Geografie
Das mittlere Enztal ist der Übergangsbereich zwischen dem südlich gelegenen Gäu und dem nördlich gelegenen Stromberg sowie zwischen dem westlich gelegenen Nordschwarzwald und dem östlich gelegenen Mittleren Neckarraum. In Lomersheim steht der obere Muschelkalk und der unterste Keuper (Lettenkeuper) an. Aus dem Nordschwarzwald bringt die Enz Quarzsand und Buntsandstein-Gerölle mit. Die Talmäander genannte Landschaftsform ist heute im Lomersheimer Enztal als kräftiges S vorhanden. Weiter östlich sind die Enztalschleifen noch stärker ausgeprägt. Eine - wenn auch unbeliebte, dennoch nennenswerte - Karsterscheinung in Lomersheim waren die „Grottenlöcher“. Dabei handelt es sich um das Ergebnis unterirdischer Gips- und Salzausspülungen in dem unter dem Talboden anstehenden mittleren Muschelkalk. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dienten zwei dieser Löcher als Lomersheimer Müllkippe und wurden eingeebnet. 1980 brach im Gewann ‘Dokterle’ erneut ein Bodenstück von etwa 6 m Durchmesser mehrere Meter tief ein. Mit einigen Wagenladungen Aushub von andernorts wurde das Naturphänomen aber wieder aus der Lomersheimer Welt geschafft.
Auch klimatisch weist das mittlere Enztal in Lomersheim einige Besonderheiten auf. Mehr als 10 Prozent häufiger als auf dem Feldberg im Schwarzwald sind hier die Ostwinde bei Hochdruckwetterlagen, weil das Enztal die Luftströme geradezu kanalisiert. Im Gegenzug kommt die Hauptwindrichtung Südwest hier knapp acht Prozent weniger häufig vor als auf dem Feldberg, dafür hat das mittlere Enztal vier Prozent mehr Westwinde vorzuweisen. Angenehm daran ist, dass die Regen bringenden West- und Südwestwinde sich in der Regel am Nordschwarzwald stärker ausregnen als über dem Enztal, dass die Ostwindlagen mehr Sonne durchlassen und dass die Windstärken im Tal gegenüber den Randhöhen gedämpft sind. Andererseits führen gerade die Ostwind- und Hochdruckwetterlagen zu Inversionen, jenen bioklimatisch eher unangenehmen Umkehrungen der Temperaturschichtung in der Luft, die unten im Tal kalte Luftmassen festhalten - im Winterhalbjahr erkennbar am Nebel. Der Kammertenberg wirkt dabei für den Ostwind als Barriere, weshalb in rund der Hälfte aller Tage des Jahres im Lomersheimer Enztal solche Inversionswetterlagen existieren, die den Bewohnern wegen der erhöhten Schadstoffkonzentrationen vor allem in den Atemwegen zu schaffen machen können.
Für das erhöhte Hochwasserrisiko in Lomersheim sind nicht allein klimatische Bedingungen ausschlaggebend. Die Niederschläge, die im Einzugsgebiet der Enz fallen, würden in einer überwiegend bewaldeten Region keine Hochwässer hervorbringen. Die teilweise Entwaldung des Nordschwarzwalds im Laufe der Besiedelungsgeschichte sowie die zunehmende Bodenversiegelung und die Flurbereinigung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben für die Enz und ihre Wasserführung ganz erhebliche Auswirkungen. So hat sich die Geschwindigkeit mit der die Hochwässer abfließen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts verdoppelt. Viele Auenbereiche der Enz und ihrer Zuflüsse sind bebaut worden und durch Hochwasserschutzdämme erheblich verkleinert. Ein heftiges Gewitter im Nordschwarzwald ist so schon rund eineinhalb Stunden später an der Wassertrübung und am steigenden Wasserspiegel der Enz in Lomersheim erkennbar, wo die Hochwasserfreilegungsdämme einen sogenannten Flaschenhals bilden, bevor das Wasser dann die engen Enztalschlingen erreicht.
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