Geschichte
Als „Liemundestorp“ erfolgte am 21. September 937 die erstmalige urkundliche Erwähnung im Zusammenhang mit der Zuweisung des Ortes an das Magdeburger Moritzkloster durch Otto I. Die Ortsbezeichnung ist offensichtlich von dem altsächsischen Personennamen Liamund abgeleitet, und die Endung -torp lässt auf eine germanische Ortsgründung schließen, die bis in das 600 Jahrhundert zurückreichen könnte. Nach der 968 erfolgten Gründung des Magdeburger Erzstiftes und von Kloster Berge waren an beide Abgaben zu entrichten.
Vermutlich schon im 13. Jahrhundert besaß Lemsdorf eine etwa 120 m² große aus Feldsteinen errichtete Kirche mit einem dickwandigen Turm. Sie war schon damals dem Heiligen Sebastian geweiht und unterstand als Filial der Mutterkirche St. Stephani in Groß Ottersleben. Mit der geistlichen Betreuung Lemsdorfs war Anfang des 14. Jahrhunderts ein Benediktinermönch beauftragt. Für einige Zeit befand sich der Ort unter der Hoheit der Grafschaft Billingshoch, die bis 1316 andauerte. Anschließend kam das Dorf an den Hildesheimer Domherren Heinrich von Barby. 1427 war Lemsdorf wieder dem Kloster Berge abgabenpflichtig.
Lemsdorf lag abseits wichtiger Handelswege, lediglich der „Königsweg“ führte in einiger Entfernung westlich am Ort vorbei. Seine Entwicklung vollzog sich sehr langsam, und vom Mittelalter an waren die Strukturen landwirtschaftlich geprägt. Seit dem 12. Jahrhundert befand sich hier ein Schäfereihof der Magdeburger Dompropstei. Zum Ende des 17. Jahrhunderts waren 13 Landwirte und ein Wassermüller ansässig. 1822 ließ der in Lemsdorf wirtschaftende Gutsbesitzer Köhne in der Harzburger Straße einen großen Gutshof in Form einer Vierseitenhofanlage errichten.
Zwischen 1349 und 1683 wurden die Lemsdorfer Einwohner vierzehnmal von Pestepidemien getroffen. Auch von den kriegerischen Auseinandersetzungen des 16. und 17. Jahrhunderts blieb Lemsdorf nicht verschont. Als im Zusammenhang mit der Durchsetzung der Reichsacht gegen Magdeburg die Stadt belagert wurde, schlug Herzog Georg von Mecklenburg am 25. Januar 1551 sein Heerlager bei Lemsdorf auf. Der Dreißigjährige Krieg traf den Ort schwer. 1625 legten die kaiserlichen Truppen das Dorf in Schutt und Asche. Die wenigen noch verbliebenen Einwohner wurden 1632 von den Truppen Tillys vertrieben. Anschließend entwickelte sich die Einwohnerzahl in Lemsdorf zunächst nur langsam, 1684: ~80, 1781: 113, 1840: 292. 1750 wurde in Lemsdorf erstmals unter kirchlicher Obhut eine Schule eingerichtet, das Schulgebäude brannte allerdings 1774 schon wieder ab. Der Wiederaufbau kostete 620 Taler und brachte die Kirchengemeinde in erhebliche Schuldenlast. 1780 mussten auf Befehl des preußischen Königs Friedrich II. Maulbeerbäume angepflanzt werden, da Preußen durch die Aufzucht von Seidenraupen unabhängig vom Seidenimport aus China werden wollte. Die Aktion hatte jedoch wegen der schlechten klimatischen Bedingungen keinen Erfolg.
