Wirtschaft
Münsters größte Arbeitgeber waren nie Wirtschaftsbetriebe, sondern von jeher die Bildungs- und Verwaltungseinrichtungen der Stadt, unter anderem die Universität, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe und die Bezirksregierung. Aus diesem Grund wird Münster vielfach auch als „der Schreibtisch Westfalens“ tituliert. Ferner ist Münster im Vergleich zu anderen etwa gleich großen Städten als Kaufmannsstadt überdurchschnittlich bedeutsam. Neben diesen Wirtschaftszweigen spielt jedoch auch die traditionelle Landwirtschaft – insbesondere in Randbereichen der eingemeindeten Orte – weiterhin eine wichtige Rolle.
Große Industrieunternehmen gibt es in Münster nicht, stattdessen sind nur einzelne mittelgroße sowie ansonsten kleine ansässig. Erwähnenswert sind die BASF Coatings AG, die Lacksparte von BASF, die im Stadtteil Hiltrup über 2.000 Menschen beschäftigt, die Brillux Lacke- und Farbenwerke, sowie die Westfalen AG, ein Tankstellenkettenbetreiber und führender Flüssiggas-Versorger in Deutschland. Ebenfalls erwähnenswert ist die Hengst GmbH & Co. KG, ein führender Hersteller von Filtern und Filter-Systemen für Autos.
Weit bedeutender ausgebaut ist in Münster der Sektor Finanzdienstleistung. So ist die Stadt unter anderem Sitz der Provinzial-Versicherung NordWest, der LVM Versicherungen (Landwirtschaftlicher Versicherungsverein Münster a. G.), der Sparkasse Münsterland Ost, der Westdeutschen Landesbausparkasse, der PSD Bank Westfalen-Lippe, der Sparda-Bank Münster, der Westdeutschen Immobilienbank, der WL BANK sowie (neben Düsseldorf) Sitz der WestLB und NRW.BANK.
Als weitere Dienstleister haben ihren Sitz in Münster die Westdeutsche Lotterie GmbH, der zweitgrößte deutschsprachige Internetbuchhändler buch.de, sowie die Multiplex-Kinokette Cineplex. Ebenso ansässig sind die Rechenzentren der Volks- und Raiffeisenbanken für den norddeutschen Raum, die GAD eG, und eine Niederlassung des Rechenzentrums der Sparkassen, die Sparkassen Informatik. Im Stadtteil Kinderhaus befindet sich der Sitz des Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverbandes, der als Spitzenverband für die Sparkassen in Westfalen-Lippe zuständig ist. Dort befindet sich auch in unmittelbarer Nachbarschaft das Tochterunternehmen, die Westfälisch-Lippische Sparkassenakademie. Mit insgesamt 28 Call-Centern ist Münster der größte Standort für Telefonmarketing und -umfragen in Nordrhein-Westfalen. Zudem ist Münster Hauptsitz von The Phone House, einem Telekommunikationsdiensteanbieter mit insgesamt über 700 Mitarbeitern.
Der deutsche Sitz des größten Rechtdatenbank-Anbieters, LexisNexis befindet sich ebenfalls mit über 300 Mitarbeitern in Münster.
In der Bio- und Nanotechnologie nimmt Münster eine führende Stellung ein. Der Grund hierfür sind unter anderem die enge Zusammenarbeit mit der Universität und die vielfältigen Möglichkeiten für Unternehmen, sich in Münster anzusiedeln. So gibt es neben dem Technologiehof mit 10.000 m² Nutzfläche auch das nördlich des Biotech-Campus der Westfälischen Wilhelms-Universität angesiedelte Centrum für Nanotechnologie, kurz CeNTech, das Startup-Unternehmen der Nanotechnologiebranche Büro- und Forschungsräume auf insgesamt 2.400 m² zur Verfügung stellt. Beispiele für Nano- und Biotechnologiefirmen in Münster sind die General Electric Healthcare Technologies im Bereich Radiopharmazie für Positronen-Emissions-Tomographie oder die Cilian AG, eine Ausgründung der Zoologie der Universität, die sich mit Mikroorganismen beschäftigt, den Ciliaten. Covance Inc. ist als Auftragsforschungsinstitut eines der weltgrößten seiner Art zur Planung und Durchführung klinischer Prüfungen, ist aber wegen der dort durchgeführten Tierversuche umstritten. Zur weiteren Stärkung des in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannten Sektors haben sich die Hochschulen, Transfereinrichtungen und Sponsoren, Unternehmen und Forschungszentren im Verein bioanalytik-muenster zusammengeschlossen. Jüngstes Projekt, um Hochtechnologieunternehmen aus den Bereichen Life Science, Nanotechnologie sowie Informations- und Kommunikationstechnik einen Anreiz zur Ansiedlung in Münster zu geben, ist der knapp 66.000 m² große Technologiepark im Nordwesten von Münster in unmittelbarer Nähe des Leonardo-Campus der Westfälischen Wilhelms-Universität.
Insgesamt wurde in Münster zum Ende des Jahres 2002 ein Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen von knapp 10,395 Milliarden Euro erwirtschaftet, was einen Anstieg von über 20 % seit dem Jahr 1996 darstellt . Pro Kopf liegt die Wirtschaftsleistung somit im Durchschnitt bei etwa 38.200 Euro. Münster ist damit einer der wirtschaftsstärksten Standorte in Nordrhein-Westfalen, was auch die im Vergleich zu anderen Städten geringe Arbeitslosenzahl zwischen 8 % und 9 % erklärt.
Basierend auf dem Artikel Münster (Westfalen) der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
Quelle | Autoren und Artikelversionen