Geschichte
Es wird angenommen, dass das Dorf im 8. oder 9. Jahrhundert von eingewanderten Alamannen gegründet worden ist. Im Jahr 1236 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung von Ruty in einem Schutzbrief des Papstes an das Kloster Engelberg. Doch bereits fünf Jahre zuvor war ein Freiherr von Rüthi unter den Stiftern des Klosters Frauenthal. Dieses Ministerialengeschlecht der Habsburger verschwand jedoch in der Mitte des 14. Jahrhunderts, von ihrer Burg ist nichts erhalten geblieben. Inhaber der hohen Gerichtsbarkeit und der Landesherrschaft waren die Habsburger, die das Dorf dem Amt Meienberg zuteilten. Die erste Kirche datiert von 1265.
1415 eroberte Luzern das Amt Meienberg, musste es aber 1425 an den gemeinsamen Besitz der Eidgenossen zurückgeben. Aus den eroberten Gebieten wurden die Freien Ämter gebildet, eine Gemeine Herrschaft. Die niedere Gerichtsbarkeit gehörte seit dem Verschwinden der Freiherren von Rüthi den Herren von Hünenberg, danach dem Kloster in Kappel am Albis; sie wurde schliesslich 1498 an die Stadt Zug verkauft. Die Zuger konnten dadurch einen grossen Einfluss auf das Dorf ausüben, obwohl es rechtlich gesehen zum gemeinsamen Besitz der Eidgenossen gehörte. Dies führte häufig zu Kompetenzstreitigkeiten. Auch die Pfarrherren stammten stets aus Zug. An der Reuss wurde Gold gewaschen, die Vorkommen waren allerdings um 1630 erschöpft.
Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Oberrüti gehörte zum Distrikt Muri im kurzlebigen Kanton Baden. Die helvetische Verfassung von 1802 sah die Zugehörigkeit zum Kanton Zug vor, doch Napoléon Bonaparte verfügte im Februar 1803 den Anschluss an den Kanton Aargau.
1869 wurde die Aargauische Südbahn gegründet, um einen Anschluss an die sich in Bau befindende Gotthardbahn zu schaffen. Nachdem die direkte Linienführung von Sins nach Cham früh aufgegeben worden war, sahen die Pläne einen Bahnhof weit abseits des Dorfes auf der gegenüberliegenden Seite der Reuss vor. Doch Oberrüti setzte sich erfolgreich dafür ein, dass die Reussbrücke zwei Kilometer weiter südlich gebaut wurde, wodurch auch der Bahnhof viel näher beim Dorf zu liegen kam. Der Abschnitt Muri - Rotkreuz konnte schliesslich am 1. Dezember 1881 eröffnet werden.
Viele Jahrhunderte lang mäandrierte die Reuss sehr stark und trat mehrmals über die Ufer. Nach einer besonders verheerenden Überschwemmung im Jahr 1911 beschloss der Kanton eine Flusskorrektion. Diese konnte jedoch erst in den 1930er Jahren beendet werden. Bis in die 1950er wurde fast die gesamte Reussebene trockengelegt. Ein kleiner Rest des ehemaligen Feuchtgebietes steht heute unter Naturschutz.
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein blieb Oberrüti ein kleines Dorf, das hauptsächlich von der Landwirtschaft lebte. Während vielen Jahrzehnten stagnierte die Bevölkerungszahl. Doch dann sorgten die Eröffnung der Autobahn A14 in unmittelbarer Nähe sowie die Nähe zu den Agglomerationen von Luzern und Zug für einen Wachstumsschub. Das Dorf entwickelte sich zu einer Wohngemeinde und die Bevölkerungszahl stieg seit 1970 um fast das Dreifache.
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