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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
23.11.2024
12:14
 
 
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»
 

Geschichte

Die Geschichte Neu-Ulms beginnt mit dem Wechsel der Hoheit über die Stadt Ulm vom Königreich Bayern zum Königreich Württemberg im Jahre 1810. Die Grenzziehung erfolgt dabei in der Mitte der Donau. Dabei bleiben die Besitzungen auf der gegenüberliegenden Seite der Donau, flussabwärts gesehen die rechte Seite, unter bayerischer Hoheit, die „Geburtsstunde“ Neu-Ulms.

Zunächst bestand der Ort aus ein paar Gärten, Höfen, Wirtshäusern und dem Dorf Offenhausen. Anfangs meldete man sich denn auch noch mit Ulm am rechten Donauufer. 1814 wurde der Name Neu-Ulm erstmals aktenkundig vermerkt. Der Aufschwung kam erst einige Jahrzehnte später in Gang: 1841 beschloß die Frankfurter Bundesversammlung den Bau der Bundesfestung Ulm. Von 1844 bis 1857 entstanden die Festungsanlagen. Auf Betreiben König Ludwig I. wurde die Ortschaft Neu-Ulm in die Festung einbezogen.

Nachdem Neu-Ulm 1853 an die Bahnlinie nach Augsburg angeschlossen wurde, rückten das 12. Infanterieregiment Prinz Arnulf, sowie Chevauxlegers und Fußartillerie ein. Neu-Ulm wurde Garnison. 1857 erhielt der Ort ein Stadtwappen. Die Verleihung des Stadtrechts erfolgte allerdings erst 1869 durch König Ludwig II..

Bürgermeister Josef Kollmann verstand es, die Geschicke der Stadt zu lenken: ab 1897 verband eine Straßenbahnlinie die Bahnhöfe der beiden Städte an der Donau, 1900 wurde die Wasserversorgung durch die Inbetriebnahme des Wasserturmes, dem Wahrzeichen der Stadt, gesichert und 1906 durften endlich die Festungsmauern durchbrochen werden. Neu-Ulm zwängte sich aus seiner Enge und dehnte sich aus. Auch die ersten Fabriken siedelten sich an.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Garnison Neu-Ulm aufgelöst. 2.500 Verbraucher der ehemaligen Garnison fielen weg. Dies erforderte für die einseitig auf das Militär ausgerichtete Wirtschaft Neu-Ulms eine Neuorientierung. Binnen weniger Jahre hatte Neu-Ulm den Verlust der Garnison verkraftet. Es ging spätestens ab 1925 kontinuierlich aufwärts, waren doch schon im 19. Jahrhundert durch den vorerwähnten Bürgermeister Kollmann die Weichen für den Aufbruch ins Industriezeitalter gestellt worden. Die bayerische Seite hatte gegenüber dem württembergischen Ulm eine weit bessere Versorgungslage in allen Belangen, kam allenfalls in Schwierigkeiten durch das württembergische „Hamsterwesen“. (Damals kostete ein Ei in Neu-Ulm neun Pfennig weniger als in Ulm, ein Liter Milch war in Neu-Ulm um 16 Pfennig billiger zu haben.) Neu-Ulm überstand den politischen Umbruch nach dem ersten Weltkrieg mit dem Übergang zur Republik relativ problemlos, ebenso die Einquartierung Hunderter von Flüchtlingen. 1919 und in den Folgejahren überstieg die Nachfrage nach ausgebildeten Handwerken stets die Zahl der Stellengesuche. Nach 1920 schnellte die Zahl der Industrie-Ansiedlungen schlagartig nach oben. Plötzlich wirkt sich der Abzug der Soldaten sogar positiv aus. Frei werdende Gelände, die zahlreich vorhandenen Gleise und fast unbeschränkte Erweiterungsmöglichkeiten übten eine große Anziehungskraft aus. Die Stadtspitze (Oberbürgermeister Nuißl) wußte die Chancen zu nutzen. Die Bevölkerung wuchs weiter, der wirtschaftliche Umbruch wurde bewältigt. Neu-Ulm war eine wohlhabende Stadt.
Im Juli 1934 wurde mit dem Bau einer neuen Kaserne begonnen, der Reinhardt-Kaserne Ecke Reuttier-/Finninger Straße – nach dem Zweiten Weltkrieg die Nelson-Barracks der US Army. Nach dem Abzug der Amerikaner unter anderem Aussiedlerwohnheim, neues Finanzamt und seit Ende 2005 auch Sitz der Neu-Ulmer Polizei. 1936 wurde an der Memminger Straße ein zweiter Kasernenbau begonnen, die Ludendorff-Kaserne – die späteren Wiley-Barracks der US Army. Für beide großen Kasernenbauvorhaben hatte sich die Stadt heftig beworben.

