Geschichte
Der Name Marmagen ist keltischen Ursprungs. Der Name des Ortes wird in Verbindung gebracht mit Marcomagus, einer Station an der Römerstraße von Trier nach Köln. Wo der entsprechende römische vicus lokalisiert ist, ist aber unklar. In der Ortslage Marmagen wurde 1957 ein römisches Brandgrab mit Keramik-Beigaben aus dem 2. Jh. entdeckt.
Seit dem 12. Jahrhundert gehört Marmagen zur "Herrschaft Steinfeld" im Erzbistum Köln und wurde vom kurkölnischen Amt Hardt auf der Hardtburg bei Arloff/Bad Münstereifel verwaltet. Die älteste mittelalterliche Erwähnung findet sich in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Philipp von Heinsberg aus dem Jahre 1187. Dieser bestätigt dem nahegelegenen Kloster Steinfeld den Besitz eines Herrenhofes mit zwölf Mansen zu Marmagen. 1255 verbietet der Kölner Erzbischof seinem Drosten im Amt Hardt von den Leute der Abtei Steinfeld „die bei Marmagen leben“ Abgaben zu erheben, da diese alleine dem Kloster zustehen sollen. Bis zum 14. Jahrhundert treten Herren von Marmagen in Urkunden Kölner Erzbischöfe auf. Erhalten aus dieser Zeit ist heute ein bewehrtes Gehöft, "Alte Burg" genannt. Durch die zunehmende Erstarkung der Steinfelder Abtei verlieren diese aber mehr und mehr an Einfluss.
gehören.
Marmagen zählt zu Beginn des 18. Jh. 400 Einwohner.. Seit der Römerzeit ist ihre Haupterwerbsquelle neben der Landwirtschaft die Erzförderung im Tagebau. Den in sogenannten Pingen geschürfte Roteisenstein bringt man zu den Hammerwerken des Kloster Steinfelds an der Urft, von wo das ausgewaschene Roheisenerz u.a. an die Lütticher Waffenindustrie geliefert wird. 1782 erhält der Abt von Steinfeld das alleinige Nutzungsrecht der Marmagener Erz- und Marmorbrüche.
Die "Schlirfter Mühle" am Marmagener Bach ist im Besitz der Kirche und damit spätestens seit 1662 Eigentum des Klosters Steinfeld. Sie ist Zwangsmühle, d.h. die Marmagener Bauern sind gezwungen, ihr Getreide in dieser Mühle gegen Entgelt mahlen zu lassen. 1680 lässt der Pfarrer Johannes Liessem den Mühlenteich erneuern.
Kulturell konnte Marmagen von der engen Bindung an die Abtei Steinfeld profitieren. Schon in der ersten Hälfte des 17. Jh. ist ein Schulhaus anzunehmen.
Erster bekannter Lehrer ist Fredericus Wiltz (†1678). In seinem Sterbeeintrag im Kirchenbuch von Marmagen dankt ihm der Pfarrer für zwanzigjährige treue Dienste als Ludimagister und Sakristan.
Sein Nachfolger, Leo Heinrich Bönickhausen kam 1679 mit seiner Mutter und seinem Sohn Johann Anton vom Dorf Aremberg/Landkreis Ahrweiler her nach Marmagen, wo er zuvor das Amt des "ludimagisters und sacristan" inne gehabt hatte.
Durch sein Wirken in Zusammenarbeit mit dem Pfarrer, dem Steinfelder Kanoniker und vormaligen Prior Johannes Liessem, erlebte die Marmagener Dorfschule eine erste Blütezeit. Wie ein Kirchenkassenbuch aus dem 17. Jh. belegt, wurde der Lehrer regelmäßig entlohnt, werden 1680 aus Monschau Schiefersteine zur Erneuerung des Schulhausdaches herangeschafft, in Köln "Bücher für die christliche Lehr" und Rosenkränze gekauft. Auch die Kinder wurden jährlich am Neujahrtag für ihren Fleiß mit "Bildchen" belohnt.
Im 17. Jh. gründet sich auch die kirchenmusikalische Tradition Marmagens. Ab 1677 werden Sänger und Spielleute erwähnt, die Gottesdienste in St. Laurentius musikalisch gestalten. Von Bedeutung ist, dass auch Sängerinnen erwähnt werden, die bei den zahlreichen Wallfahrten zum Hl. Hermann-Josef nach Steinfeld oder zu St. Servatius an die Ahekapelle für ihre musikalischen Beiträge entlohnt werden. Der Lehrer und Sakristan Fredericus Wiltz kann nach den Gepflogenheiten der Zeit als erster Kantor Marmagens gelten.
