Geschichte
Lauscha wurde durch den Bau einer Glashütte gegründet. Die Glasmacher Hans Greiner und Christoph Müller erhielten am 10. Januar 1597 vom Herzog Johann Casimir zu Sachsen-Coburg die Konzession zum Betreiben einer Glashütte dort, wo sich heute der danach benannte Hüttenplatz befindet, nachdem ein erster Ansiedlungsversuch an der Stelle der heutigen Glashütte im Henriettental noch an den Ansprüchen der dortigen Landbesitzer, der Herren von Pappenheim, gescheitert war. Die Söhne der Glasbläserfamilien errichteten in der Umgebung immer wieder neue Glashütten, um die herum neue Ansiedlungen entstanden. Nachgewiesen sind derartige Gründungen der Gemeinden Schmalenbuche (heute Neuhaus am Rennweg), Grumbach, Piesau, Klein-Tettau und der später verlassenen Ansiedlung Glücksthal. Auch in Lauscha und in Steinach entstanden noch mehrere Glashütten. So wurde Lauscha zur Mutterglashütte der Glasproduktion im Thüringer Wald. Die Köhlersiedlung Igelshieb und die Porzellanfabrik in Limbach sind weitere Gründungen, die mit der aufblühenden Glasindustrie in der Region in Zusammenhang zu bringen sind. 1707 wurde Ernstthal am Rennsteig ebenfalls durch den Bau einer Glashütte gegründet.
Um 1770 wurden die Glaswarenherstellung in Heimarbeit "vor der Lampe", die Glas- und schließlich die Porzellanmalerei entwickelt. 1835 erfand Ludwig Müller-Uri das erste künstliche Menschenauge aus Glas. Die Herstellung von künstlichen Lauschaer Glasaugen revolutionierte die Versorgung derjenigen Patienten, welche durch Unfall, Krankheit oder Krieg ein Auge verloren hatten. Als Nebenprodukt der Herstellung massiver Tieraugen aus Glas erfand sein Schwiegersohn Johann Christian Simon Carl Greiner (alt Vetterle) die Märbelschere, ein Gerät zur Herstellung von Glasmurmeln. Allmählich kam der Glasschmuck, schließlich die gläsernen Christbaumkugeln, auf. Die erste Glashütte wurde 1905 abgerissen und machte einem entstehenden Ortskern Platz, der 1911 durch den Bau der evangelischen Kirche, die an der Stelle eines hölzernen Vorgängerbaus hoch über der Ortsmitte mit den kleinen, beschieferten Häusern thront, sein heutiges malerisches Aussehen erhielt.
Mit der Gründung der Glasbläsergenossenschaft des Meininger Oberlandes e.G. 1907 auf Initiative des Sozialdemokraten Eduard Wagner schufen sich die Glasbläser ein Gegengewicht zu den Sonneberger Verlegern, die bis dahin den Vertrieb der Glaswaren alleine abgewickelt hatten. Ihr gelang in den schwierigen Zeiten der Weltwirtschaftskrise ein erstaunlicher wirtschaftlicher Erfolg. Auf dieser Grundlage konnten die SPD- und die KPD-Fraktion im Gemeinderat trotz tiefer Zerwürfnisse untereinander mit Unterstützung ihrer Hilfsorganisationen, der Arbeiterwohlfahrt und der Roten Hilfe Deutschland, karitative Maßnahmen wie die Kindererholungstransporte nach Westfalen, nach Altona und nach Nürnberg für die durch Mangelernährung und die anstrengende Mitarbeit in den Kleinstbetrieben gesundheitlich angegriffenen Kinder der Glasbläserfamilien organisieren. Anfang der dreißiger Jahre wurde durch den wachsenden Einfluss der NSDAP in Coburg und in Sonneberg die Arbeit der Genossenschaft immer mehr erschwert. Ende 1932 musste sie Konkurs anmelden. Unmittelbar nach dem Reichstagsbrand wurden Gemeinderatsmitglieder, u. a. Gustav Huhn, Max Leipold (Metten), Franz Müller-Deck (Decken Franz) und Paul Greiner-Pachter, verhaftet und im Konzentrationslager Nohra interniert. Die Gewerkschafter Wilhelm Böhm, Max Greiner-Bär und Robert Müller mussten sich der täglichen Meldepflicht unterwerfen. Nach dem Attentat auf Hitler 1944 wurden wieder Max Leipold, Albin Bäz (Bäzen Fried) und Elias Böhm-Hennes verhaftet und interniert. Während des Zweiten Weltkrieges mussten 121 Militärinternierte aus Italien sowie Frauen und Männer aus Russland, der Ukraine, den Niederlanden, Frankreich und Polen Zwangsarbeit bei Dipl.-Ing. Starke und bei Elias Greiner-Vetters Sohn in Lauscha, in der Glashütte Brehmenstall und bei der Firma Gebrüder Anschütz in Ernstthal am Rennsteig verrichten.
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