Zwischen den beiden Weltkriegen musste sich Neu-Ulm nachdrücklicher Eingemeindungsbestrebungen von Seiten Ulms erwehren. Es war dem Geschick des langjährigen Oberbürgermeisters (1919 bis 1945) und späteren Ehrenbürger Neu-Ulms Nuißl zu verdanken, dass der Nazi-Oberbürgermeister Ulms, Friedrich Foerster, selbst mit ideologischer Argumentation („der Fortbestand des gegenwärtigen Zustands hat im nationalsozialistischen Staate jeden Sinn verloren“) scheiterte. Die wirtschaftliche Entwicklung Neu-Ulms reizte die Ulmer zum Annektieren und Wiedervereinen. Der bürgerlich-konservative, offensichtlich von vielen konkreten Erscheinungsformen nationalsozialistischer Praxis angewiderte Nuißl taktierte und antichambrierte so erfolgreich, dass Neu-Ulm letztlich selbständig blieb. So heißt es aus Ulmer Sicht in einer Schlussbemerkung einer „zusammenfassenden Darstellung“ zum Verhältnis Ulm/Neu-Ulm vom 10. Juli 1948 unter anderem: „Zu allen Zeiten hat Neu-Ulm verstanden, aus Ulm herauszuholen, was nur möglich war. Das war schon während der Zeit Kollmanns so und erst recht, während der Zeit Nuißls.“

Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurde Neu-Ulm immer häufiger Ziel von Luftangriffen. Die Großangriffe vom 1. und 4. März 1945 und die folgenden Flächenbände zerstörten die Innenstadt weitgehend. Am 25. April 1945 besetzten Kampftruppen der 3. US-Armee Neu-Ulm. Die Stadt stand vor einem kompletten Neuanfang – fast 80 Prozent der Gebäude waren zerstört und alle Brücken über die Donau gesprengt. Viele Flüchtlinge fanden in Neu-Ulm eine neue Heimat. Überlegungen für einen völligen Neubau der Stadt wurden fallengelassen. Es fehlten die Mittel, und es widerstrebt schwäbischem Geist, sich beim Wiederaufbau nicht an das Gegebene zu halten.
1951 rücken wieder Soldaten in die Stadt: Bis 1991 beherbergt Neu-Ulm die US Army. 1983 werden auf dem Areal der Amerikaner Pershing-II-Raketen stationiert, samt den dazugehörigen atomaren Sprengköpfen. Neu-Ulm ist das eine Ende der Menschenkette, mit der zigtausende Friedensdemonstranten gegen die Stationierung protestieren. Fast 40.000 Menschen werden beim abschließenden Protest-Konzert auf dem Volksfestplatz, unmittelbar vis à vis dem Kaserneneingang gezählt.

Der Abzug der Amerikaner im Zuge der Truppenreduzierung nach Ende des Kalten Krieges macht Neu-Ulm wieder „Militär-frei“ und hat in Neu-Ulm ähnliche Folgewirkungen wie der Verlust des Status als Garnisonsstadt nach dem Ersten Weltkrieg, sowohl in wirtschaftlichem Sinne als auch durch die Hinterlassenschaften. Arbeitsplätze (Zivilbedienstete) und Konsumenten fallen weg, ganze Wohnsiedlungen (Vorfeld) werden frei. Das eröffnet Möglichkeiten, birgt aber auch Gefahren. So hat das schnelle Zuweisen der früheren Soldatenwohnungen vor allem an Aussiedler (aus der früheren Sowjetunion) zur Folge, dass in bestimmten Bereichen (zum Beispiel im „Vorfeld“) soziale Brennpunkte entstehen.

1999 war Neu-Ulm stark vom sog. Pfingsthochwasser betroffen, als Iller und Donau die gesamte Innenstadt westlich des Marktplatzes überfluteten. Das erst ein Jahr vorher eröffnete Atlantis-Freizeitbad versank ebenfalls in den Fluten. Die Stadt baut seit einigen Jahren an einem verbesserten Hochwasserschutz.

Städtebaulich gilt es, das Kasernengebiet in die Stadt zu integrieren. Das Areal der amerikanischen „Wiley“-Kaserne wird zum neuen Neu-Ulmer Stadtteil Wiley und beherbergt nun Wohn- und Gewerbeflächen. Ein Teil der Kasernengebäude bleibt erhalten – die Offiziersunterkünfte werden als Studentenwohnheime genutzt. Außerdem entsteht im Wiley der Neubau der Hochschule Neu-Ulm. Der erste Spatenstich fand 2006 statt. Auch die Aussicht auf große städtebauliche Chancen durch das im November 2007 fertiggestellte Projekt Neu-Ulm 21 der Deutschen Bahn, bei dem ca. 14 ha Gleisflächen in der Innenstadt frei werden, und die Ausrichtung der Landesgartenschau 2008 erlauben (und erzwingen) eine weitsichtige Planung, die vor allem dem Faktor Umwelt ein beträchtliches Maß an Aufmerksamkeit zukommen lassen. Schließlich macht das durch die Bahn freigegebene Gelände ein Drittel der Fläche der Neu-Ulmer Innenstadt aus. Dort werden unterschiedliche Wohnangebote geplant, aber auch ein Nahversorgungszentrum von rund 4.000 Quadratmetern für die Innenstadt. Auch ein „Zentrum Mobilität“ mit Angeboten rund ums Auto, aber auch mit den Themen „motorisierte und unmotorisierte Zweiräder“ wird erwogen.

Neu-Ulm war eine kreisfreie Stadt, bis es am 1. Juli 1972 im Zuge der Gebietsreform in Bayern mit dem Landkreis Neu-Ulm zusammengefasst und zur Großen Kreisstadt erhoben wurde.

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