Nach der Niederlage Preußens gegen Napoleon I. kam Lemsdorf 1807 unter französische Herrschaft und gehörte bis 1814 zum Königreich Westfalen des Napoleonbruders Jérome. Während dieser Zeit wurden die Lemsdorfer Häuser erstmals mit Nummern versehen, wobei die Gehöfte des Gutsbesitzers Köhne die Nummern 1 und 2 erhielten. Im Zuge der Befreiungskriege wurden die Lemsdorfer Einwohner im August 1813 von der französischen Besatzung gezwungen, vor dem Ort Schanzen auszuheben. Als nach dem Krieg in Preußen 1815 eine Gebietsreform durchgeführt wurde, kam Lemsdorf zum Kreis Wanzleben und wurde mit Klein Ottersleben zu einem Amtsbezirk zusammengelegt. Im Zuge des weiteren Ausbaus der Festung Magdeburg wurde um 1870 in Lemsdorf das so genannte Fort IIa gebaut.
Der Bau der neuen Landstraße zwischen Sudenburg und Groß Ottersleben abseits von Lemsdorf 1890 wirkte sich zunächst negativ aus, da nun die direkten Verbindungen zu den Nachbarorten gekappt waren. Nachdem Ende des 19. Jahrhunderts die Festungseinschränkungen für Magdeburg aufgehoben wurden, rückte die Stadt immer näher an Lemsdorf heran, zahlreiche Lemsdorfer hatten in Magdeburg Arbeit gefunden. Innerhalb von fünfzig Jahren steigerte sich die Einwohnerzahl von etwa 300 auf 811 im Jahre 1900. So war offenbar auch die alte Kirche zu klein geworden, denn im November 1887 wurde sie von Magdeburger Pionieren gesprengt. Am 16. August 1889 wurde der Grundstein für eine neue Kirche gelegt und am 9. November 1890 erfolgte die Einweihung. Die immer noch kirchlich verwaltete Schule Lemsdorfs wurde 1906 in die Trägerschaft der Kommune überführt.
Im Zuge der Stadterweiterung Magdeburgs wurde Lemsdorf am 1. April 1910 eingemeindet. Zu diesem Zeitpunkt hatte Lemsdorf bereits 3.277 Einwohner. Da nur noch 19 Einwohner in der Landwirtschaft beschäftigt waren, wurde die landwirtschaftlich Prägung des Ortes zugunsten einer Wohnsiedlung immer mehr zurückgedrängt, es entstanden zahlreiche mehrstöckige Mietshäuser. Einige Straßennamen wurden geändert:
• Krugstraße wurde zur Quedlinburger Straße
• Sudenburger Weg wurde zur Blankenburger Straße
• Otterslebener Weg wurde zur Ballenstedter Straße
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Lemsdorf als erster Standort in Magdeburg für den von der Reichsregierung geförderten Wohnungsbau für Arbeitslose ausgewiesen. Mit eigenen Arbeitsleistungen der künftigen Bewohner entstand 1932 im Süden des Stadtteils die Siedlung Kreuzbreite. Es wurden 25 Doppelhäuser mit 50-m²-großen Wohnungen errichtet. Im Rahmen des nationalsozialistischen Wohnungsbauprogramms wurde 1938 die GAGFAH-Siedlung („Gemeinnützige Aktiengesellschaft für Angestellten-Heimstätten“) mit 29 zweigeschossigen Wohnblocks gebaut, die mit 314 so genannten Volkswohnungen mit geringem Standard ausgestattet wurden. Damit war Lemsdorf 1939 auf 6.002 Einwohner angewachsen. 1942 wurde in der Straße Akazienbusch ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet. Die Bombengriffe auf Magdeburg in den Jahren 1944 und 1945 richteten in Lemsdorf keine Schäden an.
Bedingt durch die schlechte Verkehrsanbindung gab es weder während der DDR-Herrschaft noch danach nennenswerten Wohnungsbau oder Industrieansiedlungen. Eher zum Schaden des Ortsbildes wurde in den 1990er Jahren die alte Schule abgerissen und durch einen Monumentalbau für ein Handwerkerausbildungszentrum ersetzt. Der nach 1990 ungenutzte Köhnehof wurde dem Verfall preisgegeben und schließlich 2004 abgerissen. Etliche nahezu völlig leerstehende Straßenzüge wirken sich ebenfalls negativ auf das Erscheinungsbild von Lemsdorf aus.
Basierend auf dem Artikel Magdeburg-Lemsdorf der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
Quelle | Autoren und Artikelversionen