Geschichte
Ostia wurde nach einer marmornen Inschrift des 2. Jahrhunderts n. Chr. vom vierten König von Rom, Ancus Marcius, im 7. Jahrhundert v. Chr. als erste römische Kolonie gegründet. Die bisherigen archäologischen Befunde reichen allerdings nicht weiter als in das 4. Jahrhundert v. Chr. zurück; die ältesten erhaltenen Gebäude wie etwa das Castrum (Militärlager) und das Capitol datieren aus dem 3. Jahrhundert v. Chr.
Ostia war ursprünglich ein Militärlager, von dem aus sowohl Rom geschützt und verteidigt, als auch der Seehandel kontrolliert werden konnte. Mit letzterem entwickelte sich das Militärlager bald zur Hafenstadt und zu einem starken Stützpunkt der Flotte Roms. Schon im 3. Jahrhundert v. Chr. war es einer der Haupthäfen Roms und wird in dieser Funktion mehrmals in historischen Berichten erwähnt. 217 v. Chr. wurde die Versorgung der Armee gegen Hanibal in Spanien von Ostia aus verschifft und 211 v. Chr. fuhr von hier Gnaeus Cornelius Scipio Calvus nach Spanien um die Karthager zu bekämpfen.
Im Jahr 87 v. Chr. wurde die Stadt im Bürgerkrieg von Gaius Marius und seinen Soldaten geplündert, konnte sich davon aber recht schnell erholen. Unter Augustus setzte eine verstärkte Bautätigkeit ein. Unter ihm wurde ein erstes Theater und ein daneben liegender Geschäftsplatz erbaut. Unter Tiberius wurde das Forum eingerichtet. Allerdings verlandete bereits um die Zeitenwende das Meer vor Ostia. Unter Claudius wurde deshalb ein großer, künstlicher Seehafen gegraben, der unter Nero im Jahr 54 eingeweiht wurde. Der Hafen wurde unter Trajan erweitert. Dieser Hafen, Portus genannt, lag in einiger Entfernung von der eigentlichen Stadt. Seine Erbauung führte aber nicht dazu, dass Ostia verlassen wurde oder sich das Zentrum der Stadt verschob. Bei diesem Hafen befanden sich zunächst wohl nur Lagergebäude und Verwaltungseinheiten, während Ostia das eigentliche städtische Zentrum blieb; zunächst war Portus also nur ein Stadtteil von Ostia.
Ostia erlebte vor allem im 2. Jahrhundert seine größte Blüte. Aus dieser Periode stammen die meisten noch heute erhaltenen öffentlichen, aber auch privaten Gebäude. Die Hafenstadt hatte in dieser Zeit circa 50.000 Einwohner. Gerber, Seilmacher, Schiffbauer und Händler ließen sich hier nieder. Wichtigstes Handelsgut war Getreide, das aus Afrika nach Rom eingeführt wurde. Mit Beginn der 3. Jahrhunderts setzte eine gewisse Stagnation ein. Der Niedergang beschleunigte sich, als Kaiser Konstantin 314 Portus zur colonia erhob (ihm also sozusagen die Stadtrechte verlieh) und Ostia wenig später gemeinsam mit Portus, das sich nun zur eigenständigen Stadt entwickelte, der Stadt Rom als Portus Romae eingemeindete.
Seit der Hohen Kaiserzeit war Ostia Bischofssitz (z. B. Gerald von Ostia). Die Mutter des heiligen Augustinus von Hippo, Monika starb dort 387 auf der Heimreise nach Nordafrika. Augustinus gibt in diesem Zusammenhang eine Beschreibung des Lebens im antiken Ostia in seinen Confessiones. Nach alter Tradition befindet sich in Ostia die Titelkirche des Dekans des Kardinalskollegiums, des Kardinalbischofs von Ostia.
Während der Kämpfe um Rom zwischen den Ostgoten und den oströmischen Truppen unter Belisar diente Ostia um 540 noch einmal als Versorgungshafen für die Ewige Stadt. Doch nach der Völkerwanderungszeit war Ostia, in dessen Umfeld in Folge der Verlandung Sümpfe entstanden waren, was zu häufigen Malariaepidemien führte, kaum noch bewohnt. Bald nach 800 wurden die verbliebenen Einwohner dann umgesiedelt: Einige hundert Meter östlich entstand im frühen 9. Jahrhundert an Tiber und Via Ostiense unter Papst Gregor IV. als neuer befestigter Vorort Roms Gregoriopoli zur Bewachung von Flussmündung und Straße, der im 15. Jahrhundert durch eine Burg verstärkt wurde, die als Zollstätte für den neubelebten Handel diente. Da jedoch der Tiber bei einer großen Überschwemmung 1557 seinen Flusslauf verlagerte, wurde auch Gregoriopoli bedeutungslos. In der Folge verlegte man die Zollstelle an das westliche Ende des antiken Ostia. Die Torre Bonacina genannte Anlage wurde möglicherweise auf den Resten des antiken Leuchtturms von Ostia errichtet.
1613 ließen die Päpste den über Porto führenden trajanischen Tiberkanal (Fossa Traiana, heute Kanal von Fiumicino genannt) wieder schiffbar machen, worauf Ostia endgültig jede Bedeutung verlor.
Anfang des 19. Jahrhunderts wohnten im Gebiet von Ostia antica nur noch einige hundert Sträflinge, die in der Landwirtschaft eingesetzt wurden.
Das moderne Ostia befindet sich aufgrund von Verlandung unter dem Namen Lido di Ostia etwa 3 km weiter südwestlich am Meer.
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