Wirtschaft
Die Wirtschaft ist immer noch sehr abhängig vom Phosphatabbau.
Nauru verfügte über die Phosphatvorkommen mit dem höchsten Phosphatgehalt der Welt. Sie hatten sich durch chemische Prozesse im Laufe von Jahrmillionen aus den Exkrementen von Seevögeln (Guano) gebildet, die auch heute noch in großer Zahl bei ihren saisonalen Wanderungen Nauru als „Basis“ nutzen. Rund 75 Prozent des Bruttosozialprodukts wurden durch den Export dieses Rohstoffes erwirtschaftet.
Der größte Teil der üppigen Einnahmen aus dem Phosphatabbau wurde dem nauruischen Volk zur Verfügung gestellt. Bis 2001 war die medizinische Behandlung kostenlos, es gab weder Steuern noch Gebühren für öffentliche Dienstleistungen. So lebten die Nauruer recht sorglos und hatten oft keinen geregelten Tagesablauf. Ein beliebter Zeitvertreib war das Fangen und Züchten von Fregattvögeln. Jeder Nauruer besaß im Schnitt 2–3 Autos (bei nur 29 Kilometern asphaltierter Straßen) und ein Motorboot. Viele Nauruer flogen häufig nach Australien, um sich mit den neuesten und modernsten Konsumgütern einzudecken. Zahlreiche Feste und die allgemeine ungesunde Ernährung führten dazu, dass heute nahezu die Hälfte der Nauruer fettleibig und/oder zuckerkrank ist.
Seit 2000 wird jedoch wegen Erschöpfung der Vorkommen nur noch sehr wenig Phosphat abgebaut. Trotzdem arbeiten im Phosphatbergbau noch immer knapp die Hälfte der Erwerbstätigen. Die Beschäftigten der früheren Phosphatmine sind fast ausschließlich Gastarbeiter aus Kiribati, Tuvalu, den Philippinen, Hongkong, Australien und Neuseeland. Die Gastarbeiter und deren Familien stellen rund 40 Prozent der Inselbewohner.
Die Regierung versuchte mehrmals, den hohen Lebensstandard auch ohne die Einnahmen aus den erschöpften Phosphatvorkommen zu sichern. Zu diesem Zweck wurde ein Kapitalfonds gebildet, der Immobilien und Aktien in den pazifischen Nachbarstaaten sowie in den USA und Australien erwarb, etwa einen Wolkenkratzer in Melbourne, das Nauru House, das dort abschätzig birdshit tower genannt wird. Außerdem bemühte sich die Nauru Finance Industry, den Inselstaat durch erhebliche Steuervergünstigungen zu einem Steuerparadies für die internationale Geschäftswelt zu machen.
Wegen gravierender Fehlinvestitionen und korrupter Geschäfte der Regierung verlor der Staat jedoch fast seinen gesamten Reichtum und der hohe Wohlstand schwand. Beispielsweise finanzierte der Staat ein erfolgloses Musical in London, das nach der Premiere sofort abgesetzt wurde, man leistete sich auch einen überflüssigen Ableger der University of the South Pacific. Löhne werden zur Zeit teilweise nicht bezahlt, der Abfall häuft sich an; der Staat hat riesige Schulden zu bezahlen und steht vor dem Bankrott. Außerdem gibt es in Nauru ein „Gefängnis“ für afghanische, pakistanische und irakische Asylsuchende, die von der australischen Regierung im Nauru Detention Centre festgehalten werden.
Nauru hofft derzeit auf Entschädigungszahlungen Australiens, das vor der Unabhängigkeit die Phosphatvorkommen ohne Gegenleistung ausgebeutet hatte. Außerdem bezahlt Australien Nauru für die Unterbringung der inhaftierten Flüchtlinge; diese Zahlungen machen momentan fast das gesamte Staatseinkommen aus. Weiterhin versucht Nauru, seine Gläubiger und die UNO von seiner Notlage zu überzeugen und bittet um Schuldenerlass sowie um Subventionen der UNO. Durch den Verkauf des Nauru House im September 2004 konnten die Schulden des Hauptgläubigers General Electric bezahlt werden.
Mit dem Reichtum verschwanden auch die kostenlosen Dienstleistungen. Die Regierung konnte die medizinische Behandlung nicht mehr kostenlos zur Verfügung stellen, und auch Steuern werden mittlerweile erhoben.
Als nahezu einziger Wirtschaftszweig bleibt für die Zukunft Fischfang und Fischverarbeitung, obwohl die Fischerei heute noch eine untergeordnete Rolle spielt. Die Landwirtschaft ist wegen des porösen Bodens und der unregelmäßigen Regenfälle auf die Küstenzone beschränkt, wo Kokospalmen, Bananen, Ananas und etwas Gemüse angebaut werden. Man versucht nun, auf den abgebauten Phosphatfeldern die Korallenfelsen wegzuräumen und Humus aufzutragen, um die landwirtschaftlichen Flächen auszudehnen. Schätzungsweise 20 Prozent aller Bewohner betreiben mittlerweile in ihren Gärten landwirtschaftlichen Anbau.
Im September 2004 wurde aus Bodenuntersuchungen entdeckt, dass noch weit mehr Phosphat im Abbaugebiet vorhanden wäre als bisher angenommen; weitere Tests wurden veranlasst. Im Dezember 2004 wurde schließlich erstmals seit Monaten wieder eine größere Menge Phosphat exportiert; die Schiffslieferung nach Südkorea betrug etwa 10.000 Tonnen. Im Oktober 2005 ließen Scotty und Außenminister David Adeang verkünden, das im September 2004 entdeckte übrige Phosphat würde Naurus Exportrate innerhalb sechs Monaten um 300 Prozent steigern.
Die gesamte Elektrizität für die Insel wird im Power House in Aiwo erzeugt, jedoch sind Stromausfälle sehr häufig. Das Trinkwasser wird wie die meisten anderen Lebensmittel vor allem aus Australien mit Schiffen importiert. Da die chronische Wasserknappheit ein großes Problem ist, wurde eine Meerwasserentsalzungsanlage gebaut.
Der industrielle Sektor spielt nur eine geringe Rolle. Einziger größerer Arbeitgeber ist die staatliche Phosphatraffinerie. Kürzlich wurden 800 Stellen gestrichen, die Hälfte aller Arbeitskräfte, was einen Anstieg der Arbeitslosigkeit um 10 Prozent bedeutete.
Der Dienstleistungssektor hingegen ist mit rund 35 Prozent der Beschäftigten ein wichtiger Pfeiler der nauruischen Wirtschaft. Hauptarbeitgeber sind die Verwaltung der Phosphatminen (Nauru Phosphate Royalties Trust) sowie die staatliche Reederei (Nauru Pacific Line) und die nationale Fluggesellschaft (Air Nauru), die gelegentlich ihren Betrieb einstellt, wenn sie sich den Treibstoff oder Reparaturen nicht leisten kann. Sowohl die Nauru Pacific Line als auch die Air Nauru werden zu großen Teilen vom Staat subventioniert.
Basierend auf dem Artikel Nauru der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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