach der Verurteilung zum Tode am 25. März 1949 hingerichtet.
Am 2. Dezember 1944 wurden die Festgenommenen in das Lager Amersfoort gebracht und von dort in das KZ Neuengamme überstellt. Von den 600 sind nur 49 zurückgekehrt, die übrigen sind im KZ Neuengamme oder in anderen Konzentrationslagern umgekommen, so auch in Ladelund, wo die unmenschlichen Bedingungen, unter denen die Häftlinge untergebracht waren, schon bald erste Todesopfer forderten.
Ursprünglich war Ladelund als Reicharbeitsdienstlager für 200 bis 250 Menschen angelegt worden. Nach der Umwandlung in ein KZ-Außenlager hausten hier jedoch über 2000 Häftlinge in 50 Meter langen und acht bis zehn Meter breiten ungeheizten Baracken. In einer Barackenstube von knapp 40 m² Größe wurden 80- 120 Häftlinge einquartiert. Einzig der „Stubenälteste“ hatte ein eigenes Bett, die „Stubendienste“ teilten sich ein Bett. Alle anderen Häftlinge schliefen auf dem Fußboden oder auf groben Holzgestellen dicht an dicht, ohne Strohsäcke, ohne Matratzen, lediglich auf ein wenig ausgestreutem Stroh. Die sanitären Anlagen waren im Zuge der Umwandlung in ein KZ nicht ausgebaut worden und stammten noch aus dem alten Arbeitslager. Sie reichten, wie die Küche auch, für höchstens 250 Menschen aus. Die hygienischen Umstände im Lager waren so katastrophal, dass sich Ungeziefer und Krankheiten rapide verbreiteten. Trotz der widrigen Wetterbedingungen im November und Dezember 1944 waren die Baracken nicht beheizt. Dazu kam die schwere Arbeit, welche die Häftlinge vor allem an Panzergräben leisten mussten. Ein Panzergraben war vier bis fünf Meter breit und drei bis fünf Meter tief. Unterernährt, den Schlägen der Kapos ausgeliefert, arbeiteten die Häftlinge oft elf bis zwölf Stunden täglich im eiskalten Wasser.
Waren die Häftlinge bereits unterernährt und geschwächt in Ladelund eingetroffen, sahen sie sich nun Ernährungssätzen ausgesetzt, die schon in ihrer offiziellen Version Hungerrationen waren. In Ladelund erhielten sie nicht einmal diese, da der Kommandant ständig Lebensmittel unterschlug. Schon bald war die Todesrate so hoch, dass das Außenlager in Neuengamme als „Todeslager“ galt.
Am 16. Dezember 1944 war der „Friesenwall“ durch die veränderte militärische Lage vollends sinnlos geworden. Das Lager in Ladelund wurde aufgelöst und die überlebenden Häftlinge wurden nach Neuengamme zurückgebracht.
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