Geschichte
Nachterstedt taucht bereits 961 in einer Urkunde Ottos II. auf. Der Ort Nachterstedt wurde darin dem Markgrafen Gero geschenkt. Man vermutet aber eine um ca. 500 Jahre frühere altsächsische Besiedlung des Gebietes.
Wie auf dem Wappen angedeutet (Schwan und Fisch), lebten die früheren Bewohner vom Fischfang, nach der Trockenlegung des Nachterstedter Sees teilweise vom Torfstechen und in der Folgezeit von der Landwirtschaft, die in diesem Gebiet auf sehr gute Böden bauen kann.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Nachterstedt Braunkohle gefördert. Anfangs untertage (Grube "Concordia"), später im Tagebau. 1865 wurde Nachterstedt an das Eisenbahnnetz angeschlossen (Strecke Halberstadt - Aschersleben - Köthen).
Das Kohlerevier Nachterstedt, zu dem auch die Gemeinden Frose, Schadeleben, Friedrichsaue und Neu Königsaue gehörten, war zeitweise das ergiebigste Fördergebiet im damaligen Oberbergamtsbezirk Halle (1870: 250.000 t), um die Jahrhundertwende gar die größte Braunkohlengrube Preußens. Eine Brikettfabrik wurde 1888 errichtet, 1914 ein Kraftwerk.
Während des Zweiten Weltkrieges mussten mehrere hundert sowjetische Kriegsgefangene sowie Zwangsarbeiter anderer Nationen in den zu den Riebeckschen Montan-Werken gehörenden Braunkohlegrube Concordia unter unmenschlichen Bedingungen schuften, von denen zwischen 130 bis 140 ums Leben kamen.
Das Dorf Nachterstedt musste der Braunkohle ab 1928 langsam weichen und wurde ca. 1,5 km weiter südlich neu aufgebaut. Auch die Bahnlinie Halberstadt–Aschersleben wurde mit nach Süden verlegt. An der Stelle des ehemaligen Dorfes entstand inzwischen das Naherholungsgebiet „Seeland“, das der Verwaltungsgemeinschaft den Namen gab. Der Concordiasee ist seit 2002 zum Baden freigegeben.
In den 1960er Jahren arbeiteten im Braunkohlewerk Nachterstedt noch mehr als 6 500 Beschäftigte. 1990 ging mit der Schließung der unrentabel gewordenen Förderung eine 150jährige Bergbautradition zu Ende.
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