Flagge von Norfolkinsel

Norfolkinsel

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US-$
 

Datum & Zeit
22.12.2024
05:23
 
 
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Geschichte

Als der britische Seefahrer James Cook 1774 als erster Europäer das abgelegene Eiland betrat, dem er später zu Ehren des neunten Herzogs von Norfolk den Namen Norfolkinsel gab, fand er eine paradiesische, jedoch unbewohnte Landschaft vor. Die britische Krone nahm das Gebiet erst 1788 in Besitz und gliederte es in die australische Verwaltungseinheit New South Wales ein. Aufgrund seiner abgelegenen Lage sowie den zahlreichen für die Seefahrt nützlichen Ressourcen (beispielsweise Flachs und Nadelhölzer) eignete sich die Insel hervorragend als Sträflingskolonie, weshalb am 6. März 1788 eine Gruppe von 15 Gefangenen unter der Führung von Leutnant Philip G. King auf der Norfolkinsel landete und eine erste Siedlung gründete. Anfangs ein Gefängnis für Verbrecher, die sich durch gute Führung auf dem Festland die Versetzung verdient hatten, entwickelte sich das Eiland immer mehr zur meist gefürchteten Sträflingsanstalt des Pazifiks. Der permanente Nachschub an Sträflingen sorgte für Platzmangel und Hungersnöte, die Kommandanten reagierten mit drakonischen Strafen auf jede Form von Widerstand. Mit dem Zusammenbruch der Holz- und Flachsverarbeitung wurde die Sträflingskolonie 1813 komplett aufgegeben, alle Gebäude abgerissen, alle Güter in die Heimat verschifft und die Insel quasi in ihren Urzustand zurückversetzt.

12 Jahre sollten vergehen, bis die Norfolkinsel abermals für die britische Regierung interessant wurde. Bedingt durch den sprunghaften Anstieg der Kriminalitätsrate im eigenen Land wurden erneut Rufe nach einer Sträflingskolonie in den Weiten des Ozeans laut. Wieder wurde die Norfolkinsel auserkoren, diesmal jedoch als Gefängnis für Schwerstkriminelle. Fortan war die Umsiedlung auf die Insel mit ihrer 1825 wieder eingerichteten Sträflingskolonie die Höchststrafe für jeden Verbrecher. In einem Arbeitslager ließ man die Gefangenen unter extremsten Bedingungen schuften, Unmengen an Verletzten und Toten gab es zu beklagen. 1844 wurde die Norfolkinsel Teil Tasmaniens. Damals wusste noch kaum jemand in der englischen Heimat von den Geschehnissen in der Sträflingskolonie. Nach und nach drangen jedoch Berichte an die Öffentlichkeit, es kam zu zahlreichen Protesten, und so musste die Strafanstalt im Mai 1855 geschlossen werden. Durch die Goldfunde auf dem australischen Kontinent hatte der Pazifikraum ohnehin seine abschreckende Wirkung verloren, der Mythos von der unwirtlichen und trostlosen Meeresregion war jetzt nicht mehr aufrecht zu erhalten, viele Briten zog es nun aus freien Stücken nach Ozeanien.
Am 8. Juni 1856 trafen die 194 Nachkommen der Bounty-Meuterer, die bis dato auf der 6.000 km entfernten Insel Pitcairn gelebt hatten, auf der Norfolkinsel ein, da Pitcairn diese Menge kaum mehr ernähren konnte. Insgesamt fünf Familien kehrten zwar 1858 und 1864 nach Pitcairn zurück, die meisten blieben jedoch und betrachteten das Gebiet fortan als ihre Heimat (siehe Norfolker und Pitcairner).

Auch politisch wurden Fortschritte erzielt: Die Norfolkinsel wurde am 1. November 1856 zu einem eigenen, New South Wales untergeordneten Territorium mit weitestgehender Autonomie. 1897 hob man die Selbstverwaltung jedoch wieder auf, und am 1. Juli 1914 wurde die Insel zu einer australischen Region. Zwar erhielt sie mit dem so genannten Norfolkinsel-Gesetz (Norfolk Island Act) am 10. August 1979 erneut einen gewissen Grad an Selbstständigkeit, dennoch betrachtet sie Australien nach wie vor als seinen Besitz, erfüllte zahlreiche Versprechen in Bezug auf das Streben der Einheimischen nach Selbstbestimmung nicht und setzte auch die 1979 beschlossenen Gesetze zum Großteil nicht praktisch um.

Der im März 2002 begangene Mord an der 28-jährigen australischen Restaurantmanagerin Janelle Patton beschäftigt seit mehr als vier Jahren die örtliche Polizei und Justiz und sorgt für einiges Aufsehen, wurde doch mehr als ein Jahrhundert lang keine solche Straftat auf der Norfolkinsel verübt. Im August 2006 begannen die Anhörungen in dem Prozess gegen den Angeklagten. Am 9. März 2007 ist der erste Mordprozess seit 151 Jahren mit einem Schuldspruch zu Ende gegangen. Der 29-jährige neuseeländische Koch Glenn McNeill wurde schuldig gesprochen.

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