Geschichte
Der Ort Lübbecke wird schriftlich erstmals 775 als hlidbek in den fränkischen Reichsannalen erwähnt. Damals überfielen Sachsen ein fränkisches Heerlager. Lübbecke war Zentralort des sächsischen hlidbeki-Gau. Zu dieser Zeit mag in hldibeki bereits eine Kirche bestanden haben, die aus der Zeit der von Karl dem Großen betriebenen Christianisierung der in dieser Gegend ansässigen sächsischen Engern unter ihrem Herzog Widukind stammen kann. Lübbecke war Zentrum eines Urkirchspiels im Bistum Minden und so waren die in der Gegend beheimateten Adelsgeschlechter so auch das Rittergeschlecht von Lübbecke in der Ministerialität der Bischöfe von Minden. Bereits 1279 wurde Lübbecke durch den Mindener Bischof Volquin von Schwalenberg das Stadtrecht verliehen. Das Gebiet wurde die Bischöfe von Minden auch von der Landesburg Reineberg (heute Hüllhorst) aus kontrolliert. Die dort eingesetzten Herren stammten überwiegend aus der Ritterschaft Lübbeckes. Zur Burg gehörten wiederum die Burgmannshöfe in Lübbecke als Lehen. 1806 wurden in der Stadt zwölf dieser Burgmannshöfe verzeichnet. Die Burgmannen hatten außerdem die Mehrheit im Stadtrat, der im 1460 erstmals erwähnten Rathaus tagte.
Ab 1295 war in Lübbecke ein Kanonikerstift beheimatet. Dieses Stift wurde zunächst 1274 in Ahlden an der Aller gegründet, 1280 nach Neustadt am Rübenberge und 1295 nach Lübbecke an die St.-Andreas-Kirche verlegt. An diesem Standort bestand es bis zur Aufhebung im Jahre 1810. Dem Stift waren 4 Kapitelhöfe in der Stadt zugeordnet. 1549 tagte die Diözesansynode unter Bischof Franz von Waldeck.
1648 fiel das nun säkularisierte Fürstentum Minden (vor der Säkularisierung als Fürstbistum Minden bezeichnet), zu dem das heutige Stadtgebiet gehörte, an Brandenburg-Preußen. Das Rathaus brannte 1705 nieder und wurde 1709 neu errichtet. Die preußischen Regierungsstellen ordneten 1765 die Teilung der Mark an, die durch die Vergabe von Eintreibesrechten und den Einnahmen aus der Jagd einen großen Teil der Einnahmen der Stadt generierten. Proteste der Lübbecker gegen die Markenteilung blieben erfolglos. Bis um Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die mittelalterlichen Befestigungsanlagen erhalten. Aufgrund der hohen Kosten der Instandhaltung und der nur noch geringen militärischen Zweckmäßigkeit wurden die Befestigungsanlagen bis 1830 geschleift, das Material als Baumaterial verwendet und die Wälle in Promenaden verwandelt.
Bis zur Errichtung des de facto französischen Königreichs Westphalen im Jahr 1807 und der Einführung französischer Verwaltungsstrukturen blieb die Burgmannschaft auch im preußischen Lübbecke ein bedeutender Machtfaktor. Ein Patriziat konnte sich kaum entwickeln. Das gewerbetreibende Bürgertum war aber immerhin mit sechs Senatorensitzen im Stadtrat vertreten und stellte einen bürgerlichen Bürgermeister, der zusammen mit einem adligen Bürgermeister in einer Doppelspitze der Stadt vorstand, jedoch blieben die Ritter bestimmend. Das 1727 von der preußischen Regierung erlassene „Rathäusliche Reglement“ institutionalisierte diese Doppelspitze und sah nur noch zwei Senatorenplätze vor. Im Königreich Westphalen war Lübbecke Kantonshauptstadt im Weser-Departement und im Arrondissement Minden und blieb dieses auch als es 1811 direkt an Frankreich fiel (ab 1811 Département de l’Ems-Supérieur). 1813 wurde Lübbecke wieder preußisch und nach kurzer Zugehörigkeit zum Zivilgouvernement zwischen Weser und Rhein Teil der preußischen Provinz Westfalen. Nach umfangreichen Verwaltungsreformen und Auflösung des Fürstentum Mindens, war Lübbecke Teil des neugeschaffenen Regierungsbezirks Minden und des Kreises Rahden. 1832 wurde Lübbecke Verwaltungssitz des um Teile des aufgelösten Kreises Bünde vergrößerten Kreis Rahden, der entsprechend in Kreis Lübbecke umbenannt wurde.
