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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
31.01.2025
03:46
 
 
+
»
 

Geschichte

An der damals noch zu Moisling gehörenden Heimstättenstraße errichtete die Heimstätten Lübeck GmbH kurz nach ihrer Gründung 1910 zwischen 1910 und 1914 auf Anregung des Senators Kalkbrenner nach Plänen des Stadtbauinspektors Carl Mühlenpfordt eine erste Siedlung mit 62 Einfamilienhäusern als Eigenheime für "Minderbemittelte".

Hinter der Ziegelei befand sich in der Zeit des Nationalsozialismus ein Lager für ausländische Zwangsarbeiter.


Einen zweiten Entwicklungsschub nach den Bauten des frühen 20. Jahrhunderts erhielt die Siedlung in den 60er und 70er Jahren. In dieser Zeit wuchs die Bevölkerung von rund 2.300 Einwohnern auf gut 13.000. Mit dem Bau der Siedlung Buntekuh wurde ein modernes städtebauliches Konzept mit großer Konsequenz umgesetzt. Das planerische Ideal folgte deutlich der "Charta von Athen", aber bezogen auf den Stadtteil (und nicht die Stadt insgesamt). In einer "gegliederten und aufgelockerten Stadt" mit „Licht, Luft und Sonne“ wurde eine "funktionelle Zonenteilung" angestrebt, d.h. dass den vier Grundfunktionen der Stadt (Wohnen, Arbeiten, sich erholen, sich bewegen) je einzelne Zonen zugeordnet werden. Im Zentrum des Stadtteils wurden kulturelle Einrichtungen (Schule und Kirche) und Möglichkeiten zum Einkaufen (Einkaufszentrum Buntekuh) geschaffen. Um das Zentrum herum, deutlich getrennt und frei von Gewerbe oder Erholungsmöglichkeiten die Zone des Wohnens. Unterschiedliche Gebäudetypen (eingeschossige Kettenhäuser, zweigeschossige Reihenhäuser, viergeschossige Zeilenbauten und Wohnhochhäuser) sollten Wohnraum für unterschiedliche Bedürfnisse und Möglichkeiten bieten. Die übliche Zeilenbebauung wurde insofern modifiziert, als die viergeschossigen Zeilenbauten geschwungen ("zackig") gebaut wurden. Sechs Wohnhochhäuser, unter anderem am Pinassenweg (9 Stockwerke) 1970 an den Eingängen und im Zentrum der Siedlung (Karavellenstraße) sollten an exponierten Stellen städtebauliche Dominanten setzen. Am Rand des Stadtteils und ebenfalls deutlich voneinander getrennt, Zonen des Gewerbes (Gewerbegebiete Herrenholz und Paddelügger Weg) und der Erholung (Sportstätten). Die einzelnen Funktionsgebiete wurden durch weitläufige Grüngürtel gegliedert und durch großzügige Verkehrsachsen verbunden. Breite Straßen und eine Vielzahl von privaten Stellplätzen folgten dem Ideal der autogerechten Stadt. Auch ein teilweise gesondertes und straßenunabhängig geführtes Fuß- und Radwegenetz folgt den Forderungen der Charta.

Die Konzeption, die durch ihren Gestaltungwillen und die aufgewendete Kraft zur Lösung von sozialen Problemen durchaus beeindruckt, ist wie an vielen vergleichbaren Stellen in Westdeutschland letztlich gescheitert oder bedarf wenigstens erheblicher Korrektur. Sie bietet individueller Gestaltung zu wenig Spielraum und macht in strenger Funktionalität zu wenig Sinnangebote. Wo die individuelle Gestaltung möglich ist, zum Beispiel bei den Haustüren und -fassaden von Reihenhäusern, wirkt sie in dem von der Konzeption gebotenen Rahmen schnell grotesk und deplaziert. Gemeinschaftseinrichtungen und -flächen verbinden so große Gruppen, dass individuelle Verantwortung (selbst für mamor-verkleidete Treppenhäuser im Hudekamp) nicht empfunden wird und auch kaum möglich ist. Die Defizite haben eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, in deren Ergebnis sich in der zuerst hochgelobten Siedlung spätestens in den 80er Jahren soziale Brennpunkte der Stadt (Pinassenweg) mit hoher Arbeitslosigkeit, hohem Ausländeranteil (in den Hochhäusern bis zu 60 %) und Kriminalität entwickelten.

Seit dem Verkauf der Neuen Heimat, der ursprünglich der größte Teil der Siedlung gehörte, hat sich die Eigentümerstruktur diversifiziert. 25 % der Wohnungen stehen im Einzeleigentum, die restlichen 75 % gehören 10 Eigentümern. Die städtische Grundstücksgesellschaft "Trave" übernahm die beiden Hochhäuser an der Karavellenstraße und am Pinassenweg nur widerwillig.

In den Brennpunkten verengen hohe Leerstände (bis zu 20 %), der Sanierungsaufwand für die inzwischen gealterten Gebäude und zur Beseitigung von Schäden aus Sachbeschädigungen die wirtschaftlichen Möglichkeiten zur Lösung der Probleme aus eigener Kraft. Ab Mitte der 90er Jahre haben deshalb Stadt und Possehl-Stiftung, Land und Bund erhebliche Mittel in die Sanierung des Gebietes investiert und jedenfalls Teilerfolge erzielt, die sich nicht auf den Abriss des Hochhauses am Pinassenweg 2005 beschränken und die mehr Aufmerksamkeit verdienen.

Ähnliches gilt für den kleineren Gebäudekomplex am Hudekamp (4 Hochhäuser mit bis zu 16 Stockwerken), die 1973 unmittelbar neben der Heimstätten-Siedlung entstanden.

Der Stadtteil soll in das Förderprogramm Soziale Stadt aufgenommen werden.

Basierend auf dem Artikel Lübeck-Buntekuh der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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