Geschichte
Die erste Besiedlung des Gebietes erfolgte in der jüngeren Steinzeit (bis etwa 3000 v. Chr.). In dieser Zeit siedelten hier die germanischen Stämme Hermunduren und Sueben. Ab dem 6. Jahrhundert wurden sie von den Sorben verdrängt, die bis ins 9./10. Jahrhundert die Region bevölkerten. Im 9. Jahrhundert begann die langsame Verdrängung durch die Franken. Die Saale bildete die Grenze zwischen den Franken (westlich) und den Sorben (östlich). Dabei galt der Begriff Sorben vermutlich als Sammelbegriff für verschiedene slawische Stämme. In der Folgezeit wurden die Sorben durch einwandernde Franken, Thüringer, Bayern und Flamen verdrängt und bis zum Ende das 13. Jahrhunderts war die deutsche Besiedlung des Gebietes vollendet.
Die erste urkundliche Erwähnung Kitzens erfolgte 1073. In einer Klosterschrift ist die Rede von den Kämpfen zwischen Wiprecht von Groitzsch und „Fridericus de Cutze“ (Kitzen). Um 1150 entstand die Kirche in Hohenlohe. Zum Kirchensprengel Hohenlohe gehörten, neben Kitzen, fast alle heutigen Ortsteile der Gemeinde und eine Reihe heute nicht mehr existierende Dörfer. Dies war das größte Sprengel des Stiftes Merseburg und es entstand eine weitestgehend selbständige kirchliche und weltliche Eigenverwaltung. 1235 verlor das Sprengel seine Selbstständigkeit.
Im Jahre 1277 verkaufte Markgraf Dietrich von Landsberg den Gerichtsstuhl Eisdorf an Bischof Friedrich I. von Merseburg. Dazu gehörten u.a. Kitzen, Scheidens, Zitschen und Eythra. Bis 1815 blieb Kitzen und Umgebung im Bistum Merseburg.
In der Region kam es während der Reformation zu keinen größeren Unruhen. 1543 erlaubte Bischof Sigismund, dass das Evangelium im Stift gepredigt werden durfte. 1545 wurde der Eisdorfer Pfarrer seines Amtes enthoben und Eisdorf wurde der Kirche Hohenlohe zugeschlagen. 1560 wurde die Pfarrei Eisdorf wieder selbstständig. Eine, 1562 im Auftrag vom Kurfürsten August von Sachsen, durchgeführte Kirchenvisitation ergab, dass sich das evangelische Kirchentum durchgesetzt hatte.
In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges wurden viele Zeitzeugnisse zerstört. Sicher ist nur, dass die Gegend mehrmals geplündert wurde. Dabei wurden fast alle Gebäude zerstört. Viele Einwohner starben durch Soldaten und die grassierende Pest.
Nach dem Ende des Krieges 1648 kam der Wiederaufbau nur langsam in Schwung. Erst mitte der sechziger Jahre waren die Dörfer wieder halbwegs aufgebaut.
1646 wurde im heutigen Ortsteil Seegel der Austritt einer Solequelle berichtet. Diese erlangte bald, über die Region hinaus, Ruhm als Heil- und Gesundbrunnen. Auf Heilung hoffende Patienten kamen nicht nur aus den nahen Städten, wie Leipzig oder Halle, sondern auch aus München und Schlesien. Leider versiegte die Quelle bald wieder. Im Jahre 1677 zeigte sie sich erneut und wurde förmlich belagert. Rund um den Brunnen entstanden Ess- und Trinkbuden und es fanden täglich Betstunden mit dem Hohenloher Pfarrer statt. Ende 1677 versiegte die Quelle erneut.
1711 besaßen 19 verschieden Grundherren insgesamt ca. 2000 Morgen (500 Hektar) Land. Außerdem ist überliefert, dass das Dorf Hohenlohe wieder vollständig aufgebaut war. Ein Indiz dafür, dass zu diesem Zeitpunkt die Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges beseitigt waren. 1755 war die 1714 abgebrannte Kitzener Kirche wieder aufgebaut. Diese wurde allerdings 1785 wieder baufällig und musste erneut renoviert werden. 1786 stiftete die Gemeinde einen Holzaltar, der heute noch erhalten ist.
Ab 1806 war die Region stark von den Kriegen betroffen. Viele Gemeinden wurden durch Einquartierungen napoleonischer Truppen finanziell belastet.Unmittelbar ins Kriegsgeschehen wurde Kitzen aber erst im Frühjahr 1813 einbezogen. Sachsen war zu diesem Zeitpunkt Verbündeter Napoleons. Am 2. Mai 1813 war Kitzen mitten im Zentrum der Schlacht bei Großgörschen. Östlich standen die Franzosen, westlich die preußisch-russische Armee. In der Schlacht wurden 22.000 Soldaten verwundet bzw. getötet, bevor sich die napoleonischen Truppen durchsetzten konnten. Auf ihrem Rückzug plünderten Russen und Preußen. Am 5. Mai waren alle Truppen abgezogen und zurück blieb ein Trümmerfeld.