Wie fast überall in Minden-Ravensberg entwickelte sich zunächst in protoindustrialistischer Form die Textilindustrie, die später mit dem Bau der Köln-Mindener Eisenbahn sowie ihrer 1899 eröffneten Nebenstrecke Bünde-Rahden durch den preußischen Staat gefördert wurde. Im Bünder Land sowie in den umliegenden Städten so auch in Lübbecke entwickelten sich ab etwa 1860 die Zigarrenindustrie zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor. 1863 gründete August Blase eine Zigarrenfabrik, die 1938 bereits 6.000 Beschäftigte aufwies. Darin eingeschlossen sind die Beschäftigten in den zahlreichen Filialbetrieben, denn auch wie zuvor bei dem protoindustrialistisch organisierten Textilgewerbe, wurden die Zigarren oft in Heimarbeit in den Buden zugeschnitten, gerollt und gepresst. Diese beiden Wirtschaftszweige Textil- und Tabakindustrie sind bis heute in Lübbecke vertreten, wenngleich ihre Bedeutung mittlerweile hinter der Bedeutung Maschinenbau und anderer Industriezweige zurückbleibt. 1907 wurde das letzte Teilstück der Mindener Kreisbahn bis Lübbecke eröffnet (Minden – Hille – Eickhorst 1903). In den 1950er Jahren erfolgte die Umstellung der meterspurigen Schmalspurbahn auf Normalspurbetrieb – wegen der Güterbeförderung. Der Betrieb wurde 1974 eingestellt und die Gleise zwischen Hille und Lübbecke abgebaut. 1912 wurden die ersten Häuser an die elektrische Versorgung durch die Niedersächsischen Kraftwerke angeschlossen. Bereits 1899 wurde als Vorläufer der heutigen Stadtwerke die Gasfabrik am Hahlerbaum gegründet. Ab 1934 verfügte Lübbecke über eine zentrale Wasserversorgung.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Lübbecke weitgehend verschont und am 3. April 1945 von britischen Truppen ohne größeren Widerstand besetzt. Das nahe Bad Oeynhausen wurde Hauptquartier der britischen Besatzer und auch in Lübbecke wurden britische Verwaltungsinstanzen und militärische Stabsstellen beheimatet. Dazu wurden 251 von 432 Häusern in Lübbecke als Wohnraum für die Alliierten beschlagnahmt und abgeriegelt. Dazu wurde fast die ganze Innenstadt zu einer exterritorialen Zone, weil alle wesentlichen Verwaltungsgebäude der städtischen Infrastruktur an die Briten gingen. Das Finanzamt an der Kaiserstraße wurde als Sitz der britischen Zonenhauptverwaltung gewählt. Dieses Gebäude blieb auch nach Gründung der Bundesrepublik Sitz britischer Militärstäbe, zuletzt des Hauptquartiers der 2nd Armoured Division, (Herford ist Sitz der 1st Armoured Division), die erst 1983 abzog.
Die Wahl des ersten frei gewählten Stadtrates erfolgte am 17. Oktober 1948.
Nach den im Bielefeld-Gesetz geregelten Kommunalreformen wurde die Kreise Minden und Lübbecke 1973 zum Kreis Minden-Lübbecke fusioniert und der Verwaltungssitz komplett nach Minden verlegt. Die Stadt Lübbecke wurde zugleich deutlich vergrößert um die Gemeinden Blasheim, Gehlenbeck, Eilhausen, Nettelstedt und die Bauernschaft Alswede.
Basierend auf dem Artikel Lübbecke der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
Quelle | Autoren und Artikelversionen