Mit der französischen Besetzung der Rheinlande endet die Herrschaft des Kloster Steinfelds über das "Klosterdorf". Die "Mairie de Marmagen" (Bürgermeisterei Marmagen) kommt 1795 zum Canton Blankenheim, Arrondissement Prüm im Département de la Sarre mit dem Hauptort Trier. Sie wird mit weiteren umliegenden Orten vom Kantonbüro in Blankenheim verwaltet. Die Marmagener Höfe aus Klosterbesitz werden 1807 in Trier versteigert. Eigentümerin mehrer großer Höfanlagen wird eine Witwe Lievre aus Nancy.
Nach der Abtretung der Rheinlande an Preußen 1815 infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses wird eine Bürgermeisterei Marmagen errichtet, zu der auch die Nachbarorte Urft und Nettersheim gehören.
Dem Niedergang der Eifeler Eisenindustrie im 19. Jh. folgt eine großen Verarmung der Bevölkerung. Erst zu Beginn des 20. Jh. entwickelt sich in Marmagen eine Handwerkskultur im Bausektor, die das Dorf zu einer neuen wirtschaftlichen Blüte führte. Großen Anteil an diesem Aufschwung hatten der Marmagener Bauunternehmer Peter Milz und der Lehrer Wilhelm Schumacher.
Peter Milz (1836-1910) war der Besitzer eines Sägewerkes in Marmagen an der Kirchgasse, das sein Sohn Karl an die Bahnstation Blankenheim-Wald verlegte. Damit verschaffte die Unternehmerfamilie vielen Marmagenern Arbeit und Ausbildung. Er war Vorsitzender des örtlichen Schulvorstandes und konnte in dieser Funktion Einfluss auf das Schulleben nehmen. Als Unternehmer und Kirchenvorstand betrieb er zusammen mit dem Pfarrer Pfarrer Matthias Joseph Kühlwetter 1896 die Erweiterung der Pfarrkirche.
Der Lehrer Wilhelm Schumacher (1860-1926), der nach seiner Ausbildung am Lehrerseminar in Jülich 1884 sein Amt als Lehrer in Marmagen antrat, betreute seine Schüler auch noch als Lehrlinge und zog sie zu Sonderunterricht nach Feierabend und am Wochenenden heran. Auf diese Weise bereitete er sie auf die theoretischen Anforderungen der Gesellen- und Meisterprüfungen vor. So wuchsen in den 42 Dienstjahren des Lehrers mehrere Generationen gut ausgebildeter Bauhandwerker heran, die den Ruf Marmagens als Handwerkerdorf begründeten. Er war Standesbeamter von Marmagen, Schiedsmann und Vorsitzender des Spar- und Darlehenskassenvereins, den er selbst mitgegründet hatte. Er wurde als Lehrer, Organist und Chorleiter am 31. März 1926 pensioniert. Für seine Verdienste erhielt nach 42 Dienstjahren als Lehrer, Organist und Chorleiter den päpstlichen Silvesterorden.
In diese Aufbruchzeit zwischen 1880 und der Jahrtausendwende fällt auch die Gründung der ältesten Marmagener Dorfvereine.
1889 rief der Marmagener Pfarrer Matthias Joseph Kühlwetter den St. Cäcilien Kirchenchor ins Leben, der entsprechend der Zeit ein reiner Männerchor war. Chorleiter wurde der Lehrer Wilhelm Schuhmacher, der auch als Organist an St. Laurentius in Diensten stand. Vorsitzender des Gründungsvorstandes war der Unternehmer Peter Milz.
1890 wurde in Marmagen ein "Brandcorps" aufgestellt, eine Feuerlöschkompanie mit 36 Männern, aus der die "Freiwillige Feuerwehr Marmagen" entstand.
1896 gründete man einen Junggesellenverein, der später als Josefs-Verein mit regelmäßigen Theateraufführungen hervortrat. Aus diesem Verein ging im Jahre 1921 der Marmagener "Spielmannszug" hervor.
Im Rahmen der Kommunalreforn wird Marmagen 1969 mit zehn weiteren Orten zur Gemeinde Nettersheim zusammengeschlossen.
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