Mitte Juni 1813 rückte Kitzen erneut in den Mittelpunkt des Geschehens. Das unter Lützow und Körner operierende „Lützowsche Freikorp“ musste sich laut Waffenstillstand bis zum 12.6. auf Preußisches Gebiet (rechts der Elbe) zurückziehen. Das erfuhren die Truppen allerdings erst am 14.6. und machten sich auf den Weg von Plauen über Gera nach Zeitz.
Napoleon befahl dem in Leipzig stationierten Herzog von Padua, unter Ausnutzung der unfreiwilligen Verspätung, das Korp zu vernichten. Ca. 5000 Soldaten verfolgten die 500 Mann Lützows.
Lützow und Körner hielten sich an den Waffenstillstand und versuchten bei Kitzen auf diplomatischem Wege die Verfolger vom Kampf abzubringen. Auf dem Rückweg vom Gespräch wurden sie jedoch überfallen. Körner konnte schwer verletzt fliehen. Lützow geriet in Gefangenschaft, konnte aber in der Nacht fliehen. In den darauf folgenden Gefechten wurden 105 Freischärler getötet, 90 gefangen genommen und 300 flohen. Lützow und die Reste des Freikorps konnten sich in losen Verbänden über die Elbe in Sicherheit bringen.
Körner wurde gefunden und in Kitzen gepflegt. Er kehrte zu den Lützowern zurück und starb am 26. August 1813 in einem Gefecht. In der Region zeugen verschieden Denkmale von diesen Tagen.
Auf dem Wiener Kongress 1814/15 wurden die Dörfer um Kitzen an Preußen abgetreten. Nur wenige Kilometer östlich von Kitzen verlief die Grenze zwischen Preußen und Sachsen.
In die Mitte des 19. Jahrhunderts fanden Separation und Ablösung statt. Durch sie wurden die Bauern von ihrer seit Jahrhunderten existierenden Abhängigkeit befreit. Des Weiteren wurden die Feldmarken der Gemeinden verändert. Durch Aufteilung und Tausch wurden die Grenzen begradigt und neu festgelegt. In mehreren Dörfern wurden neue Ortsausgänge geschaffen und neue Wege errichtet. In den Seperationsakten wurde festgelegt, dass die Anlieger die Wege instandhalten müssen. Außerdem wurden die an die Kirche zu entrichtenden Abgaben neu geregelt. Die Schule, bisher durch Abgaben der Einwohner finanziert, erhielten jetzt ihre Mittel anteilig aus den Gemeindesäckeln.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Gemeindestraßen Stück für Stück gepflastert. Ab 1911 wurde die Gemeinde schrittweise an das Elektrizitätsnetz angeschlossen. In den Akten ist erstmals 1914 von einem in Kitzen geführten Telefongespräch die Rede. Allerdings wird vermutet, dass das erste Telefon bereits früher an Netz ging.
In den ersten Weltkrieg zogen Mitglieder aus 26 Kitzener Familien. Diese erhielten Weihnachten 1914 und 1915 „Liebesgaben“ der Gemeinde, in Form von Bonbons, Schokolade und Zigarren. In den letzten beiden Kriegjahren machte sich unter der Bevölkerung allerdings Armut breit. Nach dem 1. Weltkrieg bildete sich ein Bauernrat, der die Rückkehr zum zivilen Leben regeln sollte.
Mitte der 1920er Jahre griff auch in Kitzen die Inflation um sich. Eindrucksvoll lesen sich hierzu die Gemeindehaushalte:
• 1919/20Einnahmen 26.518,76 MarkAusgaben 29.462,71 Mark
• 1923Einnahmen 943.420 Milliarden MarkAusgaben 923.610 Milliarden Mark
Im Zuge der Weltwirtschaftskrise (ab 1930) und der daraus resultierenden Arbeitslosigkeit gab es erste Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Arbeitslose erhielten verbilligte Briketts und mussten dafür für die Gemeinde arbeiten.
Im 2. Weltkrieg wurden viele Männer zum Wehrdienst einberufen. Deren Familien erhielten „Familienunterhalt“. Der auftretende Arbeitskräftemangel wurden durch Zwangsverpflichtungen teilweise kompensiert.
Erst im letzten Kriegsmonat gab es in Kitzen militärische Auseinandersetzungen. Am 18. April 1945 marschierten amerikanische Soldaten in Kitzen ein. Anfang Juli zogen die Amerikaner ab und Kitzen wurde Bestandteil der Sowjetischen Besatzungszone.
Die Nachkriegszeit
Ab September 1945 wurde die Bodenreform durchgesetzt. Großgrundbesitzer wurden enteignet. In Kitzen traf das nur auf das Rittergut zu. Am 23. November wurde das Land an 59 Kitzener offiziell aufgeteilt. In den umliegenden Gemeinde wurde entsprechend verfahren.
In die Region kamen zahlreiche Kriegsflüchtlinge, die im Jahre 1946 ca. ein Drittel der Bevölkerung stellten. Diese wurden im Rittergut oder zwangsweise bei Kitzener Familien untergebracht.
1949 fand eine Gemeindereform statt, in deren Verlauf „Kleinstgemeinden“ zu größeren zusammengeschlossen wurden.
Langsam normalisierte sich auch wieder das Kulturleben: Es gab Ende der vierziger Jahre den Volkschor Kitzen, eine Laienspielgruppe, eine Mandolinengruppe, einen Kleintierzüchterverein und verschiedene Tanzmusikkapellen.
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