Geschichte
Kleinern entstand wahrscheinlich in der Zeit zwischen 800 und 900. 1225 wurde der Ort erstmals urkundlich als Creinre erwähnt. 1250 bis etwa 1400 hatten die Herren von Kleinern, Lehensleute der Grafen von Waldeck, hier einen Burgsitz, der 1283 als im Besitz des Gumpert von Kleinern befindlich erwähnt ist. Unter ihrer Regie entstand im 13. Jahrhundert eine kleine Dorfkirche. 1509 ging das Dorf vorübergehend in den Besitz der Herren von Löwenstein über.
1513 erwarb Asmus (I.) von Geismar von Graf Philipp II. von Waldeck einen größeren Hof in Kleinern und baute ihn zum Rittersitz aus. Für die im 13. Jahrhundert in Kleinern gegründete Kirche erwarb die Familie von Geismar 1523 den 1521 in der Franziskanerwerkstatt in Meiterdorf (Frankenberg) geschaffenen, kunstvollen Schnitzaltar.
1613 errichtete Asmus (II.) von Geismar südlich vom Ort einen neuen Burgsitz, aber der Dreißigjährige Krieg führte zu einer Verarmung der Familie von Geismar, so dass sie ihr Burggut mit Herrensitz an den Grafen Christian Ludwig von Waldeck (1635-1706), den Stammvater aller späteren Grafen und Fürsten von Waldeck, verkaufte. Unter dessen Regie entstand dann unter Einbeziehung des Geismarschen Herrensitzes um 1662 das Schloss Christiansburg. Baumeister war der aus Mengeringhausen stammende Emanuel Brand. Nach Fertigstellung der Gebäude verlegte Christian Ludwig seinen Wohnsitz mit Hofstaat, Kanzlei und Regierung von Wildungen nach Kleinern. Die Anlage war vierflügelig – mit quadratischem Innenhof – und umgeben von einem Wassergraben. Der zur Straße gelegene Flügel war zweigeschossig und hatte eine Toreinfahrt. Links schloss sich ein ebenfalls zweigeschossiger Flügel an – allerdings mit anderen Geschosshöhen – der zum Hof hin einen offenen Arkadengang im Renaissancestil besaß und in dessen Obergeschoss sich ein großer Festsaal mit offenem Kamin befand.
1681 bis 1694 entstand unter der Federführung von Graf Christian Ludwig an der Stelle der alten, bereits baufälligen Kirche aus dem 13. Jahrhundert, ein neuer barocker Bau (1681 bis 1686: Kirchenschiff; 1689 bis 1694: Turm). Der Schnitzaltar von 1521 und die prachtvolle Holzkanzel von 1668 wurden von der alten in die neue Kirche übernommen.
1695 verlegte Christian Ludwig seine Residenz nach Arolsen. Sein Sohn Friedrich Anton Ulrich vermählte sich 1700 mit Louise, Pfalzgräfin von Birkenfeld, und beide bewohnten bis 1706 das Schloss Christiansburg. Nach dem Tod seines Vaters übernahm Friedrich Anton Ulrich die Regierungsgeschäfte und verlegte seinen Wohnsitz ebenfalls nach Arolsen.
Später (1707 bis 1710), als Regierender Fürst von Waldeck und Pyrmont, ließ Friedrich Anton Ulrich die Christiansburg abreißen, so dass von der in über vier Jahrzehnten entstandenen Pracht nichts erhalten geblieben ist.
Schloss Christiansburg stand einst südlich der Wesetalstraße, gegenüber dem 1972/73 entstandenen Dorfgemeinschaftshaus, noch vor dem heutigen Sportplatz (Hof Ludwig Brüne).
1745 entstand in Kleinern eine Schmelzhütte zum Ausschmelzen von Eisen von in der Nähe abgebauten Erzen. Das gewonnene Eisen wurde in drei Hammerwerken weiter verarbeitet. 125 Jahre später (ca. 1870) erfolgte die Stilllegung dieser Werke und der Schmelzhütte. Aufgrund der fortschreitenden Industrialisierung in Deutschland lohnte sich deren Betrieb nicht mehr.
1781 wurde Kleinern zum Marktflecken erhoben. Landwirtschaft, Forstwirtschaft und die Eisenverarbeitung prägten zu dieser Zeit das Dorf.
1919 bestand Kleinern aus 82 Wohnhäusern. Der aus Düsseldorf stammende Kunstmaler Willi Tillmans baute sich ein Haus (Atelier) am Elmsberg. Er erreicht durch seine zahlreichen Werke − Aquarelle, Ölbilder und Grafiken − überwiegend aus dem waldeckischen Raum, einen hohen Bekanntheitsgrad.
Entwicklung von Kleinern seit 1968:
•1968 staatlich anerkannter Erholungsort
•1974 Zuordnung des bis dahin selbstständigen Orts zur Gemeinde Edertal
•1974 Übergabe der von der Gemeinde Edertal angelegte Freizeitanlage an den Verkehrsverein Kleinern e.V.
•1983 staatliche Anerkennung als Luftkurort durch den Hessischen Fremdenverkehrsverband
•1993 Auszeichnung Kleinerns durch den Hessischen Fremdenverkehrsverband als familienfreundlicher Luftkurort
•1994 Erweiterung der Freizeitanlage Spicke und Anlegung des Dorferkundungspfads im Rahmen des Regionalförderprogramms
•2002 Festveranstaltung „777 Jahre Edertal-Kleinern“ (1225-2002); Entstehung des Kleinernschen Logos
•2004 Ausweisung des an Kleinern angrenzenden Waldschutzgebiets (5724 Hektar) als Nationalpark Kellerwald-Edersee
•2006 Erweiterung der Freizeitanlage Spicke (Sanitäranlage, Hängebrücke und neue Spiel- bzw. Erlebniselemente)
•2007 Einweihung Info-Schmetterling (Vorstufe zum Nationalpark-Infozentrum)
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