Geschichte
Reben wuchsen in Listrac zwar bereits im Mittelalter, die Bedeutung des Weinbaus war damals jedoch gering im Vergleich zu Getreide- und Viehwirtschaft. Dies änderte sich erst mit der Urbarmachung des Médoc seit dem 17. Jahrhundert. Im Gegensatz zu den berühmten Gemeinden entlang der Gironde blieb der Weinbau in Listrac jedoch stets kleinbäuerlich geprägt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war die Kiessandkuppe des Fourcas mit Reben bestockt, 1850 erwähnte der Autor Charles Cocks in seinem Buch „Bordeaux“ 60 Weingüter in Listrac. Einen weiteren Aufschwung erhielt der Weinbau durch den Bau der Eisenbahnlinie durch das Médoc. 1869 fuhr der erste Zug der Linie Bordeaux-Le Verdon durch Listrac. Die Reblauskrise versetzte Listrac Ende des 19. Jahrhunderts jedoch einen schweren Schlag, von dem es sich nur langsam erholte. Die Rebfläche hatte um die Jahrhundertwende noch eine Ausdehnung von 1380 Hektar, doppelt so viel wie heute. 1935 wurde die Winzergenossenschaft gegründet. Sie erhielt einen großen Schub, als die Eisenbahngesellschaft SNCF im Jahre 1948 den Grand-Listrac zum Hauswein für ihre Speisewagen machte. Gegen Ende der Sechzigerjahre erreichte der Konsum der Bahnpassaagiere mit 1500 Hektolitern, einem Drittel der genossenschaftlichen Jahresproduktion, seinen Höhepunkt. Parallel hierzu wurde der Aufschwung des Weinbaus 1957 mit der Anerkennung von Listrac als kommunale Appellation gekrönt. Der wachsende Ruf des Listrac zog neues Kapital an, das große Investitionen in vernachlässigte Weinberge und -keller ermöglichte. Das beste Beispiel dafür sind die nach dem Erwerb durch Baron Edmond de Rothschild in den Siebzigerjahren völlig erneuerten Châteaux Clarke und Peyrelebade. Nur eine Episode blieb dagegen der Kauf des Château Bibian durch den Fußballstar Jean Tigana. Der Aufschwung setzte sich bis in die Neunzigerjahre fort. Die Modernisierung der Kellereinrichtungen und Techniken der Weinbereitung hat dem Listrac zweifellos einiges von seiner früheren Rustikalität genommen. Seinen kraftvollen, langlebigen Charakter und sein günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis hat er aber bis heute bewahrt.
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