Geschichte
Von 1819 bis 1945 war Heiligenbeil Kreisstadt und hatte 1939 12.100 Einwohner. Die Innenstadt wurde im Krieg vollständig zerstört.
Bis 1272 befand sich hier eine Ansiedlung der Prussen namens Swento mest (prußisch swentas, swints: heilig/ mestan: Stadt), deren Name als "heilige Stadt" und heidnische Verkündigungsstätte (prußisch bila: Sprache) gedeutet werden kann. Nach 1272 unterstand die Gegend dem Deutschen Orden.
Die Stadt wurde 1301 unter dem Namen Heiligenstadt vom Deutschen Ritterorden mit kulmischem Recht in der Nähe der prußischen Kultstätte Swentomest gegründet. 1344 wurde der Name in Heiligenbil umgewandelt und 1349 eine Kirche eingeweiht. Die Endung "Beil" stammt vom altpreußischen Begriff "bila": Sprache, Predigt.
Die Gründung der späteren Nachbarstadt Zinten (heute Kornewo) erfolgte durch den Orden im Jahr 1313. Die ersten Ordensritter waren per Schiff über das Frische Haff bereits 1238 am Ufer bei Balga gelandet. Hier wurde in den folgenden Jahren die Ordensburg Balga erbaut, in späteren Jahrhunderten eins der großen Wahrzeichen Ostpreußens. Heiligenbeil selbst lag nicht am Frischen Haff, doch entwickelte sich hier unterhalb der Stadt der Hafenplatz Rosenberg.
Im Februar und März 1945 wurde das Kreisgebiet Kriegsschauplatz. Es bildete sich der Heiligenbeiler Kessel. Nach schwersten wochenlangen Abwehrkämpfen der 4. deutschen Armee gegen mehrere sowjetische Armeen erfolgte der endgültige Untergang in den letzten Märztagen. Im Morgengrauen des 29. März 1945 schifften sich die letzten deutschen Soldaten vom Haffufer unterhalb der Burgruine Balga in Richtung Pillau ein. In den Winterwochen zuvor flüchteten hunderttausende von Ostpreußen aus allen Teilen der Provinz, darunter auch der größte Teil der Bevölkerung des Kreises Heiligenbeils, über das Eis des Haffs auf die Frische Nehrung und von dort auf die rettenden Schiffe in Pillau oder auf dem Landweg der Nehrung nach Danzig.
Von den rund 53.000 Bewohnern des Kreises Heiligenbeil verloren ca. 20 Prozent ihr Leben durch Krieg, Flucht, Vertreibung, Deportation, Vergewaltigungen, Hunger, Krankheiten oder unmenschliche Behandlungen in sowjetischen Zwangslagern.
Nach der Besetzung durch sowjetische Truppen und dem Kriegsende wurde Ostpreußen formell am 17. Oktober 1945 aufgeteilt. Die Demarkationslinie, wie man die Grenze zwischen der Sowjetunion und Polen nannte, verlief auch durch den Kreis. Alles, was südlich der horizontalen Linie von Leisuhnen, Heiligenbeil, Deutsch Thierau, Hermsdorf-Pellen, Zinten, Schwengels und Robitten lag, wurde Polen zugeteilt. Es war der kleinere Teil. Alles, was nördlich davon lag, kam unter sowjetische Verwaltung. Die Besiedlung durch Russen beziehungsweise Polen begann langsam, aber stetig. Die letzten noch im sowjetischen Teil verbliebenen Deutschen wurden 1948 ausgewiesen. Zahlreiche Dörfer wurden gänzlich aufgelöst, Häuser und Straßen sind verschwunden.
Die Stadt Heiligenbeil mit ihrer fast symmetrisch angelegten Altstadt wurde wie auch viele Nachbarorte 1945 fast vollständig zerstört. Nur Heiligenbeil selbst, das nun nach einem sowjetischen General Mamonowo heißt, hat wieder eine gewisse Größe erreicht und wird heute von ca. 9000 Menschen bewohnt. Die neue Stadt liegt nordwestlich der alten im Bereich der allerdings nicht erhaltenen früheren katholischen Kirche, während die Altstadt Brachgelände ist. Fundamente und Straßenzüge sind noch zu erkennen, Teile der evangelischen Kirche ragen neben einem Spielplatz hoch, ein paar 60er/70er Jahre Wohnblocks wurden auf dem Gelände der Altstadt gebaut. Andere Kommunen in der Nachbarschaft von Mamonowo sind völlig unbedeutend geworden. Wegen seiner strategischen Bedeutung wird der Ort ebenso wie Laduschkin vom Flottenstützpunkt Baltijsk aus verwaltet.
Im Süden des alten Stadtgebiets befindet sich ein deutscher Soldatenfriedhof, der vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge wieder hergestellt und 2002 eingeweiht worden ist. Auf ihm liegen 4.700 Gefallene (Stand 2002) v.a. der Kämpfe um den Kessel von Heiligenbeil.
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